Klinik in Prag führt erste Kettentransplantation in Mittelosteuropa durch
Dem Prager Institut für klinische und experimentelle Medizin (Ikem) ist eine so genannte Kettentransplantation von Nieren gelungen. Es war die erste erfolgreiche Aktion dieser Art in Mittelosteuropa.
„Kettentransplantation bedeutet zunächst, dass man eine Reihe von Paaren in einer Datenbank erfasst. Das können zum Beispiel Ehepaare sein. Der eine Partner ist bereit, dem anderen seine Niere zu spenden, aber sie ist nicht kompatibel. Eine Transplantation würde also nicht funktionieren.“
Jeder Empfänger bringt also direkt einen Spendewilligen mit – er spendet aber nicht direkt an seine Familienangehörigen oder Bekannten. Finden sich mehrere Paare, ist eine Kettentransplantation möglich. In Prag wurden nun fünf solcher Paare zusammengeführt und operiert. Froněk erklärt die Bedingungen:„Diese Form hat Vorteile, weil es dadurch möglich ist, eine größere Zahl von Paaren in die Spender- und Empfängerkette einzugliedern. Bedingung ist: Der erste Spender muss ein Altruist sein, also jemand, der keinen Empfänger mitbringt, dessen Niere versagt. Jemand, der einfach nur helfen will. Am Ende der Kette bleibt eine Niere übrig, die nach der nationalen Warteliste an einen Menschen geht, der die beste Kompatibilität aufweist.“
In Prag gelang es dann auch, direkt einen sechsten Empfänger zu finden, der die übrige Niere sofort erhielt. Die Kette kann aber auch noch ausgeweitet werden, wenn sich für die letzte Niere erst später ein Paar findet. In den USA ist es Medizinern 2009 sogar gelungen, die Kette über zehn Stationen zu führen – mit einer Pause von fünf Monaten, bis ein weiteres Paar gefunden wurde, um die Kette fortzusetzen.Neben dem Empfänger-Spender-Prinzip bringt die Kettenoperation aber auch einen weiteren Vorteil mit, wie Aleš Herman, der Direktor des Prager Instituts erläutert:
„Wenn eine Niere aus dem Körper entnommen und sofort beim Empfänger eingesetzt wird, setzt der Heilungsprozess schneller ein und verläuft viel besser. Die transplantierte Niere funktioniert dann im Schnitt 20 Jahre. Ein Organ von einem verstorbenen Spender hält dagegen nur zehn Jahre. Die Vorteile sind also unbestreitbar.“Insgesamt verbrachten die Patienten in Prag 30 Stunden im Operationssaal. Bei allen verlief die Operation gut - und bisher wurden die Spenderorgane auch gut angenommen.