Kvitová siegt in Wimbledon und soll Nachfolge von Navrátilová antreten

Petra Kvitová und Maria Scharapowa (Foto: ČTK)

„Ein neuer Star ist geboren!“ Mit dieser Aussage hat der ehemalige Wimbledon-Sieger Jan Kodeš am vergangenen Samstag nicht nur den Nerv der meisten Tschechen, sondern auch den der internationalen Tennis-Fachwelt getroffen. Der Star, den Kodes meint, ist niemand anderes als seine tschechische Landsfrau Petra Kvitová, die am Samstag das Damen-Einzel der 125. All England Championships in Wimbledon gewonnen hat. Und bei ihrem überlegenen Finalsieg über die Russin Maria Scharapowa ließ die erst 21-jährige Kvitová auch erkennen, dass sie durchaus das Potenzial besitzt, die künftige Nummer eins der weltbesten Tennisspielerinnen zu werden.

Petra Kvitová  (Foto: ČTK)
Am Freitag, nach dem Halbfinalsieg von Petra Kvitová über die Weißrussin Victoria Asarenka, haben wir in unserer Sendung noch davon gesprochen, dass sich ein Tennissternchen aus dem mährischen Fulnek anschickt, für Furore zu sorgen. Nach dem Finale von Wimbledon, in dem Kvitová die Russin Scharapowa in zwei Sätzen mit 6:3 und 6:4 besiegte, aber reihen auch wir uns ein in die Schar derjenigen, die jetzt behaupten: Ein neuer Stern ist aufgegangen! Hochkonzentriert, mit viel Power, Präzision und Übersicht, scheuchte Kvitová ihre drei Jahre ältere Konkurrentin nämlich von einer Verlegenheit in die andere. Die 1,83 Meter große Blondine schloss ihre Galavorstellung zudem mit einem Sahnehäubchen ab – sie nutzte gleich den ersten Matchball und machte mit einem Ass ihren großen Triumph perfekt. Einen Triumph, den sie zunächst kaum fassen konnte:

Petra Kvitová  (Foto: ČTK)
„Nach dem ersten Matchball wusste ich nicht so recht, war er gut oder nicht gut oder was? Auch jetzt fühle ich mich wie immer, aber natürlich bin ich ungeheuer glücklich.“

Nach dem erfolgreichen Matchball ließ Petra Kvitová zuerst ihren Schläger fallen, um auch sogleich auf die Knie des „heiligen Rasens“ zu sinken. Die Bilder ihres ungläubigen Staunens, als sie dann ihre Hände vor dem Gesicht verschränkte, gingen anschließend um die ganze Welt. Die bescheidene, stets lächelnde Kvitová hatte das vollbracht, wovon sie als Kind oft geträumt hatte – den Turniersieg in Wimbledon. Mit 21 Jahren aber so jung wie keine vor ihr – mit Ausnahme ihrer Gegnerin Scharapowa, die bei ihrem Erfolg 2004 erst 17 war. Ebenso 21 Jahre alt bei ihrem ersten Wimbledon-Sieg aber war auch das große Vorbild der Petra K., die 18-fache Grand-Slam-Gewinnerin, Martina Navrátilová. Die gebürtige Pragerin, die heute in den USA lebt, und die bis Samstag letzte tschechische Wimbledon-Siegerin Jana Novotná saßen dann auch nicht ganz zufällig in der königlichen Loge des Centre Courts von Wimbledon. Sie, die beiden einzigen Tschechinnen vor Petra Kvitová, die hier gewonnen haben, drückten ihrer Nachfolgerin fest die Daumen. Diese Unterstützung habe sie sehr genossen, sagte Kvitová und bekannte:

Petra Kvitová  (Foto: ČTK)
„Ich bin natürlich zur Ehrentafel mit den namentlich eingravierten Siegerinnen gegangen, wo jetzt auch mein Name steht. Auf dem Weg dorthin habe ich auch Jana und Martina getroffen, und dann haben wir uns alle umarmt. Als ich Martina umarmt habe, sind bei uns beiden die Tränen geflossen.“

Das kam sicher nicht von ungefähr, hat doch die 54-jährige Navrátilová in der 33 Jahre jüngeren Kvitová vermutlich ihre Nachfolgerin gesehen. In diese Richtung spekulieren auch bereits US-amerikanischen Medien, die darauf aufmerksam machten, dass Petra Kvitová seit Navrátilovás letztem Triumph 1990 die erste Linkshänderin ist, die in Wimbledon gewonnen hat. Und wie ihr Vorbild peitscht auch die im schlesischen Bílovec geborene Kvitová die Bälle mit ihrer krachenden Vorhand übers Netz. Navrátilová, die den Rasen von Wimbledon nicht weniger als neunmal als Turniersiegerin verlassen hat, glaubt daher fest daran, dass Petra Kvitová das Potenzial für noch viele große internationale Erfolge hat.

Květa Peschkeová und Katarina Srebotnik  (Foto: ČTK)
Einen solchen Erfolg – wenn auch nur zur „Hälfte“ – haben am Wochenende in Wimbledon auch zwei weitere tschechische Tennisspielerinnen gefeiert: Květa Peschkeová, die mit der Slowenin Katarina Srebotnik das Damen-Doppel gewann, und Iveta Benešová, die sich mit dem Österreicher Jürgen Melzer im Mixed durchsetzte.

Autor: Lothar Martin
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