Lebkuchensouvenir aus Prag

Foto: Ondřej Tomšů
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Beim Weihnachtsfest sind die Tschechen eher konservativ. Ohne Weihnachtsplätzchen beispielsweise sind die Feiertage kaum vorstellbar. Jede Familie backt im Durchschnitt bis zu acht Sorten Plätzchen – neben den Linzern und Vanillekipferln werden auch die Lebkuchen immer beliebter. Die würzigen Kekse werden in Tschechien aber schon seit dem Mittelalter gebacken. Die erste schriftliche Erwähnung über Honiglebkuchen findet man in einer Chronik aus Turnov / Turnau aus dem Jahr 1335. Eine der ersten Lebkuchenbäckerzünfte wurde in Chlumec nad Cidlinou (Kreis Hradec Králové) gegründet.

Gingerbread Museum  (Foto: Ondřej Tomšů)

Foto: Ondřej Tomšů
Lebkuchen finden sich im Advent auf jedem Weihnachtsmarkt und fast auf jedem Tisch in Tschechien. An einem Ort in Prag gibt es die Spezialität aus Honig und Gewürzen das ganze Jahr über. Und auch jetzt in der Vorweihnachtszeit duftet es im Gingerbread Museum, einem Laden in der Neruda-Gasse unterhalb des Hradschin, herrlich nach Lebkuchen. Besitzer des Geschäfts ist Milan Gojda.

„In der Neruda-Gasse lebte einst eine der bekanntesten tschechischen Lebkuchenbäckerinnen – und wir wollen hier an ihr Vermächtnis anknüpfen. Sowohl für Tschechen als auch für Touristen sollte ein Ort entstehen, an dem Weihnachtstimmung herrscht und an dem die Handarbeit gefeiert wird. Gerade diese Tradition macht Prag für die Mehrheit der Touristen zu einem einzigartigen Ziel.“

Foto: Ondřej Tomšů
Lebkuchen ist nicht nur eine typisch tschechische Spezialität, das Pfeffergebäck ist ebenso in Deutschland, Österreich und der Schweiz beliebt. Die tschechischen Lebkuchenrezepte sind dennoch etwas ganz besonderes.

„Für uns sind Honig sowie eine Kombination von Gewürzen am wichtigsten. So können wir die Intensität und den Duft unserer Lebkuchen abstimmen. Heutzutage ist es schwer, bei allen unseren Kunden den richtigen Geschmack zu treffen. Junge Leute bevorzugen Lebkuchen, die eher an Ingwerkekse erinnern. Ältere Kunden mögen eher den typischen Geschmack klassischer Gewürzmischungen mit Anis und Ingwer. Wir versuchen darum, den mittleren Weg zu gehen, damit die Lebkuchen sowohl den jungen, als auch den älteren Menschen schmecken.“

Foto: Ondřej Tomšů
In der Lebkuchenwerkstatt des Gingerbread Museum herrscht Hochbetrieb. Auf dem Nudelbrett liegt ein Batzen fertigen Lebkuchenteigs. Bevor dieser aber bearbeitet werden kann, muss er lange genug ruhen. Dies bestätigt auch der Bäcker Jiří Lachout, der seinen Teig immer einen Tag vorher einknetet.

„Idealerweise sollte sich der Teig zwölf Stunden lang in einem kühlen Raum ausruhen.“

Lebkuchen ist ein traditionelles Zuckergebäck, das seit dem Mittelalter gebacken wird. Im Internet findet man oft Rezepte mit bis zu 80 verschiedenen Gewürzen. Jiří Lachout:

Gingerbread Museum  (Foto: Ondřej Tomšů)
„Wir haben die Rezeptur ein bisschen geändert, aber die grundlegenden Zutaten sind immer dieselben. Bei uns kommen acht Gewürze in den Teig. Am kräftigsten sind Kardamom, Anis, Zimt und Sternanis.“

Der Bäcker nutzt dieselben Ausstechformen, die auch in den meisten tschechischen Haushalten zum Einsatz kommen – Herzchen, Kometen, Bäumchen, Sternchen.

„Bei unseren Kunden sind Herzchen und verschiedene Figürchen besonders beliebt. Jetzt in der Adventszeit sind Engel der größte Hit.“

Der Teig muss gut ausgerollt werden, sagt der Bäcker:

„Der Teig soll knapp ein Zentimeter dick sein. Lebkuchen werden zehn Minuten lang bei 170 Grad Celsius gebacken.“

Gingerbread Museum  (Foto: Ondřej Tomšů)
Die frischen Lebkuchen müssen noch verziert werden. Das macht im Gingerbread Museum die Betriebsleiterin Hana Jansíková:

„Ich verziere die Lebkuchen immer frei nach Laune. Da diese in 90 Prozent der Fälle gut ist, sind die Plätzchen immer sehr bunt und lustig. Um Zeit zu sparen, benutzen wir eine sogenannte ,Königsglasur‘. Die ist einfach, glatt und in drei Minuten fertig. Oder aber auch einen normalen Zuckerguss aus Eiweiß, Pulverzucker und ein paar Tropfen Wasser.“

Auf dem Blech liegen zwei Reihen von kleinen Weihnachtsbäumen aus Lebkuchen. Wird jeder davon anders verziert?

„Ja schon. Denn immer dasselbe Muster, das macht mir keinen Spaß. Zwei Lebkuchen habe ich mit grüner Farbe verziert und ein weiterer hat eine Art Weihnachtsmütze bekommen.“

Die Besucher haben die Möglichkeit, auch ihren eigenen Lebkuchen zu verzieren. Hana Jansíková:

„Wir haben aus dem Grund kleine Schachtel für die Lebkuchen vorbereitet. Touristen suchen sich meistens Herzchen aus und verzieren sie. Es ist das beste Geschenk.“

Foto: Ondřej Tomšů
Die fertigen Lebkuchen müssen wieder ausruhen.

„Bei uns sind alle Lebkuchen immer gleich ausverkauft. Der klassische Rat lautet, die Lebkuchen in einer Dose mit einem Stück Apfel liegen zu lassen.“

Die Museumswände sind mit einzigartigen Lebkuchen geschmückt, die eher wie ein gestickter Spitzenstoff als Gebäck aussehen. Es sei sehr anspruchsvoll, derartige Lebkuchen zu kreieren, sagt Hana Jansíková:

„Ich würde es nicht wagen. Ich kenne nur ein paar Frauen in Tschechien, die so etwas schaffen. Man braucht Geduld und Übung und darf dabei keinen Fehler machen. Hut ab vor einer solchen Leistung.“