Kuzvart sagt neuer Autobahn den Kampf an

Streitigkeiten um Autobahnen zwischen Ministern, Oppositionspolitikern, sogenannten Verkehrsexperten und vielfach auch den betroffenen Anwohnern stehen in Tschechien beinahe auf der Tagesordnung. Mal ist es die Umgehungsautobahn Pilsen, dann der Ausbau der Strecke nach Hradec Kralove/ Königsgrätz. In vorderer Schusslinie steht dabei nicht selten Umweltminister Milos Kuzvart und so ist es auch diesmal, wenn es um die Autobahnstrecke Prag - Budweis geht. Olaf Barth berichtet.

Zwei Varianten für den Ausbau der wichtigen Verkehrsverbindung zwischen Prag und Budweis und damit auch dem österreichischen Linz stehen derzeit zur Diskussion: Der ursprüngliche Vorschlag aus dem Autobahndirektorat, der den Neubau einer Trasse von Prag bis zum südböhmischen Tabor vorsieht und der Vorschlag des dagegen opponierenden Umweltministers, der eine Erweiterung der bereits bestehenden Landstraße von der Autobahn Prag-Brünn ab Mirosovice nach Tabor zum Ziel hat.

Minister Kuzvart lehnt den Plan eines Autobahnneubaus ab, weil die Strecke direkt durch Erholungsgebiete im Tal Posazavi, südlich von Prag, führen würde. Unterstützung erhält der kämpferische Minister von der Bürgermeisterin Kveta Halanova, Vorsteherin des Städtchens Jilove bei Prag, durch dessen malerische Umgebung die neue Asphaltpiste planiert werden soll.

ZITAT: "Es wäre ein unwiderruflicher Eingriff in das letzte Fleckchen Natur in Prags südlicher Umgebung. Stellen sie sich vor, über das schönste Tal des Flusses Sazava will man eine 108m lange Brücke spannen, weitere fünf Brücken sind hier geplant - auch der Wald würde mit Sicherheit Schaden nehmen."

Doch auch die Gegenseite hat schlagkräftige Argumente, so betont man nicht nur im Autobahndirektorat, Kuzvarts Vorschlag sei unrealistisch, da im Falle einer Erweiterung der Landstrasse bei Benesov auch der dortige, einzigartige Park des Schlosses Konopiste darunter zu leiden hätte. Der Bürgermeister der betroffenen Stadt Benesov, Mojmir Chromy, ist ebenfalls entschieden gegen einen Ausbau der Landstraße, ZITAT: "Bereits jetzt fahren bis zu 1800 Autos pro Stunde hier direkt unter den Fenstern des Krankenhauses vorbei. Selbst für gesunde erwachsene Menschen ist es kaum mehr möglich, die Straße zu überqueren, geschweige denn für Kinder oder Rentner."

Erst im kommenden Jahr soll sich entscheiden, welche der beiden Varianten realisiert wird. Bis dahin wird dem streiterfahrenen Umweltminister Kuzvart noch so mancher Konflikt ins Haus stehen.

Autor: Olaf Barth
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