Königliche Leibspeise: Forellen aus Vysoké Mýto

Forelle

Die Loučná / Lautschna ist ein unauffälliger Nebenfluss der Elbe. Auf 80 Kilometern Länge fließt sie im Osten Böhmens durch Tschechien. Eine besondere Geschichte rankt sich hierzulande um die Forellen aus dem Gewässer. Vor allem jene aus der Stadt Vysoké Mýto / Hohenmaut kamen früher sogar an den Tafeln von Königen auf den Tisch. Über die historische Bedeutung der Forellen ist nun ein neues Buch erschienen.

Fluss Loučná | Foto: Tereza Brázdová,  Tschechischer Rundfunk

Geräuchert, gebacken oder gebraten – für Forellen gibt es zahlreiche Zubereitungsarten. Aus welchem Gewässer der Fisch auf dem Teller genau stammt, wissen jedoch nur die wenigsten. Anders war dies früher in adeligen Kreisen in Tschechien. Im Mittelalter bestanden viele Herrscher auf Forellen aus Vysoké Mýto. Jiří Junek vom Regionalmuseum der Stadt hat ein Buch über die berühmten Fische aus dem kleinen Fluss Loučná geschrieben.

„Die Loučná ist ein hervorragender Lebensraum für Forellen. Die Fische von hier waren früher sehr berühmt. Vysoké Mýto als Königsstadt war im Mittelalter und der Frühen Neuzeit sogar dazu verpflichtet, die Forellen in einer bestimmten Jahreszeit nach Prag an den Thron zu liefern.“

Jiří Juneks Buch trägt den Titel „Duhový poklad z Loučné“, zu Deutsch etwa „Der Regenbogenschatz aus der Loučná“. Der Historiker geht darin auch auf berühmte Persönlichkeiten ein, die in der Loučná Forellen gefangen haben. Zu ihnen gehört unter anderem der erste Staatspräsident der Tschechoslowakei, wie Jiří Junek weiter in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks ausführte.

„Im 19. Jahrhundert hat hier gerne Tomáš Garrigue Masaryk geangelt. Wie nur wenige wissen, liebte er dies. Und wir sind sehr stolz darauf, dass er regelmäßig hier war. Nach und nach kamen immer mehr Menschen zum Angeln hierher, vor allem im 20. Jahrhundert. Zu den berühmtesten zählte etwa der Schauspieler und leidenschaftliche Angler Jan Werich. Er stand hier – mit Ausnahme der Kriegszeit – von 1934 bis in die 1960er Jahre immer wieder am Wasser.“

Illustrationsfoto: Valentin Baciu,  Pixabay,  Pixabay License

Auch bei weiteren berühmten Persönlichkeiten des gesellschaftlichen und politischen Lebens erfreuten sich die Forellen aus Vysoké Mýto im 20. Jahrhundert großer Beliebtheit.

„In den Archiven der Prager Burg und der Präsidialkanzlei bin ich auf einige interessante Dokumente gestoßen. Das war für mich auch der Anlass, das Buch zu schreiben. Aus den historischen Unterlagen geht hervor, dass die Fischer von hier nach dem Zweiten Weltkrieg die tschechoslowakischen Präsidenten mit Forellen beliefert haben. Mit Ausnahme von Gustav Husák und Václav Havel wurden allen Präsidenten der Tschechoslowakei Forellen aus Vysoké Mýto serviert.“

Jiří Junek | Foto: Ilona Sovová,  Tschechischer Rundfunk

Im Buch von Historiker Jiří Junek dürfen selbstverständlich auch Hinweise zur Zubereitung des schillernden Fisches nicht fehlen. Diese gehen über in Deutschland weitverbreitete Variationen wie die Müllerinart oder Forelle blau hinaus.

„Die Rezepte stammen von den hier ansässigen Gastronomen. Eins kommt auch von mir. Als ich das Buch geschrieben habe, habe ich angefangen, in der Küche mit dem Fisch zu experimentieren. So entstand etwa das Rezept für Forelle auf Brennnesseln. Aber am besten schmeckt die Forelle immer noch so, wie wir sie alle kennen, das heißt in Butter und Kümmel angebraten.“

Das Buch „Der Regenbogenschatz aus der Loučná“ ist 140 Seiten lang und wurde vom Regionalmuseum der Stadt Vysoké Mýto herausgegeben. Es kann an der Kasse des Museums erstanden werden.

Autoren: Ferdinand Hauser , Barbora Soukupová
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