Krankentransporte nach Deutschland? Gesundheitsminister auf Inspektionsreise in Cheb

Krankenwagen vor dem Krankenhaus in Cheb (Foto: ČTK / Slavomír Kubeš)

Das städtische Krankenhaus im westböhmischen Cheb / Eger gehört zu jenen, die am Limit arbeiten. Auch deswegen würde man in der gesamten Gegend gerne die Möglichkeit nutzen, bei Bedarf einige Patienten in nahegelegene deutsche Kliniken zu bringen. Doch die tschechische Regierung sträubt sich bisher, dies zuzulassen. Am Donnerstag war Gesundheitsminister Jan Blatný (parteilos) zu Gesprächen in Cheb.

Martin Krušina  (Foto: Archiv des Krankenhauses in Cheb)

Ärzte und Pflegepersonal stehen seit Monaten unter einem enormen Stress. Das gilt besonders für die Kliniken im Nordwesten Tschechiens. Die vielen Corona-Fälle, die behandelt werden müssen, behindern die weitere Arbeit. Dies bestätigt auch der Leiter des Krankenhauses in Cheb, Martin Krušina:

„Wir müssen weiterhin ständig die letzten Reste freier Kapazitäten für Covid-19-Patienten mobilisieren. Das geht auf Kosten akuter Operationen in anderen Bereichen, sie müssen dann gestrichen werden. Denn Chirurgen und OP-Schwestern werden umverteilt.“

Dazu kommt die unglaubliche psychische Anspannung. Věra Luhanová arbeitet als Krankenschwester in der Klinik:

Foto: Martin Pařízek,  Tschechischer Rundfunk

„Wir sehen bei jeder Schicht diese Hoffnungslosigkeit. Unter den Atemmasken sind die verzerrten Gesichter der Patienten zu erkennen, ihre Panik, weil sie keine Luft bekommen. Auch für uns ist das extrem schwer. Wir sind damit jeden Tag konfrontiert, was psychisch sehr belastend ist.“

Deswegen hat am Donnerstag Gesundheitsminister Jan Blatný das Krankenhaus in Cheb angesteuert. Es ging vor allem auch um die Forderung des Leiters sowie des Hauptmannes im Kreis Karlsbad, aus dieser Klinik wie auch weiteren der Region wenigstens einige Patienten nach Deutschland bringen zu können. Entsprechende Angebote von jenseits der Grenze haben am Mittwoch sowohl Vertreter der bayerischen als auch der sächsischen Landesregierung bestätigt – und zwar gegenüber der Presseagentur ČTK.

Jan Blatný  (Foto: ČTK / Slavomír Kubeš)

Doch Minister Blatný erteilte nach den Verhandlungen mit der Leitung des Krankenhauses in Cheb sowie mit Kreishauptmann Petr Kulhánek (Stan) diesem Wunsch erneut eine Absage. Bei einer Pressekonferenz vor dem Eingang der Klinik verwies er auf die regelmäßigen Gespräche mit den tschechischen Konsuln in Deutschland und mit Vertretern der betroffenen Bundesländer.

„Derzeit sind die deutschen Krankenhäuser ähnlich belastet wie unsere. In manchen Bereichen sind sie sogar noch stärker beansprucht. Deswegen wäre die Verbringung einiger weniger Patienten dorthin keine Lösung für die Kliniken hier. Denn wir müssen mehrere Dutzend Patienten anderswohin transportieren. Da insgesamt in Tschechien immer noch ausreichend freie Intensivbetten sowie freie Betten für weitere Behandlungen bestehen, versuchen wir andere Lösungen zu finden“, so Blatný.

Krankenhaus in Cheb  (Foto: ČT24)

Konkret vereinbart wurde daher die Möglichkeit, 24 Stunden am Tag Patiententransporte zu fliegen. Dazu kommt, dass nicht erst Intensivpatienten in andere Teile des Landes verlegt werden, sondern auch schon weniger schwere Fälle. Außerdem will das Gesundheitsministerium konkret an das Krankenhaus in Cheb zusätzliche Ärzte abstellen. Diese und weitere Maßnahmen sollen die Kliniken im Kreis Karlsbad entlasten.

Kreishauptmann Kulhánek zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen. Allerdings plädiert er weiter dafür, auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu aktivieren:

Petr Kulhánek  (Foto: ČT24)

„Ich muss gestehen, dass ich in dem Punkt eine etwas andere Sichtweise habe als Minister Blatný. Natürlich verstehe ich die Argumente des Ministeriums, dass wir die nationalen Kapazitäten nutzen sollten, wenn wir die Transporte auch logistisch geregelt bekommen. Zugleich argumentiere ich weiter mit der Zugehörigkeit zur selben Region. Wir sind Teil eines gemeinsamen europäischen Raums, und ich finde, in Bezug auf die Gesundheit sollte die Grenze in heutigen Zeiten keine Rolle mehr spielen und keine Barriere bilden.“

Das habe auch eine Symbolkraft, betonte Kulhánek, und könne die Bevölkerung beruhigen. Und zwar selbst dann, wenn es sich nur um einzelne Patienten handeln sollte, die in deutsche Krankenhäuser gebracht würden.

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