Vom Erzbischof zum Unterricht gebeten: Beethoven und seine Besuche in Böhmen

Ludwig van Beethoven (Foto: Perrant, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)

Der Dezember steht für die Kulturpublizistik dies- und jenseits der tschechisch-deutschen Grenze ganz im Zeichen Ludwig van Beethovens. Vor 250 Jahren in Bonn geboren, führte der Lebensweg des Komponisten auch mehrmals nach Böhmen.

Beethovens Geburtszimmer mit einer Beethoven-Büste von Josef Danhauser  (Foto: Hans Weingartz,  Wikimedia Commons,  CC BY 3.0)

Wann genau Ludwig van Beethoven geboren wurde, ist unbekannt. Nur die Taufurkunde hat ein konkretes Datum hinterlassen, nämlich den 17. Dezember 1770. Seine Geburtsstadt Bonn verließ Beethoven als junger Mann im Jahr 1792. Er siedelte nach Wien über, wo er bis zu seinem Tode lebte. Schon früh arbeitete er dort mit einigen tschechischen Musikern zusammen, darunter die Brüder Vranický und Jan Václav Voříšek. Bald reiste Beethoven dann auch nach Prag. Die Stadt war zu der Zeit musikalisch aber immer noch stark von Wolfgang Amadeus Mozart beeinflusst, weiß der Musikpublizist Petr Veber:

„Beethoven kam kurz nach dessen Tod nach Prag und hatte es hier nicht leicht. Die Mozart-Tradition hatte sich stark eingeprägt, nicht nur im Bewusstsein der Menschen, sondern auch im Konzertprogramm. Beethovens Werke setzten sich im öffentlichen Repertoire nur langsam durch, eigentlich erst nach seinem Ableben im 19. Jahrhundert.“

Konvikt in der Prager Bartolomějská-Straße  (Foto: Kristýna Maková / Praha křížem krážem)

In Prag war Beethoven vor allem als hervorragender Pianist bekannt. Später wurde er auch als Komponist geschätzt. Bis heute sind Eintrittskarten von einem Konzert erhalten, das er 1798 im Konvikt in der Prager Bartolomějská-Straße gab. Seine Reisen führten ihn aber auch in andere Städte des heutigen Tschechiens, so Veber:

„Er unterhielt etwa Kontakt nach Teplice (zu Deutsch: Teplitz, Anm. d. Red.), wo er sich im Kurbad erholte. Außerdem besuchte Beethoven die Stadt Hradec (zu Deutsch: Grätz, Anm. d. Red.) bei Opava, genauer den Fürsten Karl Lichnovský, der zu den Förderern des Komponisten gehörte.“

Klavier Beethovens in Olomouc  (Foto: Blanka Mazalová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Auch in Olomouc / Olmütz lassen sich Spuren Beethovens finden. Im Erzdiözesanmuseum ist ein Klavier ausgestellt, auf dem der Komponist einst gespielt haben soll. Der Olmützer Erzbischof Rudolf Jan, auch als Kardinal Rudolph von Österreich bekannt, hatte den Deutschen persönlich in den Bischofssitz gebeten und ließ sich von ihm unterrichten. Museumsleiter Miroslav Kindl sagt über das blankpolierte Mahagoni-Instrument:

„Beethoven hat mit großer Wahrscheinlichkeit einige Male darauf gespielt. Es handelt sich um ein Hammerklavier, das in Wien zwischen 1820 und 1830 hergestellt wurde für den Olmützer Erzbischof Rudolf Jan. Beethoven hat dem Geistlichen sogar eine seiner Messen gewidmet.“

„Missa Solemnis“ von Beethoven  (Quelle: Wikimedia Commons,  CC0)

Diese „Missa Solemnis“ hielt der Komponist nach eigenen Worten für das „gelungenste seiner Geistes-Produkte“. Beethoven überreichte dem Bischof die Notenblätter am 19. März 1823. Uraufgeführt wurde das Werk aber erst ein Jahr später im russischen Sankt Petersburg. Die Freundschaft des Komponisten mit Rudolf Jan, die seit 1803 bestand, hatte da ihren Zenit bereits überschritten. Martin Kučera vom erzbischöflichen Informationszentrum:

‚Der Kontakt hielt mehr als 20 Jahre und brachte sehr freundschaftliche Bande hervor. Rudolf Jan verschaffte dem Komponisten sogar eine lebenslange Rente von 4000 Goldtalern. Damit wurde Ludwig van Beethoven zum ersten freiberuflichen Künstler überhaupt.“

Foto: Ri Butov,  Pixabay / CC0

Zu der Zeit, als Beethoven sich regelmäßig in Böhmen aufhielt, ließ bereits sein Gehör nach. Die vollständige Taubheit setzte 1818 ein. Sein Genie zeigt sich darin, dass Beethoven einige seiner berühmtesten Stücke erst in den folgenden Jahren komponierte. Dazu gehört seine legendäre neunte Symphonie mit der „Ode an die Freude“, die zur europäischen Hymne wurde.

Autoren: Daniela Honigmann , Adéla Burešová , Blanka Mazalová
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