Mautsystem in Tschechien kommt erst nach dem 1. Januar 2006

Foto: Jana Sustova
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Das zu Jahresbeginn in Deutschland eingeführte System der satellitengestützten Mauterhebung ist nach dem schon im Jahr 2004 in Österreich betriebenen Transponder-System das zweite elektronische Mautsystem, das innerhalb eines Jahres in Mitteleuropa zur Anwendung kommt. Diese Systeme, geschaffen um den zunehmenden Schwerlasttransport auf Autobahnen und Schnellstraßen zu regulieren, verursachen im Umkehrschluss einen gewissen Druck auf die Nachbarstaaten, da viele Spediteure nunmehr auf deren billiger zu befahrende Straßen ausweichen. Von diesem Problem ist auch die Tschechische Republik betroffen. Wie sie es lösen will, dazu mehr von Lothar Martin.

Foto: Jana Sustova
Seit dem Wegfall der Zollkontrollen an den tschechischen Grenzübergängen - eine positive Auswirkung des EU-Beitritts am 1. Mai 2004 - ist in negativer Weise der Lkw-Transitverkehr auf Tschechiens Straßen um rund 50 Prozent gegenüber der Zeit davor gestiegen. Und mit der Einführung des deutschen Mautsystems rechne man, so Verkehrsminister Milan Simonovsky mit einem Zuwachs von weiteren 20 Prozent. Daher, so der Minister, war es seine Absicht, ein ähnliches System so früh als möglich auch hierzulande auf den Weg zu bringen und es nach Möglichkeit ab dem 1. Januar 2006 zu betreiben. Doch die Regierung hat auf ihrer jüngsten Sitzung am Mittwoch beschlossen, das ganze Projekt etwas vorsichtiger anzugehen, sagt Simonovsky:

Verkehrsminister Milan Simonovsky  (Foto: CTK)
"Die Regierung hat einen guten Schritt unternommen, indem sie das Risiko vermindert hat, das mein Ressort bei diesem Projekt auf sich nehmen wollte. Der Entwurf des Verkehrsministeriums sah vor, die elektronische Maut in Tschechien zum 1. Januar 2006 einzuführen. Das hätte bedeutet, wir hätten sehr intensiv nach einem Projektmanager und dem Zulieferer des Systems Ausschau halten und ganz sicher eine ziemlich riskante Entscheidung treffen müssen. Die Regierung hat jedoch entschieden, dass dieses Risiko nicht dem Erlös entspricht, den wir hierbei erwarten, und es daher ausreiche, das elektronische Mautsystem erst im Verlauf des Jahres 2006 einzuführen."

Während der Verkehrsminister diese Regierungsentscheidung sichtlich erleichtert auf einer Pressekonferenz vor Journalisten verkündete - zumal er nicht damit rechne, nach den Wahlen im Juni 2006 noch im Amt zu sein - fiel es ihm doch ziemlich schwer, seine Vorstellungen über die technologische Ausstattung des Systems kundzutun:

"Ich denke, dass das deutsche System seine Kinderkrankheiten überwunden hat. Ich befürchte jedoch, dass der Betrieb dieses multikomplexen Systems sehr kostenintensiv sein wird. Wir wollen lieber noch etwas abwarten, bis die ersten Erfahrungswerte vorliegen. Daher sage ich es noch einmal: Bei der Suche nach einem für uns geeigneten System werden wir neutral sein, also keine Technologie vorschreiben."

Allerdings, so Simonovsky, werden die Anschaffungskosten sicher eine Rolle spielen:

"Die Investition selbst, so wird abgewogen, sollte zu Beginn zwischen drei und vier Milliarden Kronen liegen, und zwar im höchsten Fall. Andere Technologien sind billiger. Ich hoffe, dass wir die billigste auswählen werden."

Dieser Aussage zufolge favorisiert der tschechische Verkehrsminister das österreichische Transponder-System. Arbeitsminister Zdenek Skromach hielt dem jedoch entgegen, dass das deutsche System trotz seiner anfänglichen Probleme besser als das österreichische sei und man nicht mehr auf veraltete Technologien setzen sollte, sondern auf das, was zukünftig in Europa funktionieren wird. Und da plant die EU ab dem Jahr 2008 ein vereinheitlichtes Mautsystem, gestützt auf die Technologie des Satelliten Galileo, durchzusetzen. Bis zur Einführung des Mautsystems muss Tschechien aber weiter mit dem hohen Lkw-Verkehr leben. Was bis dahin zu seiner Reduzierung beitragen könnte, darauf konnte der Verkehrsminister jedoch leider keine Antwort geben.