Mangelware Trilobiten: Ausstellung in Beroun zeigt gefälschte Fossilien

trilobiti_formy.jpg

Die Trilobiten sind unter Laien wohl die bekanntesten fossilen Tiere. Ein wahres Paradies für diejenigen, die nach ihnen suchten, war vor allem im 19. Jahrhundert der Böhmische Karst. Im Museum des Böhmischen Karstes in Beroun kann man sich seit der vergangenen Woche mit einem recht kuriosen Kapitel aus der Geschichte der Fossilienforschung vertraut machen. Der Trilobit steht dabei im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Wir laden Sie in die Ausstellung mit dem Titel „In Stein gemeißelte Lügen" ein.

Trilobiten
Die Ausstellung trägt den Untertitel „Die dunkle Vergangenheit der tschechischen ´skalníks´“. Dies macht den Besucher neugierig, allein aus dem Grund, dass sich ein Laie unter dem Begriff „skalník“ kaum etwas vorstellen kann. Übersetzen könnte man ihn etwa mit „Felsenkenner“. Der Geologe und Paläontologe Štěpán Rak, der die Ausstellung zusammenstellte, erklärte:

„Ein ´skalník´ war ein Arbeiter im Steinbruch, der Kalkstein gefördert oder den Kalkstein für Mosaikpflaster bearbeitet hatte. Er stieß dabei immer wieder auf Fossilien und dann hörte er mit der Arbeit im Steinbruch auf und begann Fossilien reichen Leuten zu verkaufen, die sie als Kuriositäten gesammelt haben. Aus den ´skalníks´ sind mit der Zeit Experten geworden, die das Gelände, die Felsen und die Trilobiten gut kannten.“

Fossilie eines Fisches
Den größten Aufschwung erlebte die Tätigkeit dieser Fossiliensucher im 19. Jahrhundert, vor allem im Zusammenhang mit der Forschungsarbeit des namhaften Joachim Barrande in Böhmen. Die Trilobiten nannten die Felsenkenner „Krebse“, „Fliegen“ oder auch “Schmetterlinge“, denn die lateinische Sprache haben sie nicht beherrscht. Die Nachfrage nach Fossilien, die sowohl von Forschungsinstituten, als auch von Privatsammlern gekauft wurden, war sehr hoch. Einige der „skalníks“ kamen auf die Idee, die Fossilien zu fälschen. Dies wurde auch in einem Sketch anschaulich gezeigt, den die Mitarbeiter des Museums während der Vernissage aufführten. Zwei Fossiliensucher schmieden Pläne, wie sie ihre Kunden betrügen können, wenn es an Trilobiten mangelt:

Museum des Böhmischen Karstes
„Wir sind doch Tschechen und haben goldene Hände. Wir wissen schon einen Rat! Stellen wir ein paar Stückchen, die hier herumliegen, zusammen: hier ist der Schwanz des Krebses, dazu kommt noch der Kopf. Was dazwischen fehlt, das basteln wir zusammen: Im Mörser mischen wir ein bisschen Stein mit Leim zusammen. Einen ganzen Haufen solcher Krebse können wir herstellen!“

Und diese gebastelten, gefälschten Trilobiten, die beispielsweise mit einem Stück Stein oder Gips ergänzt wurden, kann man im Museum besichtigen. Von vielen der Fossilien habe man nicht geahnt, dass es um Fälschungen geht, sagt der Experte Rak:

Štěpán Rak
„Dies hat man erst mit der Zeit entdeckt. Heutzutage gibt es immer noch in vielen Museen der Welt Fälschungen aus Beroun, die bis heute nicht als Fälschungen identifiziert wurden.“

Nur ein Teil der „skalníks“ waren Štěpán Rak zufolge Betrüger, aber eben dieses dunkle und kuriose Kapitel aus der Geschichte der Fossilienforschung ist das Thema der Ausstellung. Sie ist im Museum des Böhmischen Karstes auf dem Marktplatz in Beroun bis zum 21. November dieses Jahres zu sehen.



Fotos: Autorin