Neuer Tennisstern: Kvitová steht in Wimbledon vor größtem Erfolg ihrer Karriere

Petra Kvitová (Foto: ČTK)

Der tschechische Tennissport muss lange zurückblicken, um sich seiner Glanzzeiten zu erinnern. In den 1970er und 80er Jahren bestimmten die in Prag geborene Martina Navrátilová und der aus Ostrava / Ostrau stammende Ivan Lendl die Weltspitze im Damen- und Herrentennis nachhaltig mit. Danach flackerten hin und wieder einige Talente auf, doch nur noch Jana Novotná war es vergönnt, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. 1998 bezwang die damals 29-jährige Novotná die Französin Natalie Tauziat im Finale mit 6:4 und 7:6. Jetzt aber, nach 13-jähriger Durststrecke, darf man in Tschechien erneut von einem Wimbledonsieg träumen – dank Petra Kvitová.

Petra Kvitová  (Foto: ČTK)
Die 21-jährige Petra Kvitová ist der neue Stern am tschechischen Tennishimmel. Schon vor einem Jahr klopfte die blonde Linkshänderin ziemlich kräftig an die Pforte zum Finale der All England Championships in Wimbledon. Die Hürde Serena Williams, die schon 13 Grand-Slam-Titel gewann, erwies sich aber als noch zu hoch. Im Halbfinale unterlag Kvitová der Amerikanerin mit 6:7 und 2:6.

In diesem Jahr aber unternimmt die gereifte Kvitová einen neuen Anlauf. Mit Erfolg. Am Donnerstag hat sie die vorletzte Hürde im Damen-Einzel souverän übersprungen und besiegte im Halbfinale die Weißrussin Victoria Asarenka in drei Sätzen mit 6:1, 3:6, 6:2. Dabei habe sie die Bedeutung dieses Spiels zunächst gar nicht so recht wahrgenommen, versicherte Kvitová nach der Partie:

Victoria Asarenka  (Foto: ČTK)
„Ich habe eine ganz normale Begegnung absolviert und überhaupt nicht daran gedacht, dass dies ein Halbfinale ist. Ich habe versucht, mich gleich von diesem Gedanken zu befreien und ich denke, dass ich heute von der Psyche her wirklich kein Problem hatte.“

Dafür war ihre Freude nach dem Doppelfehler von Asarenka, dank dem sie ihren zweiten Matchball verwandelte, umso größer:

Maria Scharapowa  (Foto: ČTK)
„Nach dem erfolgreichen Matchball konnte ich es zunächst kaum fassen, dass ich gewonnen habe. Aber es war unbeschreiblich, es war ein herrliches Gefühl, als ich in die Logen geschaut habe und das ganze Publikum aufgestanden ist, um mir zu applaudieren. Natürlich bin ich sehr glücklich über den Finaleinzug, auf der anderen Seite aber auch nicht so perplex, dass ich jetzt nichts mehr zu bieten hätte. Im Finale am Samstag werde ich konzentriert auf den Court gehen und alles dafür tun, um mein bestes Tennis zu zeigen.“

Martina Navrátilová  (Foto: ČTK)
Im Finale steht Kvitová am Samstag der Turnierfavoritin, der Russin Maria Scharapowa gegenüber. Das bisher einzige Duell der beiden Spielerinnen vor einem Jahr in Memphis gewann Scharapowa. Doch nicht wenige Experten, darunter die neunfache Wimbledon-Siegerin Martina Navrátilová, trauen Kvitová den ganzen großen Coup zu. Dann würde das tschechische Tennis endlich auch wieder in neuem Glanz erstrahlen.

Autor: Lothar Martin
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