Martin Doktor: Japaner tun alles für Durchführung der Spiele in Tokio
Es sind nur noch knapp drei Monate, bis das sportliche Highlight des Jahres ins Haus steht: die Olympischen Sommerspiele in Tokio. Sie sollten eigentlich im Sommer 2020 stattfinden, doch wegen der Corona-Pandemie wurden sie um ein Jahr verschoben. Die Eröffnung der Spiele ist auf den 23. Juli terminiert, die Abschlussveranstaltung soll am 8. August über die Bühne gehen. Trotz andauernder Unwägbarkeiten bereitet man sich in Tschechien akribisch auf diesen Saisonhöhepunkt vor.
Als die Japaner die Olympischen Spiele vor einem Jahr schweren Herzens absagen mussten, hofften sie, diese 2021 bereits wieder ohne Corona-Beschränkungen durchführen zu können. Leider aber hat sich die Lage nur partiell verbessert. Vor einigen Wochen teilten die Gastgeber mit, dass sie aus epidemiologischen Gründen keine ausländischen Zuschauer zu den Spielen zulassen können. Denn auch im Land der aufgehenden Sonne hat man die Pandemie noch nicht unter Kontrolle. Die Japaner aber wollen den großen Sportevent unter allen Umständen durchführen, auch wenn die Restriktionen in ihrem Land erst vor zwei Wochen wieder verschärft wurden. Über diese Entwicklungen werden die Teilnehmerländer kontinuierlich informiert. Der Sportdirektor des Tschechischen Olympischen Komitees (ČOV), Martin Doktor, erläutert dazu:
„Wir erhalten vor allem Instruktionen über die Maßnahmen, die uns für die Spiele erwarten. Das sind ständig neue Materialien, die uns einerseits überaus beschäftigen. Auf der anderen Seite bestärken sie uns darin, dass die Japaner in der Vorbereitung auf den Event nichts außer Acht lassen und zudem mit dem klassischen Leitfaden arbeiten.“
Martin Doktor: „Die Sportler müssen ständig ihre Körpertemperatur und ihren Gesundheitszustand überprüfen und sich dazu einer ganzen Reihe von Tests unterziehen. Vor dem Abflug müssen sie einen negativen Corona-Test vorweisen, in Tokio müssen sie sich dann aller vier Tage testen lassen.“
Klare Instruktionen gibt es auch dafür, auf was die Sportler im Vorfeld der Spiele alles achtgeben müssen und was sie dann vor Ort erwartet, bedeutet Doktor:
„Die Sportler müssen schriftlich Auskunft erteilen, wo sie sich im Vorfeld der Spiele aufhalten werden. Sie müssen ständig ihre Körpertemperatur und ihren Gesundheitszustand überprüfen und sich dazu einer ganzen Reihe von Tests unterziehen. Vor dem Abflug müssen sie einen negativen Corona-Test vorweisen, in Tokio müssen sie sich dann aller vier Tage testen lassen.“
Und Doktor ergänzt:
„Überdies werden sie sich während der Spiele in einer sogenannten Blase aufhalten. Das heißt, sie können sich nur zwischen dem Olympischen Dorf und ihren Sportstätten bewegen. Hinzu kommen noch einige andere Plätze, die wir jetzt aber noch nicht kennen.“
Als Sportdirektor obliegt Martin Doktor zudem die Aufgabe, sich als Chef der tschechischen Olympiamannschaft um alle Belange der Sportler und ihrer Betreuer im Vorfeld und vor Ort zu kümmern. Normalerweise besichtigt er persönlich zusammen mit einem Experten-Team in der Regel alle Sportstätten und Unterkünfte für die tschechische Abordnung. Dies war in diesem Jahr wegen Corona nicht möglich. Deshalb mussten Doktor und seine Helfer jetzt auf die moderne Technik zurückgreifen. Vor zwei Wochen durften sie sich die gewünschten Anlagen zumindest online anschauen:
„Bei der Videoschalte ist unser Mitarbeiter in Japan zusammen mit Vertretern des olympischen Organisationskomitees die für uns relevanten Orte abgegangen. Das waren in erster Linie die Räume im olympischen Dorf, in denen das tschechische Team untergebracht sein wird. Das heißt alle Gesellschaftsräume, die medizinischen Trakte und schließlich auch die Wohnzimmer. Das ist für uns sehr wichtig, um einschätzen zu können, wie die Gegebenheiten sind, was vorrätig ist und was wir selbst mitbringen müssen.“
