Lkw-Fahrer: von den Helden der Landstraße zum Sicherheitsrisiko
Es hat wieder geschneit. Nach dem zwischenzeitlichen Tauwetter haben wieder Eis und Schnee in Tschechien Einzug gehalten. Und mit dem Winterwetter sind auch die Probleme auf den tschechischen Straßen zurückgekehrt. Ein Lied davon singen kann auch der stellvertretende Chefredakteur der Tageszeitung „Mladá fronta dnes“, Petr Orálek.
„Als Kind waren für mich die Fahrer der großen Brummis tolle Helden, die frei in der Welt herumkreuzen und bei denen man den Traum eines im Sozialismus aufgewachsenen kleinen Jungen bekommen kann: eine leere Coladose. Meine Meinung über die Raubeine auf den Lastwagen habe ich geändert, als ich selbst begonnen habe, Auto zu fahren. Seither habe ich auf den böhmischen und mährischen Straßen Hunderttausende Kilometer abgespult. (…) Und mein Verhältnis zu den Lastwagenfahrern ist jetzt anders: Ich habe Angst vor ihnen.“
Besonders das plötzliche Ausscheren aus der Kolonne – trotz durchgezogener Linie und oft ohne zu blinken – und das Überholen mit geringem Geschwindigkeitsunterschied seien gefährliche Unsitten der Lkw-Lenker. Viele Reifen der schweren Laster würden außerdem eher den Regeln der Formel 1 denn den europäischen Straßenverkehrsgesetzen genügen, schimpft Orálek. Zwar sei es ungerecht, alle Lastwagenfahrer über einen Kamm zu scheren, aber der nötige Aufkleber „Vorsicht! Ich fahre wie ein Rindvieh“ in möglichst vielen mitteleuropäischen Sprachen sei leider noch nicht verpflichtend. Daher müsse man alle Lkw-Lenker als potenzielle Rowdys einstufen. Aus reinem Selbstschutz. Besonders im Winter würden die schlechte Ausrüstung und der rücksichtslose Fahrstil vieler Lastwagen schnell zum ernsten Sicherheitsproblem, so Petr Orálek in der Mladá fronta dnes:„Vorgestern war es auf der D1 wieder schrecklich, vor allem auf der Böhmisch-Mährischen Höhe und bei Brünn. Hässliche Unfälle und umgestürzte Lastwagen haben gleich an mehreren Stellen die Autobahn blockiert. Wer erwartet hatte, dass dies ein Warnsignal sein würde, damit die Laster langsamer fahren, hat sich geirrt. (…) Und die Fahrer jener Lkw, die von der Autobahn abgefahren sind, haben dann auch noch die umliegenden Landstraßen verstopft, weil sie nicht einmal den kleinsten Hügel schafften – das galt übrigens für das ganze Land. Es würde mich interessieren, wie viele von ihnen Schneeketten im Wagen hatten und wie viele sie tatsächlich benutzt haben.“ Angesichts solcher Zustände müssten dringend strengere Regeln für Lastwagen her. Während man Autofahrern immer striktere Vorschriften mache und nun über eine generelle Winterreifenpflicht nachdenke, sei es der mächtigen Spediteurslobby bisher stets gelungen, derartiges für ihre Brummis zu verhindern, schreibt Petr Orálek in der Mladá fronta dnes:„Der Staat könnte durch seine Politik die Firmen dazu motivieren, wieder mehr Güter auf der Bahn zu transportieren. Damit würden die Straßen freier. Er könnte veranlassen, dass Polizisten den Lkw im Schneechaos die Weiterfahrt verbieten und die Lenker zum Abstellen der Fahrzeuge zwingen können. Und für die Polizisten in den schnellen Passats, die zu schnelle Fahrer jagen, habe ich diesen Hinweis: Gefährlicher als ein Auto, das mit 150 fährt, ist ein bei Tempo 80 plötzlich ausscherender Lastwagen. Fangt auch sie!“