Konferenz "Prager Appell für den Irak" vertagt

Irak (Foto: CTK)

"Prager Appell für den Irak" - unter diesem Titel soll eine Konferenz in der tschechischen Hauptstadt stattfinden. Ihr Beginn war bereits für den 9. Dezember festgelegt worden, inzwischen gilt dieser Termin aber nicht mehr. Für seine Aufhebung gab es offenbar mehrere Gründe, als unakzeptabel erwies sich jedoch vor allem der vorgesehene Austragungsort der Konferenz. Nämlich das Abgeordnetenhaus. Mehr dazu im folgenden Beitrag von Jitka Mladkova:

Irak  (Foto: CTK)
Mag sein, die Irak-Konferenz hätte keine Furore gemacht, wenn das Tschechische Fernsehen seine am letzten Samstag ausgestrahlte Reportage nicht gebracht hätte. In dieser wurde berichtet, auf der Namensliste der Konferenzteilnehmer seien u.a. auch Anhänger des gestürzten irakischen Präsidenten Saddam Hussein zu finden. Obendrein bestünde der Verdacht, die Konferenz dürfte auch direkt von der einst von Saddam angeführten Baath -Partei organisiert werden. Die Fernsehanstalt berief sich hierzu auf irakische Dissidenten, die derzeit in Großbritannien leben. Aus der Reportage ergab sich, dass die Konferenz im historischen Gebäude des Prager Abgeordnetenhauses abgehalten werden soll. Reaktionen auf die publik gewordene Information ließen nicht lange auf sich warten. Dass ausgerechnet das Parlamentsgebäude zum Austragungsort der Konferenz werden soll, gefiel vor allem den derzeit regierenden Bürgerdemokraten (ODS) nicht, namentlich Außenminister Alexandr Vondra und Premier Mirek Topolanek, der diesbezüglich von einem "großen Fehler" sprach. Der Vize-Abgeordnetenhauschef und Schirmherr der Konferenz, Lubomir Zaoralek, reagierte zunächst so wie folgt:

Lubomir Zaoralek
"Es soll keineswegs eine Konferenz sein, die Saddam-Anhängern oder irgendwelchen Oppositionellen Spielraum gewährt. Ich habe zwar noch keine Namensliste erhalten, die eine gewisse Kontrolle ermöglichen würde, wenn aber die vereinbarten Bedingungen nicht eingehalten werden, wäre es für mich natürlich ein Grund dafür, mir die Veranstaltung einer solchen Konferenz insgesamt zu überlegen."

Überlegt hat sich Zaoralek mittlerweile, dass der "Prager Appell für den Irak" nicht vom Abgeordnetenhaus, sondern von einem anderen Ort der tschechischen Hauptstadt ausgehen wird.

"Im Parlament sind alle Parteien zu Hause. Wenn aber eine von ihnen, aus welchem Grund auch immer, mit einer Veranstaltung nicht einverstanden ist, dann halte ich es nicht für richtig, diese trotzdem abzuhalten. So haben wir uns entschieden, die Konferenz zu einem späteren Termin außerhalb des Parlamentsgebäudes zu veranstalten."

Die Debatte zum Thema "Irak-Konferenz" läuft weiter. Die geplante Veranstaltung stieß auch auf Unmut der irakischen Botschaft in Prag, die unter den Teilnehmern auch Kritiker der US-amerikanischen Präsenz im Irak erwartet. Erbost sind auch die Organisatoren, die Tschechisch-irakische Vereinigung und der Tschechische Friedensfonds. Wegen der Ausstrahlung der erwähnten Reportage haben sie bereits eine Strafanzeige gegen das Tschechische Fernsehen erstattet.