In Vorbereitung auf einen solchen Event wie die Olympischen Spiele interessiert Doktor bereits seit Jahren jede Kleinigkeit. Wie penibel er dabei vorgeht, erläutert er an einem Beispiel:
„Möglicherweise ist das lächerlich, doch wir achten zum Beispiel darauf, wo sich in jedem Zimmer die Steckdosen befinden. Wir wollen bestens vorbereitet sein, und dazu ist jedes Detail wichtig.“
Alles für den Erfolg, heißt die Maxime von Doktor, der in seiner aktiven Karriere selbst zweifacher Olympiasieger im Kanurennsport war. Für die Spiele in Tokio kommt indes noch eine Hürde hinzu: Alle Teilnehmer müssen gegen Covid-19 geimpft sein. Sportdirektor Doktor:
Doktor: „Bei uns in Tschechien ist bisher noch kein Sportler im Hinblick auf die Spiele in Tokio geimpft worden. Wir stehen aber in Verhandlungen mit dem Gesundheitsministerium. Und zwar darüber, dass alle potenziellen Olympiateilnehmer die Möglichkeit erhalten, sich rechtzeitig impfen zu lassen.“
„Bei uns in Tschechien ist bisher noch kein Sportler im Hinblick auf die Spiele in Tokio geimpft worden. Natürlich respektieren wir, dass bei der Impfkampagne besonders gefährdeten Gruppen und die älteren Mitbürger den Vorrang haben. Gleichzeitig stehen wir aber aufgrund der Vorgaben des IOC in Verhandlungen mit dem Gesundheitsministerium. Und zwar darüber, dass alle potenziellen Olympiateilnehmer die Möglichkeit erhalten, sich rechtzeitig impfen zu lassen.“
Einige Sportler wie Zuzana Hejnová wollen vorerst keine Sonderbehandlung, da andere Menschen die Vakzine nötiger bräuchten, als ein gut trainierter Athlet, so die zweifache Weltmeisterin über 400 Meter Hürden. Das Tschechische Olympische Komitee wiederum will erreichen, dass die Olympiateilnehmer nach Möglichkeit mit dem Präparat der Firma Johnson & Johnson geimpft werden, weil dazu nur eine Dosis nötig ist. Mit dem Gesundheitsministerium habe man zwar noch keine offizielle Vereinbarung getroffen, doch einem Vorvertrag zufolge solle die Impfung in der zweiten Maihälfte oder Anfang Juni ermöglicht werden, gibt sich ČOV-Chef Jiří Kejval optimistisch. Insgesamt würde es sich um rund 400 Impfungen handeln, da sich die gesamte tschechische Olympiamannschaft aus Sportlern, Trainern, Betreuern und Offiziellen zusammensetzt, so Doktor. Und der Sportdirektor fügt hinzu, weshalb die Impfung auch noch aus einem anderen Grund für die Athleten so wichtig wäre:
„Für uns ist die Impfung auch eine Prävention vor eventuellen falschen Corona-Tests. Denn ansonsten würde ein positiver Test den Sportlern ihren Olympiastart verwehren. Und das wäre schon eine sportliche Tragödie.“
Doch mit wie vielen Sportlern gedenkt die Tschechische Republik eigentlich zu den Spielen nach Tokio anzureisen? Laut Martin Doktor stehen noch mehrere Olympiaqualifikationen aus, so dass er gegenwärtig nur eine vage Prognose treffen kann. Doch dann wagt er es doch und bleibt dabei optimistisch:
Doktor: „Bisher haben wir (Tschechien) 44 Startplätze für die Spiele in Tokio sicher. Letztlich aber sollen in unserem Olympiateam etwa 100 Athleten sein. In der Qualifikation bestehen dazu noch genügend Gelegenheiten.“
„Bisher haben wir 44 Startplätze für die Spiele in Tokio sicher. Letztlich aber sollen in unserem Olympiateam etwa 100 Athleten sein. In der Qualifikation bestehen dazu noch genügend Gelegenheiten. In erster Linie ist das in Sportarten der Fall, in denen gewisse Leistungsnormen erbracht werden müssen, wie zum Beispiel in der Leichtathletik und im Schwimmen. Oder aber man muss sich in vorolympischen Ausscheiden für Tokio qualifizieren. Ein solches Turnier bestreiten zum Beispiel noch unsere Basketballer.“
Und die Korbjäger aus Tschechien sind womöglich auch die letzten Teilnehmer, die sich für die Spiele in Tokio qualifizieren. Denn die vier Qualifikationsturniere werden erst von Ende Juni bis Anfang Juli ausgetragen. Die tschechische Mannschaft nimmt dabei am Turnier im kanadischen Victoria teil und trifft dort in der Vorrundengruppe B zunächst auf Uruguay und die Türkei.