Lange Staus und Kritik: Deutsche Kontrollen an der tschechischen Grenze
Seit Sonntag lässt Deutschland an der tschechischen Grenze wieder kontrollieren. Der Grund ist, dass Tschechien von der Regierung in Berlin als Virusmutationsgebiet eingestuft wurde. Vor einigen der Grenzübergänge kam es daher zu langen Wartezeiten.
Auf den Autobahnen D5 und D8 bildeten sich am Montagvormittag an der Grenze zu Deutschland kilometerlange Staus. Denn es war der erste Arbeitstag seit der Wiedereinführung von Kontrollen für all diejenigen, die aus Tschechien nach Deutschland reisen wollen. Jedes Auto wurde angehalten und überprüft. In der Schlange vor Rozvadov – Waidhaus standen vor allem Lkws. Ivana Jelínková ist Sprecherin der Polizei im Bezirk Pilsen-Land:
„Die Autofahrer müssen damit rechnen, dass sie vor der Grenze länger warten müssen. Zudem möchten wir die Fahrer darauf hinweisen, Rücksicht auf die anderen zu nehmen, den Hinweisen der Polizei zu folgen und damit weitere Probleme zu verhindern, die den Verkehr belasten könnten.“
Seit Sonntag dürfen nur noch Berufspendler nach Bayern fahren, die – wie es hieß es – in systemrelevanten Branchen arbeiten. Sachsen hatte zuvor bereits eine Auswahl getroffen, demnach dürfen Beschäftigte im Gesundheitswesen, in Pflegeberufen und in der Landwirtschaft weiter aus Tschechien in den Freistaat pendeln. Die Liste der Branchen soll der Presseagentur ČTK zufolge jedoch noch präzisiert werden.
In jedem Fall müssen sich die Berufspendler jeden Tag auf Corona testen lassen. Insgesamt fahren knapp 40.000 Menschen aus Tschechien zur Arbeit nach Deutschland, rund 5000 davon pendeln jeden Tag hin und her. Die Arbeitgeber versuchen sie dazu zu bewegen, vorübergehend nach Deutschland umzuziehen. Nicht alle können oder wollen dies akzeptieren. Eine der Pendlerinnen, die in der Schlange am Grenzübergang in Petrovice – Luckendorf stand, sagte gegenüber dem Tschechischen Fernsehen:
„Ich habe ein kleines Kind und kann nicht umziehen. Einfach wegen meiner Familie.“
Die neu eingeführten Grenzkontrollen werden mittlerweile von der EU-Kommission und von den Gewerkschaften kritisiert. Die EU-Kommissarin für Gesundheit, Stella Kyriakides, sagte in einem Gespräch für die Augsburger Allgemeine, die Angst vor Mutationen des Coronavirus sei zwar verständlich, doch eine (faktische) Grenzschließung löse die Lage nicht. Der DGB-Vorsitzende in Sachsen, Markus Schlimbach, sagte am Sonntag im Tschechischen Fernsehen:
„Das ist eine sehr ungerechte Situation, und die Pendler sind die Opfer dieser Politik.“