Madonna von Tusset in Volary gefunden

Quelle: Vladimíra Fridrichová-Kunešová, kunesova.cz

Kunstwerke haben oft ein bewegtes Schicksal. So passiert es durchaus häufiger, dass ein Gemälde, das verloren geglaubt wurde, nach vielen Jahren wieder auftaucht. Eine interessante Geschichte hat auch ein Gemälde, das vor kurzem die Aufmerksamkeit der Regionalmedien im Böhmerwald erweckte. Denn es gibt nicht viele Abbildungen der Madonna von Tusset. Die Madonna vom Ende des 18. Jahrhunderts schmückte einst die damals beliebte Wallfahrtskapelle auf dem Berg Stožec / Tussetberg. Nun tauchte ein ähnliches Marienbild in der Böhmerwald-Stadt Volary / Wallern auf.

Mirka Fridrichová-Kunešová,  foto: Martina Schneibergová
Auf dem Bild ist Madonna mit dem Jesuskind und einer weißen Rose abgebildet. Im Rahmen des Stadtfestes in Volary wurde das Gemälde feierlich vorgestellt und in der Barockkirche der heiligen Katharina platziert. Es handelt sich jedoch nur um die Kopie eines Marienbildes, das die Künstlerin Mirka Fridrichová-Kunešová gemalt hat. Sie erzählte die Geschichte der Madonna:

„Im Januar letzten Jahres wurde bei der Instandsetzung eines Hauses im Zentrum von Volary eine zusammengefaltete Leinwand gefunden. Es handelte sich um ein stark beschädigtes Marienbild. Die Maurer, die es gefunden haben, brachten es dem hiesigen Pfarrer. Der Böhmerwald-Kenner und hiesige Schriftsteller Roman Kozák hat den Fund veröffentlicht. Man hat mich angesprochen, ob ich das Gemälde nicht restaurieren könnte. Auf dem Bild war die Madonna von Tusset. Man erkennt sie anhand einer weißen Rose, die sie in der Hand hält.“

Quelle: Vladimíra Fridrichová-Kunešová,  kunesova.cz
Es eine Madonnendarstellung, die fast nur im Böhmerwald bekannt ist. Das Originalbild hing einst in der Tussetkapelle. Das ursprüngliche Bild ist verloren gegangen, aber man wisse von fünf Kopien der Mariendarstellung, so die Künstlerin:

„Ich habe festgestellt, dass sich unter dem oberen Bild noch ein älteres Gemälde verbirgt. Zuerst wollte ich die Leinwand zurückgeben, denn es war unmöglich, das Bild zu restaurieren. Das obere Gemälde war stark beschädigt, die Farben lösten sich ab. Mir fiel dann eine elegante Lösung ein: nämlich eine Kopie des oberen Gemäldes zu fertigen und das Originalbild dann einer Galerie zur Verfügung zu stellen, um es im Labor untersuchen zu lassen. Das obere Gemälde ist mit dem Namen Franz Veits und dem Jahr 1899 signiert worden. Das war ein Maler aus Wallern, der eine Hochschulausbildung hatte. Er war der Urenkel von Ignaz Schraml, der einst das Originalbild der Madonna von Tusset geschaffen hatte. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sein Urenkel das alte Bild, das seine Familie besaß, übermalt hatte. Es ist zwar eine romantische Vorstellung, aber es würde mir gefallen, wenn diese Vermutung stimmen würde.“

Franz Veits
Mehr wird man nach den Laboruntersuchungen des unteren Gemäldes wissen. Mirka Fridrichová-Kunešová hat sich inzwischen in den Archiven umgesehen und mehr Informationen gefunden:

„Der Maler Franz Veits hat einen Enkelsohn, der Herwig Zahorka heißt und in Indonesien lebt. Von der wissenschaftlichen Bibliothek in Budweis habe ich seine Adresse bekommen und ihm geschrieben. Er hat mir sehr wertvolle Informationen zu diesem Bild mitgeteilt und hat vor, nächstes Jahr nach Volary zu kommen.“

Mirka Fridrichová-Kunešová will sich auch weiterhin mit der Geschichte der Tusset-Madona befassen. Über eventuelle neue Erkenntnisse zu dem Marienbild werden wir Sie informieren.