Klimawandel: Warmes Wasser lässt Forellen-Bestände in Tschechien schrumpfen

Derzeit ist das Wasser in den tschechischen Flüssen und Bächen ungewöhnlich warm. Schuld daran ist das immer noch sommerliche Wetter, obwohl eigentlich bereits Herbst ist. Ganz besonders schlecht bekommt dies Lachsfischen wie den Forellen. Und so ist es kein Wunder, dass ihre Bestände immer mehr zusammenschrumpfen.

Die Liběchovka / Libochner Bach fließt durch das malerische Landschaftsschutzgebiet Kokořínsko und mündet rund 40 Kilometer nördlich von Prag in die Elbe. Das Wasser ist kristallklar und eigentlich ein Paradies für Bachforellen. Dennoch werden diese typischen Süßwasserfische dort immer weniger. Marek Macholda ist Geschäftsführer des Fischereiverbandes in Mělník und sagte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Jetzt im September war es so warm wie im August. Und im August waren die Nächte wärmer als sonst zu dieser Zeit, meist sanken die Temperaturen nicht unter 19 Grad Celsius. Deswegen hat sich das Wasser der Liběchovka im Sommer auf bis zu 21 Grad Celsius erwärmt. Für die Forellen ist das zu viel. Sie vegetieren vor sich hin und nehmen keine Nahrung auf. In der Folge entwickelt sich bei ihnen der Rogen nicht so, wie es sein sollte.“

Dadurch kommt der gesamte Lebensrhythmus der Fische durcheinander inklusive der Laichzeit, die eigentlich im Herbst beginnt…

Forellen | Illustrationsfoto: Davgood Kirshot,  Pixabay,  CC0 1.0 DEED

„Die Forellen wandern dann aufwärts zu den Kiesgründen des Baches. Ungefähr unterhalb des Städtchens Duba beginnen sie, den Laichplatz vorzubereiten. Das heißt, sie säubern den Kies, in den sie laichen. Und erst im Vorfrühling schlüpfen die Fischlarven. Entgegen des eigentlichen Rhythmus sind die Forellen aber immer noch im Unterlauf des Baches, sich haben bisher nicht den Drang, in den Oberlauf zu ziehen, weil sich das Wasser noch nicht ausreichend abgekühlt hat“, so Macholda.

Dabei liegen die Wassertemperaturen nicht nur in diesem Jahr höher, als es den Fischen angenehm ist. Aufgrund des Klimawandels ist die durchschnittliche Lufttemperatur in Tschechien seit 1961 um rund zwei Grad Celsius angestiegen. Das belegen Daten des Statistikamtes von 2021. Und parallel dazu sind auch die Gewässer wärmer geworden.

Zu dieser Entwicklung kommen noch die Pegelstände der Fließgewässer hinzu, die wegen der Trockenheit immer weiter absinken. Beides sehen die Fischer als Gründe für die schrumpfenden Forellenbestände. Pavel Vrána vom landesweiten Fischereiverband kann den Negativtrend auch mit Zahlen belegen:

„Noch um 1990 herum wurden über 200.000 Bachforellen aus den tschechischen Gewässern herausgefischt, und das Gesamtgewicht des Fangs lag bei 52 Tonnen. Im vergangenen Jahr waren es nur noch 24.000 Exemplare mit einem Gewicht von neun Tonnen.“

Der größte Einbruch ereignete sich in den Jahren 2002 bis 2005. Auch damals spielten die gestiegenen Temperaturen eine Rolle, hinzu kam aber noch das Hochwasser vom August 2002. Weitere Probleme für die Forellen sind aber ebenso das Einsickern von Pestiziden in Bäche und Flüsse, die Ausbreitung invasiver Arten oder etwa mangelnde Möglichkeiten des Schutzes, weil Wasserwirtschaftler gerne Totholz aus Fließgewässern entfernen.

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Autoren: Till Janzer , Radek Duchoň
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