"Deutsch-tschechische Woche" in Krnov zum 13. Mal
Erst Jägerndorf, dann Krnov, dann wieder Jägerndorf und erneut Krnov - so hieß abwechselnd deutsch oder tschechisch die mährisch-schlesische Stadt. Vor dem Krieg hatte sie rund 23.000 Einwohner und nach dem Krieg, genauer nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung nur noch 16.000. Mehrere hundert jüdische Bürger, die Opfer des Holocaust wurden, darf man aber auch nicht vergessen. Dieser Tage findet in Krnov die Deusch-Tschechische Woche statt, mit der die Stadt seit mehreren Jahren schon eine Brücke zwischen damals und heute schlägt.
1994 feierte das Gymnasium von Krnov sein 100-jähriges Gründungsjubiläum. Zu den Feierlichkeiten wurden auch Absolventen aus der Vorkriegs- und Kriegszeit eingeladen, die heute zumeist in Deutschland leben. Viele kamen aus diesem Anlass nach Krnov nach mehreren Jahrzehnten zum ersten Mal. Damals entstand auch die Idee, regelmäßig ein Treffen zwischen den ehemaligen und gegenwärtigen Stadtbewohnern zu veranstalten. Die Bürgermeisterin Renata Ramazanova, die von Anfang an dabei war, erinnert sich:
"Am Anfang kam die Idee nicht bei allen Einwohnern der Stadt gut an. Man darf nicht vergessen, dass die 90-er Jahre hierzulande stark von der Angst vieler Menschen vor eventuellen Eigentumsansprüchen der Sudetendeutschen geprägt waren. Daher hat auch ein Teil unserer Mitbürger in Krnov die Zusammenarbeit des Rathauses als schmerzlich empfunden."Das erste Treffen, die Deutsch-Tschechische Woche genannt, fand zum ersten Mal schon 1995 statt und zwei, drei Jahre später, so die Bürgermeisterin, sei sie von den meisten Bewohnern bereits als feste Veranstaltung im Terminkalender der Stadt empfunden worden. Heute weiß sie, dass die Wahrnehmung des schmerzlichen Geschichtskapitels im tschechisch-deutschen Verhältnis bei der älteren und der jungen Generation unterschiedlich ist. Bei einigen sind die Erfahrungen immer noch präsent. Dafür hat Renata Ramazanova allerdings auch Verständnis. Gleichzeitig sagt sie:
"Ich habe das Gefühl, dass es nach mehr als 60 Jahren nach dem Krieg höchste Zeit ist, die Dinge beim Namen zu nennen. Unabhängig davon, ob es sich um tragische Ereignisse während des Krieges oder danach handelt."
Einen weiteren Beitrag zum nicht leichten Versöhnungsprozess hat Krnov im Rahmen der diesjährigen Deutsch-Tschechischen Woche geleistet. An Stelle eines Massengrabes von ehemaligen deutschen Mitbürgern, die in den Jahren 1945 - 1946 im damaligen Internierungslager gestorben waren, hat die Stadt ein Denkmal im städtischen Friedhof enthüllt.