Nierentransplantationen: Zahl der Lebendspenden steigt

Nierentransplantation (Foto: Archiv IKEM)

Laut Schätzungen leidet fast jeder zehnte Bewohner Tschechiens an einer Nierenerkrankung. Im vergangen Jahr wurden hierzulande 418 Nierentransplantationen durchgeführt. Immer häufiger handelt es sich dabei um Spenden von Lebenden. Allein im letzten Jahr waren 176 Menschen bereit, einem Patienten ihre Niere zu überlassen.

Nierentransplantation | Foto: IKEM
Organtransplantationen haben im Prager Institut für klinische und experimentelle Medizin (Ikem) eine lange Tradition. Mehr als die Hälfte aller Nierentransplantationen in Tschechien wurde voriges Jahr eben in jenem Institut durchgeführt. Dabei habe sich die Zahl der Lebendspenden bedeutend erhöht, sagt Janka Slatinská. Sie leitet am Institut die Klinik für Nephrologie. Ihrer Meinung nach ist der Anstieg auf die vermehrte Aufklärung zurückzuführen:

„Die Gesellschaft für Transplantationsmedizin sowie die Gesellschaft für Nephrologie bemühen sich, die Öffentlichkeit über die Möglichkeit der Lebendspende ausführlich zu informieren. Die Experten erläutern den Menschen bereits seit mehreren Jahren, dass Lebendspenden nicht gefährlich sind. Dank einer solchen Spende verbessert sich die Lebensqualität der Empfänger. Außerdem werden dadurch auch Einsparungen erzielt.“

Nierentransplantation  (Foto: Archiv IKEM)
Ein großer Vorteil der Lebendspende bestehe darin, dass die Nierentransplantation zu einem bestimmten Termin geplant werden könne, sagt die Ärztin. Der Patient brauche daher keine Dialysetherapie zu absolvieren. Auf die chronische Nierenerkrankung folge direkt die Transplantation, so Slatinská:

„Der Empfänger muss zudem seinen Lebensrhythmus nicht unterbrechen. Das Allerwichtigste ist aber, dass die nach Lebendspenden transplantierten Organe länger arbeiten. Dies ist für die Lebensqualität der Organempfänger von großer Bedeutung.“

Janka Slatinská  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Im Durchschnitt wartet ein nierenkranker Patient in der Tschechischen Republik ein Jahr lang auf ein Spenderorgan. Die gesetzliche Regelung der Organspende unterscheidet sich hierzulande beispielsweise von Deutschland: Wenn ein tschechischer Bürger im Laufe seines Lebens nicht erklärt hat, dass seine Organe nicht gespendet werden dürfen, können sie nach seinem Tod entnommen werden. Die Expertin:

„Die Ablehnung einer Organspende muss in einer Datenbank verzeichnet werden. Wir haben als Ärzte Zugang zu dieser Datei. Seit April dieses Jahres gilt noch eine Neuregelung für Lebendspender bei Nierentransplantationen: Der Spender einer Niere erhält eine einmalige finanzielle Entschädigung. Da die Spender aus dem ganzen Land stammen, werden ihnen auch die Reisekosten erstattet. Die Spender sind zudem bei ärztlichen Untersuchungen vor und nach der Organspende von der Pflichtgebühr befreit.“