Lehrerin gemobbt: Ministerium verlangt Strafen für Täter und Schulleiter

Foto: Filip Jandourek, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Der Fall gilt als alarmierend: Drei Schüler einer Fachschule in Prag haben ihre Lehrerin mehrere Monate lang gemobbt. Anfang Februar brach sie zusammen und starb. Die Bildungsministerin verlangt nun strenge Strafen für die Täter und den Schulleiter.

Foto: Tschechisches Fernsehen
Die 55-jährige Lehrerin einer Fachschule in Prag wurde höchstwahrscheinlich seit Längerem von drei jugendlichen Schülern schikaniert. Nachdem dies im Januar ans Licht kam, wurden die Schüler mit einer schlechten Betragensnote im Zeugnis bestraft – und sie wurden verwarnt, dass sie beim nächsten Mal von der Schule gewiesen werden. Kurz darauf starb die Lehrerin nach einem Schwächeanfall. Daraufhin tauchten Videoaufnahmen auf, die Mitschüler der drei Täter gemacht haben. Sie belegen Beleidigungen, vulgäre Gesten und sogar Drohungen. Die Schule lehnt trotzdem einen Zusammenhang zwischen der Schikane und dem Tod ab.

Kateřina Valachová  (Foto: ČTK)
Am Dienstag haben Bildungsministerin Kateřina Valachová (Sozialdemokraten) und die Prager Oberbürgermeisterin Adriana Krnáčová (Partei Ano) die Schule besucht. Nach einer Debatte mit den Schülern betonte die Ministerin, es habe sich um einen einmaligen Fall gehandelt. Sie sei überzeugt, dass sich solcherlei Schikanen an der Schule nicht mehr wiederholen werde. Für die drei mobbenden Schüler verlangt sie allerdings eine strengere Strafe:

„Als Juristin und als Bildungsministerin bin ich der Meinung, dass die zuletzt veröffentlichten Aufnahmen ein solches Verhalten belegen, bei dem ich mir keine andere Strafe vorstellen kann, als die Täter von der Schule zu weisen.“

Adriana Krnáčová  (Foto: ČTK)
Dies wurde auch bereits von der Schulleitung vorgeschlagen, darüber soll nun allerdings der Prager Magistrat als Verwaltungsorgan der Schule entscheiden.

Eine Abberufung von seinem Posten droht aber auch dem Schulleiter, František Bártl. Der Prager Stadtrat wird darüber am Donnerstag beraten. Oberbürgermeisterin Krnáčová:

„Wir müssen alle unsere Ansichten klären und darüber sprechen, was für die Schule am besten ist. Ich schließe eine Abberufung nicht aus.“

Illustrationsfoto: Lucie Zemanová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Direktor Bártl selbst sieht keinen Grund, die Schule zu verlassen:

„Ich bin nicht bereit zurückzutreten. Ich bestehe darauf, dass mein Herz sauber ist. Was wir an der Schule gemacht haben, war in Ordnung.“

Bildungsministerin Valachová sieht das Problem in der unzureichenden Prävention von Mobbing an der Schule. Und sie gibt der Schulleitung die Schuld dafür:

„Wenn Augenzeugen einer Schikane darüber schweigen, wenn man keine Sicherheit hat, dass man nicht selbst betroffen ist, wenn man darauf hinweist, dann handelt es sich um einen Fehler der Schulleitung. Daraus lässt sich auch schwerlich folgern, dass das Umfeld an der Schule eigentlich Sicherheit bietet.“

Illustrationsfoto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Bei Kontrollen der Schulinspektion im letzten Jahr wurden an 36 Prozent der Oberschulen vulgäre Äußerungen von Schülern gegenüber Lehrern festgestellt. Tätliche Angriffe gab es an 4,7 Prozent der Schulen. Die Bildungsministerin will nun auch legislative Instrumente im Kampf gegen Mobbing einsetzen sowie die Sicherheit und den Rechtsschutz von Lehrer erhöhen. Valachová plant zudem, mit dem Justizminister über die Möglichkeit zu diskutieren, dass Attacken auf Lehrer als Tat aus niederen Motiven eingestuft werden.