In Krnov wird 10. Deutsche Kulturwoche veranstaltet
Vorträge, Begegnungen mit Schülern sowie Konzertveranstaltungen stehen auf dem Programm der sechsten Tschechisch-Deutschen Woche, die am Sonntag im schlesischen Krnov/Jägerndorf eröffnet wurde. Mehr erfahren Sie in der folgenden Sendereihe "Begegnungen" von Martina Schneibergova.
"Diese Woche haben wir im Januar 1995 mit der ersten Deutschen Woche in Jägerndorf begonnen, und demnach begehen wir dieses Jahr die zehnte Deutsche Woche, die wir aber gleichzeitig als sechste Deutsch-Tschechische Woche bezeichnen. Denn dadurch, dass wesentlich mehr tschechische Mitarbeiter an dieser Woche beteiligt waren, war es auch nötig, diese Woche in der Namensgebung zu ändern. Da ich nicht nur Vorsitzender des Heimatkreises Jägerndorf in der Sudetendeutschen Landsmannschaft bin, sondern auch Vorsitzender eines selbständigen Vereines, ist das demokratisch entschieden worden, und seitdem ist diese Woche als ´Deutsch-Tschechische Woche´ bekannt - mit der Partnerschaft des hiesigen Schlesisch-Deutschen Verbandes und mit der Partnerschaft der Stadt Krnov."
Was alles steht auf dem Programm der Woche?
"Die ganze Woche könnte man eigentlich als Kulturwoche bezeichnen. Es ist beispielsweise so, dass wir im ersten Teil der Woche über irgendwelche gesellschaftliche und politische Themen Vorträge und Diskussionen haben - diesmal u. a. mit Professor Jan Sokol. In der zweiten Hälfte der Woche steht dann die Musik im Vordergrund. Es gibt eine Zusammenarbeit zwischen dem hiesigen städtischen Jugendchor und unseren deutschen Musikern aus Günzburg. Das Günzburger Kammerorchester kommt am Donnerstag nach Jägerndorf/Krnov und wird mit dem Chor hier auftreten. Und am Sonnabend wird es ein großes Abschlusskonzert in der Hl. Geistkirche geben, das vor allem einen geistlichen Charakter haben wird.Am Anfang der Woche ist es seit zwei Jahren so, dass praktisch den ganzen Tag lang die Schulen miteinbezogen werden, die etwas von ihren deutschsprachigen Programmen jeweils etwas anbieten. Im vergangenen Jahr waren zwei Tage mit den Programmen ausgefüllt, das die Schüler ausgearbeitet hatten. Es ist eine Art Wettbewerb, und die besten Teilnehmer treten dann auf, und dies steht z. B. am Dienstag auf dem Programm, sodass also an diesen Tagen die Aufmerksamkeit auf junge Leute konzentriert wird."
Sie sprachen sich über die Zusammenarbeit mit der Stadt Krnov sehr lobend aus. Wie ist das Interesse der tschechischen Seite an dieser Kulturwoche?
"Wir kommen gerade vom Rathaus, und da spricht man ganz selbstverständlich von der nächsten, also elften Deutschen Woche. Ich muss ehrlich sagen, der allerjüngste bin ich mit meinen 76 Jahren nicht mehr. Ich gebe außerdem eine Zeitung heraus und bin das ganze Jahr hindurch damit beschäftigt - natürlich auch deutsche Gruppen hierher zu bringen, z. B. zum Wandern im Altvatergebirge. In diesem Jahr war es nicht nur einmal, sondern zweimal. Es geht darum, auch diese Woche vorzubereiten. Das bedeutet viele Gespräche mit der Stadt im Vorbereitungsstadium. Das beginnt für mich in der Regel im Februar, damit das dann auch klappt. Es ist eben so, dass diese Zeit notwendig ist, um dann im September ein geschlossenes Programm anbieten zu können. Das sieht also so aus, dass im Prinzip zwischen drei und fünf Veranstaltungen pro Tag angeboten werden, und zwar eine ganze Woche hindurch. Ich hörte davon, dass so etwas - eine solche Woche - ganz einzigartig in der ganzen Tschechischen Republik ist.Wenn man die Veranstaltungen selber ins Leben rufen muss - ich muss leider dazu sagen - die meiste Arbeit liegt dann an mir. Ich muss mehrmals aus meiner Heimatstadt Wilhelmshaven nach Jägerndorf kommen, das bedeutet immer eine Anreise von mehr als 1000 Kilometern. Aber ich muss sagen, das hält mich frisch und ich mache es gern. Ich freue mich immer, wenn es einen Erfolg gibt. Der größte Erfolg, den wir hier erzielt haben, war, dass nach fünf Deutschen Wochen, die über die Bühne gegangen sind, der Bürgermeister bei der Abschlussbesprechung zu uns gekommen ist und gesagt hat, wir sind der Meinung, dass Sie auch ein Deutsches Haus haben sollen. Ich habe es aber abgelehnt, die Bezeichnung ´Deutsches Haus´ zu wählen, weil ich nicht wollte, dass irgendwelche Schmierereien bei uns eingeritzt werden. Wir haben es genannt ´Haus der Deutsch-Tschechischen Verständigung - Haus Europa´. Das Haus ist neu, ist in heller Farbe gehalten und seit zwei Jahren ist keine einzige Beschädigung erfolgt. Das Haus ist ein 12,5 Millionen Kronen-Projekt (ca. 417.000 Euro). Es ist durch das Hochwasser im Jahre 1997 völlig zerstört worden und musste neu aufgebaut werden. Wir haben es durch den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und durch Eigenleistungen hingekriegt. So ist daraus ein wunderschönes Gebäude geworden - ein altes deutsches Bürgerhaus. Ich bin in das Haus so verliebt, dass ich gar nicht nach Hause fahren will. Es erweckt auch einen gewissen Neid, das will ich gar nicht verheimlichen. Aber die hiesigen Deutschen - der Deutsch-Schlesische Verband fühlt sich hier ausgesprochen zu Hause. Wir entwickeln hier im Haus, wie es bei anderen Begegnungszentren üblich ist, den Sprachunterricht. Außerdem gibt es hier eine deutsche Bibliothek mit über 4000 Bändern."