Mehr Bildung für eine gesunde Psyche

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In Tschechien nehmen sich rund 40 Kinder und Jugendliche jährlich das Leben. Oft liegt das an psychischen Erkrankungen, die bei Minderjährigen zu spät entdeckt werden. Ein neues Schulfach soll dabei nun helfen.

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Dana hat es in ihrer Jugend gemerkt. Irgendwann konnte sie die Realität nicht mehr von ihren Wahnvorstellungen unterscheiden:

„Man fühlt sich anders, und das bereitet einem zahlreiche Probleme. Man sticht hervor, und als Kind richtet man sich da irgendwie ein. Einfach ist das nicht.“

Dana hatte Glück, sie begab sich in Behandlung und führt nun ein mehr oder weniger normales Leben. Gerade schwerwiegende psychische Erkrankungen wie Schizophrenie werden bei Kindern und Jugendlichen zu selten und zu spät erkannt. Dazu der Psychiater Petr Winkler vom Nationalen Institut für geistige Gesundheit:

Adam Vojtěch  (Foto: Archiv des tschechischen Gesundheitsministeriums)
„Besonders verletzlich sind junge Menschen ohne ausgeprägte Identität, die abhängig sind von der Meinung anderer. Das macht die Diagnose um einiges schwerer. Meist taucht irgendwo ein Symptom auf, zur Feststellung eines Leidens ist es aber noch ein langer Weg. Vor allem wenn es sich dabei um schwerwiegende Krankheiten handelt wie bipolare Störungen oder Psychosen.“

Doch gerade das ist ein – wenn meist auch unbewusstes – Versäumnis, das nicht selten tödlich endet. Vor allem Angstzustände und Depressionen können zu Selbstmord führen, und gerade diese Leiden sind bei Minderjährigen besonders weit verbreitet. In den vergangenen fünf Jahren haben sich hierzulande rund 150 Minderjährige das Leben genommen. Das Gesundheitsministerium hat dieses Problem mittlerweile erkannt und will effektiv gegensteuern. Vor allem den Schulen soll dabei eine entscheidende Rolle zukommen, erklärt Ressortchef Adam Vojtěch:

„Wir wollen mehr aufklären und zeigen, dass auch Kinder an Geisteskrankheiten leiden können. Die Jugendlichen müssen das aber auch selbst begreifen.“

Dazu soll es in Zukunft ein eigenes Schulfach geben, in dem Jugendliche den Umgang mit der eigenen Psyche lernen sollen. Petr Winkler erklärt den Inhalt des Lehrplans:

Petr Winkler  (Foto: Matěj Schneider,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Es geht um die Erkenntnis, dass man ein innerliches Leben hat, also eine Psyche und Emotionen, die auf eine ganz bestimmte Art funktionieren. Die Kinder und Jugendlichen müssen Methoden erlernen, mit denen sie auf Probleme reagieren können – das heißt, sie müssen sich gewisse Entspannungstechniken aneignen und lernen, wie man mit Frust und starken Emotionen umgeht.“

Das Gesundheitsministerium plant das Schulfach als Semesterkurs, der mindestens eine Stunde in der Woche umfassen soll. Wann genau das Projekt starten soll, ist bisher jedoch unklar. Gesundheitsminister Vojtech hält schon das kommende Jahr für realistisch. Die Politik will dabei vor allem die Rahmenbedingungen für die Schulen festlegen. Aneta Lednová ist Sprecherin des Bildungsministeriums:

„Die praktische Seite hängt ganz von den einzelnen Schulen und Lehrern ab. Dann entscheiden die Pädagogen selbst, ob sie die Lehre in Richtung Persönlichkeitsentwicklung, Sozialerziehung oder anderes lenken wollen. Bisher sehen wir den Unterricht für die zweite Stufe der Grundschulen vor, also für die fünfte und sechste Klasse.“

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