Ludwig van Beethovens Neffe Karl und seine fünf Jahre in Iglau

Ludwig van Beethoven (Foto: Meatle, Pixabay / CC0)

Vor 194 Jahren, am 26. März 1827, ist in Wien der Komponist Ludwig van Beethoven gestorben. Zu dieser Zeit lebte sein Neffe und Universalerbe Karl van Beethoven in der Stadt Jihlava / Iglau auf der Böhmisch-Mährischen Höhe.

Karl van Beethoven  (Quelle: Wikimedia Commons,  CC0)

Karl war der Sohn von Kaspar Karl van Beethoven, dem Bruder des Komponisten. Als sein Vater 1815 an Tuberkulose starb, war Karl neun Jahre alt. Ludwig van Beethoven führte mit seiner Schwägerin einen jahrelangen Rechtsstreit um den Neffen. Mit 20 Jahren kam Karl van Beethoven in das rund 150 Kilometer von Wien entfernte Iglau, um in die Armee einzutreten. Der Publizist Zdeněk Geist dazu:

„Im Januar 1827 kam der Neffe nach Iglau und verbrachte fünf Jahre in der Stadt. Das war eine relativ lange Zeit für seine Verhältnisse. Denn zuvor hatte er einige Mal unterschiedliche Schulen und Bildungsinstitute sowie auch die Wohnorte gewechselt.“

Karl van Beethoven hatte schon einige Jahre zuvor den Wunsch geäußert, Soldat zu werden. Sein Onkel war zunächst dagegen. Letztlich entschied sich Karl dennoch für den Eintritt ins Militär, weil er mit Lernschwierigkeiten kämpfte und nachdem er im Sommer 1826 versucht hatte, Selbstmord zu begehen. Und Ludwig van Beethoven gab seinen Widerstand auf.

Zdeněk Geist  (Foto: Milan Kopecký,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Im heutigen Jihlava sind einige Orte mit dem Neffen des Komponisten verbunden. In der Straße Křížová steht das ehemalige Kasernengebäude. Dort habe Karl fünf Jahre lang als Soldat gedient, erzählt Zdeněk Geist:

„Er trat als Kadett in das Infanterieregiment ein. Dazu muss man anmerken, dass er vorher keine Militärausbildung absolviert hatte.“

Karl van Beethoven hielt sich laut dem Experten gerne in Gesellschaft auf:

Stadtbibliothek in Jihlava  (Foto: Magdalena Kupková,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)

„Er besuchte oft das Hotel ‚Zu den drei Fürsten‘. Dort wurden Bälle, auch Maskenbälle veranstaltet. Aus historischen Dokumenten wissen wir, dass er gleich 1827 Mitglied des hiesigen Musikvereins wurde. Die Konzerte fanden damals im Hotel ‚Zu den drei Fürsten‘ statt. Regelmäßig wurde zudem eine sogenannte Monatsakademie organisiert, und zwar im damaligen Gymnasium. In dem Gebäude in der Straße Hluboká hat heute die Stadtbibliothek ihren Sitz.“

Beethovens Neffe habe in Iglau auch seine Frau kennengelernt, sagt der Publizist:

„Karoline Barbara Naske stammte aus einer interessanten Familie. Ihr Vater Maximilian war Sadtratsmitglied, die Mutter besaß einen Bauernhof nahe Bystřice nad Pernštejnem (Bistritz ob Pernstein, Anm. d. Red.). Wann genau sich Karl und Karoline kennenlernten, ist unklar. Fest steht jedoch, dass sie sich spätestens im Winter 1831 näher gekannt haben. Denn neun Monate später kam ihre uneheliche Tochter zur Welt. Knapp ein Jahr später heiratete Karl van Beethoven Karoline Naske und legitimierte damit die Tochter.“

Das Haus in Jihlava,  wo die Familie Naske lebte  (Foto: Irena Šarounová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Das Ehepaar hatte noch vier weitere Kinder. Karl van Beethoven schied 1832 als Unterleutnant aus dem Militär ehrenvoll aus. Ab 1836 lebte er als Privatmann. Da er Alleinerbe seiner Onkel Ludwig van Beethoven und Johann van Beethoven war, brauchte er sich keine finanziellen Sorgen machen. Er starb 1858 im damaligen Wiener Vorort Josefstadt.

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Autoren: Martina Schneibergová , Irena Šarounová
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