Leichtathletik: Kugelstoßer und Staffel bescheren Tschechien erfolgreiche Hallen-EM
Insgesamt herrschte am Sonntagabend bei den Vertretern des tschechischen Leichtathletik-Verbandes eine gute Stimmung. Zwar hatte man drei Medaillen als Ziel für die Hallen-Europameisterschaft ausgegeben, und es wurden nur zwei – doch auch dies bedeutete eine deutliche Steigerung gegenüber 2019.
Ein fantastisches Rennen, und Tschechien holte am Sonntagabend auch noch Silber in der Männerstaffel über 4x 400 Meter. Am letzten Tag der Hallen-Leichtathletik-EM im polnischen Toruń musste sich das Quartett nur den Niederländern geschlagen geben. Und zwar in der Zeit von 3:06,54 Minuten. Aber schon im Vorfeld hatte Sprinter Pavel Maslák auf eine Medaille spekuliert:
„Ich habe daran geglaubt, denn wir sind vorher Superzeiten gelaufen, etwa auf dem Niveau der Niederländer. Ich habe gewusst, dass wir eine Medaille holen, wenn wir mit ihnen mithalten können. Die anderen Staffeln hatten keine vergleichbaren Zeiten. Das hat sich jetzt im Finale bestätigt.“
Maslák lief im Übrigen auf der für ihn ungewohnten zweiten Position, dabei ist er sonst meist Schlussläufer.
Am Freitag schon konnte der Kugelstoßer Tomáš Staněk eine Medaille für die kleine tschechische Auswahl von 23 Leichtathleten holen – und zwar Gold. Den Hallen-EM-Titel sicherte sich der Prager mit einem Stoß auf 21,62 Meter. Es war sein fünfter Versuch im Wettkampf, zuvor hatte Staněk auf dem undankbaren vierten Rang gelegen. Für den 29-Jährigen ist es das erste Gold bei einem großen Wettkampf:
„So viele Trainingsqualen, und endlich hat es geklappt. Im fünften Versuch kam meine Weite zur richtigen Zeit, weil ich damit das Klassement aufgemischt habe. Danach wollte ich aber auch nicht mehr alles riskieren, damit ich mir nicht vielleicht noch eine Verletzung einhandle. Denn in ein paar Tagen fliegen wir nach Afrika zur Vorbereitung auf Olympia. Also habe ich gebetet, dass es bei dem Ergebnis bleibt.“
Und es blieb dabei. Tomáš Staněk lag am Ende 15 Zentimeter vor dem polnischen Favoriten Michał Haratyk.
Zwei Medaillen bedeuten für Tschechien eine bessere Ausbeute als vor zwei Jahren in Glasgow. Da hatte es nur zu Bronze durch Kogelstoßer Staněk gereicht. Daher zeigte sich letztlich auch Leichtathletik-Nationaltrainer Jan Netscher zufrieden:
„Wir haben uns zwar Hoffnungen auf drei Medaillen gemacht. Jetzt haben wir zwei, sind darüber jedoch nicht enttäuscht. Wir haben unser Potenzial bestätigt, bei Hallen-Europameisterschaften die eine oder andere Medaille zu erringen.“
Allerdings klaffte diesmal hinter den Medaillengewinnern eine gewisse Lücke. Kein weiterer tschechischer Athlet oder eine tschechische Athletin platzierte sich unter den ersten sechs. Laut Netscher hat dies auch mit den derzeitigen Verletzungen zu tun, aber nicht nur…
„Unser Team hätte eigentlich größer sein sollen. Unter anderem fehlten Hürdensprinter Petr Svoboda und vor allem Weitspringer Radek Juška, der vor der Abreise eine Grippe bekommen hat, aber hier sicher um eine Medaille mitgekämpft hätte. Er gehört in jene Kategorie Leichtathleten, die am Ende ihres Reifeprozesses stehen. Des Weiteren fehlten uns hier die Mehrkämpfer. Und dass die Hoch- und Stabhochspringer dieses Jahr komplett zu Hause geblieben sind, darüber müssen wir uns dringend Gedanken machen“, so der Nationaltrainer.
Bis zum Saisonhöhepunkt, den Olympischen Spielen in Tokio, dürfte da aber nicht mehr wirklich viel zu bewegen sein. Bisher sind für die dortigen Leichtathletik-Wettkämpfe zwei Tschechinnen und ein Tscheche qualifiziert. Die jeweiligen Olympia-Normen können noch bis 29. Juni dieses Jahres erbracht werden.