Tschechische Sportverbände messen Treibhausgasemissionen mit CO2-Rechner

Flugreisen zu Trainingscamps, internationale Turniere oder die Herstellung von Ausstattungsgegenständen und Uniformen – im Sport wird eine Menge CO2 produziert. Aber wie hoch ist diese Belastung genau? Das wollen nun ebenso die tschechischen Sportverbände herausfinden. Unterstützung bietet dazu ein spezielles Rechensystem.

Die tschechischen Sportverbände haben begonnen, ihren CO2-Fußabdruck zu messen. Das Tschechische Olympiakomitee (ČOV) hat hierfür Anfang Dezember eine neue Rechensoftware vorgestellt. Sie wurde extra für den Sportbereich entwickelt – und das von der EU und dem deutschen Öko-Institut.

Eva Rebmann ist stellvertretende Direktorin des Büros des Europäischen Olympischen Komitees. Bei der Vorstellung des Klimarechners sagte sie im Interview für den Tschechischen Rundfunk:

„Wir sehen immer deutlicher, dass der Klimawandel beeinflusst, wie wir Sport treiben. In Tschechien gab es vor Kurzem ein verheerendes Hochwasser, bei dem auch Stadien und Trainingsplätze zerstört wurden. Die Hitze im Sommer beeinträchtigt die Gesundheit der Sportler – und wenn es allzu heißt ist, kann man im Grunde gar nicht mehr laufen gehen. Im Winter wiederum wird Schnee immer seltener, die Saison wird unvorhersehbar, und das ist eine Katastrophe für die Zukunft des Wintersports. Uns darf all das nicht egal sein, ansonsten verschwindet irgendwann der Sport, den wir so sehr mögen.“

Beim Tschechischen Olympiakomitee wird der CO2-Rechner deshalb bereits verwendet, wie deren Mitarbeiterin Naďa Černá erläutert:

„Wir müssen wissen, wo wir stehen, welche unserer Tätigkeiten die meisten Emissionen verursachen – ob es das Fliegen oder das Fahren zu Veranstaltungen ist, die Turniere als solches oder etwa der Einkauf von Kleidung und Material. Es ist nötig herauszufinden, welche dieser Tätigkeiten den größten CO2-Fußabdruck hat. Erst dann können wir Maßnahmen ergreifen, die zur Reduktion führen.“

Naďa Černá | Foto: Stanislava Brádlová,  Tschechischer Rundfunk

Kommerzielle Firmen müssen bereits jetzt ihre Treibhausgasemissionen errechnen. Für den nicht-professionellen Sportbereich ist dies hingegen nicht vorgeschrieben und auch nicht geplant. Sponsoren oder Verbände können die entsprechenden Daten aber verlangen. In dieser Richtung aktiv ist etwa bereits die Internationale Biathlon-Union (IBU) oder der Leichtathletik-Dachverband World Athletics. Aus diesem Grund messe auch der Tschechische Leichtathletikverband (ČAS) bereits seine Emissionen, sagt die dortige Projektmanagerin Lenka Semerová:

„Der Leichtathletik-Dachverband hat Forderungen und Kriterien zusammengefasst, die der tschechische Verband bei internationalen Veranstaltungen erfüllen muss. Wir messen also nach der Methodik von World Athletics. Aber auch der nun vorgestellte CO2-Rechner kann nützlich sein.“

Um von dieser Nützlichkeit auch Sportorganisationen in anderen Ländern zu überzeugen, reist Eva Rebmann häufig durch die einzelnen EU-Staaten. Wie groß ist die Bereitschaft bei den Sportverbänden, Treibhausgase einzusparen?

„Die Leute in den Organisationen wollen oft einen Wandel – so auch in Tschechien. Die Menschen, mit denen wir hier zusammenarbeiten, sind wirklich kompetent und versuchen, etwas an der Lage zu ändern. Aber sie treffen oft auf Widerstand. Ich glaube, in Tschechien ist eine gewisse Klimaskepsis weit verbreitet. Viele wollen einen Wandel, aber die Kollegen oder der Chef glauben nicht, dass es dringend ist, das Problem anzugehen.“

Autoren: Ferdinand Hauser , Jan Kaliba
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