Kulturphänomen Mundschutz

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In Tschechien trifft man kaum noch jemanden ohne Mundschutz. Wegen der Corona-Pandemie ist er nämlich Pflicht. Doch was passiert nach dem Tragen mit den alten Binden? Vor allem die selbstgenähten Masken kommen nun ins Museum.

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Spezielle Abfalleimer für getragene Mundschutzbinden  (Foto: Petr Tichý,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Im mährischen Znojmo / Znaim ist die Sache klar: Getragene Mundschutzbinden kommen dort seit einiger Zeit in den Sondermüll. Die Stadtverwaltung hat deshalb in jedem Straßenzug spezielle Abfalleimer neben die Papier- und Plastikcontainer aufgestellt. Der Sozialdemokrat Jakub Malečka ist stellvertretender Bürgermeister von Znojmo:

„Die Tonnen sind ausschließlich für gebrauchte Schutzmittel vorgesehen, das steht auch in roten Buchstaben an der Seite. Dazu kommt noch ein Aufkleber, der davor warnt, dass sich in der Tonne potenziell infektiöses Material befindet. Die Behälter unterscheiden sich also deutlich von den anderen Containern.“

In Brno / Brünn sieht man den Mundschutz aber nicht nur als gefährlichen Abfall, sondern auch als Kulturgut. So zumindest die selbstgenähten Masken, die in Zeiten der Coronakrise in fast jedem Haushalt hergestellt werden. Das Ethnografische Institut legt deshalb eine Sammlung der Binden an. Hana Dvořáková leitet die Forschungsstätte und erklärt in einem Bericht des Tschechischen Fernsehens, was dahintersteckt:

Hana Dvořáková  (Foto: ČT24)
„Der Mundschutz ist ein Phänomen seiner Zeit und ein Ausdruck unseres heutigen Lebens. Eines Lebens, das eigentlich niemand herbeigesehnt hat. Die Lage hat uns sehr getroffen, aber die Gesellschaft konnte sehr schnell auf die Umstände reagieren.“

Das Institut sammelt aber nicht nur Mundschutzbinden, sondern auch Corona-Flugblätter und weitere Zeugnisse der Pandemie. Die Stücke sollen in 20 oder 30 Jahren ausgestellt werden, als Erinnerung also an die stürmischen Zeiten von Corona. Sie werden Teil der ethnografischen Alltag-Sammlungen des Mährischen Landesmuseums in Brno / Brünn. Dort sind vor allem Dinge zu sehen, denen man auf den ersten Blick keinen großen kulturellen Wert beimisst. So zum Beispiel Senfgläser:

„Das Senfglas hatte gleich mehrere Verwendungszwecke, darin wurde nicht nur Senf aufbewahrt. Zugleich diente es als Kaffeedose oder aber als Degustationsglas in Weinkellern.“

Illustrationsfoto: flockine,  Pixabay / CC0
Das Ethnografische Institut in Brünn ist aber nicht die einzige Einrichtung, die den besonderen Wert der selbstgemachten Mundschutzmasken erkannt hat. Ähnlich ist es im Museum des Kreises Karlovy Vary / Karlsbad. Dieses hat nämlich einen Wettbewerb ausgeschrieben. Jeder kann dem Museum ein Foto von sich mit Mundschutz schicken. Dominika Kožešníková leitet das Ausstellungshaus und ist regelrecht begeistert von einigen Stücken:

„Eine Frau hatte eine Maske, auf der ein Mund abgedruckt ist. Sie hat uns dazu geschrieben, dass sie so wenigstens mit roten Lippen vor die Tür gehen kann, wenn ihr echter Mund schon nicht zu sehen ist. Ansonsten gibt es viele klassische Motive wie zum Beispiel Blümchen oder Karo. Bei manchen sind aber auch Marienkäfer drauf“

Und die originellste Maske kann natürlich etwas gewinnen:

„Der Hauptpreis ist eine Jahreskarte für alle unsere Ausstellungshäuser und Veranstaltungen. Das umfasst einerseits den Eintritt in unsere Dauerausstellungen im Hauptgebäude in Karlsbad und in die Münzprägestätte in Jáchymov. Andererseits kann man damit aber auch alle unsere Vorträge und Sonderausstellungen besuchen.“