Kleinste Regierungspartei (VV) sucht eigenes Gesicht
Die tschechischen Tageszeitungen befassen sich in ihren Kommentaren am Montag durch die Bank mit der Prager Konferenz der kleinsten Regierungspartei, der Partei der öffentlichen Angelegenheiten (VV). Sie stehe jetzt am Scheideweg, weil sie nach ihrem Wahlerfolg als Sammelbecken der Protestwähler nun endlich auch ihr eigenes Gesicht zeigen müsse, analysierten die Blätter unisono.
Aber, so Steigerwald weiter, abgedroschene Parolen und kluge Reden allein reichten nicht aus, um zu bestehen:
„Im politischen Alltag ist jedoch etwas anderes gefragt. Die Partei muss eine komplexe Schichtung von Themen anbieten, einen guten personellen Kader und ein mediales Geschick bei der Präsentation der Themen. Eine triviale Parole reicht nicht, sie langweilt und verdrießt den Wähler, bis er sich von der Partei abwendet.“
Die Partei der öffentlichen Angelegenheiten wolle sich darum jetzt neu aufstellen und profilieren, ohne den Bogen zu überspannen, resümiert Steigerwald in der Mladá fronta Dnes:
Die Lidové noviny hebt in ihrem Kommentar hervor, dass die Partei der öffentlichen Angelegenheiten sich nun endlich damit auseinandergesetzt habe, was ihr Begriff von einem „sozialen Fingerspitzengefühl“ bedeutet. Autor Daniel Kaiser unterstreicht:
„Die Partei will die Einführung der Hochschulgebühren verschieben und vor allem die Erhöhung der Mehrwertsteuer bei Grundnahrungsmitteln verhindern. (…) Das ist der zweifache Versuch, den Koalitionsvertrag zu revidieren und die eigene Unterschrift zurückzuziehen, die gerade mal fünf Monate alt ist.“In der Hospodářské noviny schreibt Jiří Leschtina unter anderem folgendes:
„Ein Motto der Ideenkonferenz war oft und laut zu hören: Die Partei will sich schnell in der politischen Mitte etablieren. Das allerdings hat einen Haken: In der tschechischen politischen Mitte konnte sich niemand lange halten. (…) Die Schicksale der ODA, der Freiheitsunion, der Grünen und bis zu einem gewissen Grad auch der traditionellen ´Partei der Mitte´, der Christdemokraten, sprechen für sich.“