Konkurs der Fluglinie ČSA abgewendet

Immer düsterer waren in den letzten Wochen die Meldungen über die tschechische Fluggesellschaft ČSA geworden. Zum Schluss wurde sogar von einem möglichen Konkurs des Traditionsunternehmens gesprochen. Doch dieses Horrorszenario scheint nun Mitte dieser Woche abgewendet worden zu sein.

Es war praktisch der Sturzflug in ein Finanzloch. Enorme Schulden haben sich bei der staatlichen Fluggesellschaft ČSA angehäuft, bis Ende dieses Jahres sollen umgerechnet rund 130 Millionen Euro fehlen. Ein Ausverkauf oder der Konkurs und damit die Entlassung Tausender Beschäftigter drohten. Doch nun setzt die ČSA zur Notlandung an – und das Manöver könnte gelingen:

„Weil die Banken an den Verhandlungstisch zurückgekehrt sind und mit uns über die Finanzierung des Betriebs sprechen, verkaufen wir nicht mehr unter Druck. Nichts muss veräußert werden, was in einem halben Jahr fehlen könnte. Jetzt konzentrieren wir uns auf die Finanzierung zu üblichen Bedingungen durch Banken, die unserem Projekt und unseren Beschlüssen trauen.“

Foto: Barbora Kmentová
So Firmendirektor Miroslav Dvořák nach der außerordentlichen Hauptversammlung am Mittwoch. So sollen zwar weiter die Duty-Free-Läden von ČSA neue Eigner bekommen, doch zu besseren Konditionen für die Fluggesellschaft. Vollständig auf Eis gelegt wird indes der Verkauf von Flugzeugen und Abfertigungsanlagen. Gespart werden muss aber weiterhin. Die Hauptversammlung entschloss sich zu Maßnahmen in der Führungsetage. Die Zahl der Aufsichtsratsmitglieder wurde halbiert und die Vergütung der Firmenleitung gekürzt, wie Tomáš Uvíra vom Finanzministerium mitteilte:

„Der Vorstand ist in der monatlichen Vergütung um 10.000 Kronen nach unten gegangen und die Aufsichtsratsmitglieder um 30 Prozent.

Die Unternehmensführung zeigt sich also mit den Angestellten solidarisch. Diese hatten bereits im Oktober Lohnkürzungen hinnehmen müssen, so verdienen beispielsweise Piloten nun bei ČSA 30 Prozent weniger und Stewardessen 15 Prozent. All das zeitigt wohl Erfolg. Bereits schimmert ein Silberstreif am Flughimmel für das Unternehmen, das mit dem Prager Wirtschaftswissenschaftler Dvořák auch einen neuen Aufsichtsratsvorsitzenden hat. Verkehrsminister Gustáv Slamečka:

Gustáv Slamečka  (Foto: ČTK)
„Wir haben bereits das Gerüst für einen Finanzplan, das zeigt, dass das Unternehmen gesund werden kann. Dabei half auch die Übereinkunft mit den Angestellten über Schritte zur Restrukturierung von ČSA inklusive der Entlassungen und Lohnkürzungen. Unseren Berechnungen nach müssten wir bereits 2011 wieder in schwarze Zahlen kommen.“

Aktuelle Zahlen unterstützen den positiven Stimmungsumschwung. So hat der Verband europäischer Fluggesellschaften (EAE) für September einen Anstieg der Passagierzahlen bei ČSA um fast drei Prozent registriert. Und das, obwohl die anderen europäischen Fluglinien im selben Monat im Schnitt 4,5 Prozent weniger Passagiere zählten. Für die Tschechische Airline war es zudem bereits der dritte Wachstumsmonat hintereinander.