Tschechisch-deutsches Projekt: Wissenschaftler dokumentieren Forellenvorkommen im Böhmerwald
Tschechische und deutsche Wissenschaftler dokumentieren im Böhmerwald das Forellenvorkommen. Mit dem gemeinsamen Forschungsprojekt soll dafür gesorgt werden, dass die Population der Fische auch in Zeiten des Klimawandels nicht zurückgeht.
200 Wasserstellen haben sich die Wissenschaftler ausgesucht, an denen drei Jahre lang das Forellenvorkommen beobachtet und dokumentiert wird. Die meisten Standorte an Flüssen, Seen und Teichen liegen im Böhmerwald, einige aber auch auf bayerischer Seite in einem Gebiet, das bis nach Grafenau reicht. An dem Interreg-Projekt beteiligt sind Experten aus Südböhmen und aus Deutschland.
Konkret geht es um die Zahl der Bachforellen. Der Hydrobiologe Petr Blabolil vom Biologischen Zentrum der tschechischen Akademie der Wissenschaften durchwatet das Wasser der Kleinen Moldau (Vltavský potok) bei Borová Lada / Ferchenhaid, wo sich Fischbrutstätten befinden.
„Ich bin einen Abschnitt von 100 Metern entgegen der Strömung abgelaufen. Mit einem speziellen Gerät betäube ich die Fische und übergebe sie den Kollegen zur Untersuchung. Dann gehe ich die Strecke noch einmal, und aus der Differenz der beiden Durchgänge errechnen wir den gesamten Fischbestand in diesem Abschnitt.“
Weiter schildert Blabolil, welche Daten über die entnommenen Tiere erhoben werden:
„Jeder einzelne Fisch wird gemessen, gewogen und auf seine Gesundheit untersucht. Zudem wird eine Fotodokumentation angelegt. Von den Bachforellen wird ein Stück der Flosse abgenommen, um eine genetische Analyse durchzuführen.“
Wozu diese nötig ist, erläutert der Genetiker Vojtěch Kašpar von der Fakultät für Fischerei und Wasserschutz der Südböhmischen Universität in České Budějovice / Budweis:
„Es ist wichtig, die ursprüngliche Population herauszufiltern. Wir wollen verhindern, dass andere Tiere eingreifen, die in dieser Population nichts zu suchen haben.“
Auf Grundlage dieser Informationen setzen die Wissenschaftler und auch Züchter dann Jungtiere gezielt an solchen Wasserstellen aus, an denen das Forellenvorkommen zurückgeht. Dies trägt nicht nur zur Arterhaltung bei, sondern auch zum Schutz der Gewässer. Denn die Bachforelle ist ein Indikator für sauberes Wasser. Und sie könne gleichzeitig die vom Aussterben bedrohte Flussperlmuschel schützen, so Jiří Marek vom tschechischen Fischereiverband in České Budějovice. Denn frischgeschlüpfte Muscheln finden in den Fischen einen vorrübergehenden Wirt…
„Die Muschellarven setzen sich an den hier ausgesetzten Bachforellen fest. So wird der Muschelzyklus nicht vorzeitig beendet, denn ohne die Forelle würde die junge Muschel kollabieren. Es geht uns bei der Dokumentation der Forellen um die genetische Reinheit. Wir haben nämlich herausgefunden, dass jede weitere Art, die es hier früher nicht gab, die hiesige Natur schwächt.“
Petr Blabolil bestätigt dies:
„Die Bachforellen aus den ursprünglichen genetischen Linien sind am besten an die lokalen Bedingungen angepasst. Wenn diese Bedingungen sich nun verändern, etwa durch Erderwärmung und steigende Trockenheit, haben die einheimischen Tiere die größten Chancen, sich darauf einzustellen und in den kommenden Generationen weiterzubestehen.“
Die Ergebnisse dieser grenzüberschreitenden Zusammenarbeit werden nicht nur Experten vorbehalten sein. Die beteiligten Wissenschaftler informieren im Verlaufe des Projektes in Vorträgen und Bildungsprogrammen über ihre Erkenntnisse.