Litomyšl
Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, bei einer weiteren Ausgabe des Regionaljournals. Sowie in anderen Ländern Europas, haben auch in der Tschechischen Republik am zweiten Septemberwochenende Tage des Europäischen Kulturerbes stattgefunden. Eröffnet wurden die Tage des Europäischen Kulturerbes am 2. September in der ostböhmischen Stadt Litomysl, gleichzeitig wurde die Kampagne Europa - das gemeinsame Kulturerbe beendet. Warum gerade Litomysl für die feierliche Eröffnung ausgesucht wurde und wie diese - seit kurzem - UNESCO-Stadt mit dieser Aufgabe zurechtkam, das erfahren Sie in den folgenden Minuten. Zu einem Besuch in das malerische Litomysl laden Sie ein Lothar Martin und Dagmar Keberlova.
"Das war eine Idee, die auch in den 90er Jahren geboren wurde. Wir haben uns gedacht, dass wir in Litomysl zu wenig der Öffentlichkeit zugängliche Grünanlagen haben. Auch wenn die Gärten, die zwischen der piaristischen und der alten gotischen Kirche liegen, mehreren Eigentümern gehören, haben wir uns an der Rekonstruktion nach einigen Jahren der Verhandlungen einigen können."
Die im Mai vergangenen Jahres begonnene Rekonstruktion hat 28 Millionen Kronen beansprucht. Am 2. September, dem Tag der feierlichen Eröffnung der Tage des Europäischen Kulturerbes, war es dann so weit. Aber wir haben Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, immer noch nicht verraten, warum für die Eröffnung gerade Litomysl ausgesucht wurde. Um die Antwort habe ich den Bürgermeister von Litomysl, Miroslav Brydl gebeten:
"Unsere Stadt hat die Tatsache genutzt, dass wir 10 Jahre Mitglied der Vereinigung der historischen Siedlungen Böhmens, Mährens und Schlesiens sind, einer Vereinigung, die die Schirmherrschaft für die Tage des europäischen Kulturerbes übernimmt und gleichzeitig hier in Litomysl auch vor 10 Jahren gegründet wurde. Alljährlich werden diese Tage in Anwesenheit der entsprechenden Minister, der Bürgermeister verschiedener Städte und der Vertreter der Staatsverwaltung eröffnet und wir haben heuer versucht, etwas Besonderes vorzubereiten."
Und es war tatsächlich ein besonderer Tag nicht nur für Litomysl. Feierlich begonnen wurde der Tag mit einem Konzert im Smetana - Haus in Anwesenheit von Umweltminister Milos Kuzvart und dem Minister für regionale Entwicklung Petr Lachnit sowie 68 Bürgermeistern und Vizebürgermeistern der Städte, die sich traditionell an diesen Tagen beteiligen. Zudem standen an diesen zwei Tagen viele Kulturdenkmäler offen, doch der Höhepunkt des Tages war zweifellos die unkonventionelle Eröffnung der Klostergärten mit einer Hochzeit.
Warum gerade eine Hochzeit? Miroslav Brydl, dem Bürgermeister der Stadt zufolge, hat man sich für eine Hochzeit entschieden, da sie als Symbol eines neuen Beginns und gleichzeitig einer Verpflichtung gesehen wird und die nimmt nicht nur das Ehepaar mit der Hochzeit auf sich, sondern auch die Stadt mit der Eröffnung von den Gärten, um die sie sich auch weiterhin kümmern und sie pflegen muss. Nur selten kann sich ein Ehepaar mit einem Hochzeitswunsch eines Ministers rühmen. Umweltminister Kuzvart wünschte dem Ehepaar, Jaroslav Zvara und Ilona Novakova, in Litomysl:
"Ich wünsche Ihnen in den kommenden Jahren auch so einen Sonnenschein wie heute und das notwendige Maß an gegenseitiger Toleranz. Ebenfalls wünsche ich Ihnen, dass ihre 4 Stühle beim Esstisch, die sie vorher erwähnt haben, bald mit ihren Kindern besetzt sind."
Die Klostergärten, die von den beiden Ministern und mit der Hochzeit feierlich eröffnet wurden, breiten sich auf einer Fläche von mehr als 11 000 Quadratmetern aus. Hier können die Besucher in eine grüne Oase eintauchen mit mehr als 100 Bänken, einer Wasserfläche und Statuen von Olbram Zoubek. In Zukunft sollten die Gärten auch als Ort von verschiedenen Kulturveranstaltungen dienen. Mit den Gärten vergrößert sich der Pressesprecherin der Stadt Litomysl Michaela Severova zufolge auch die Fläche des historischen Stadtkerns. Ursprünglich sollten für die UNESCO Liste der geschützten Kulturdenkmäler nicht nur der Schlossareal vorgeschlagen werden, sondern auch die beiden Kirchen und die Gärten. Aber gerade der schlechte Zustand von allen drei Objekten verhinderte damals die Aufnahme in die UNESCO- Liste. Man könne aber - so das Kulturministerium - in Zukunft um eine Erweiterung der Eintragung bei der UNESCO ansuchen, so Michaela Severova weiter.
In Litomysl ging an diesem Tag gleichzeitig auch die Kampagne Europa - Gemeinsames Kulturerbe zu Ende, die vor einem Jahr in Jihlava/Iglau gestartet wurde. Die beiden Aktionen haben ein gemeinsames Ziel: Den Europäern das Natur- und Kulturerbe näher zu bringen, sagte uns Anna Matouskova, die Vorsitzende der Vereinigung der historischen Siedlungen Böhmens, Mährens und Schlesiens, die mit der Austragung beider Kampagnen beauftragt war:
"Beide Veranstaltungen haben einen gemeinsamen Nenner und zwar den Europäern ihr nationales und lokales Kulturerbe näher zu bringen. Die Kampagne Europa- Gemeinsames Erbe war im Unterschied zu den Tages des europäischen Kulturerbes, die in ganz Europa an einem Wochenende stattfinden, auf das ganze Jahr ausgebreitet. Sie hatte sich das Ziel gesetzt, am Ende des Jahrhunderts das Interesse der Europäer auf ihr gemeinsames Erbe zu lenken, und deshalb wurde die Kampagne auf das ganze Jahr verlängert und bestand vor allem in Vorträgen, Bildungsseminaren und Konferenzen."
In der Tschechischen Republik wurden insgesamt 807 Kulturobjekte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, die reichlich besucht wurden, fügte Matouskova abschließend hinzu.