Menschenfreunde: Mit Midi Lidi gegen Corona-Depression
Keine Bestenliste zum Jahresende im Bereich alternativer Popmusik kam ohne sie aus. Die Band Midi Lidi hat 2021 fast gleichzeitig zwei neue Alben veröffentlicht. Das mittlerweile fünfköpfige Elektropop-Projekt fuhr damit einen Frontalangriff auf die Corona-Krise, die eben nicht das Urteil zum Nichtstun bedeuten muss.
„Nikdo se ti nebude smát když budeš mít lidi rád“, zu Deutsch: Niemand wird dich dafür auslachen, wenn du Menschen magst. Das mag witzig klingen, zumal als Titel eines Pop-Albums. Midi Lidi scheinen dies aber als freundliche Erinnerung oder sogar nachdrückliche Aufforderung zu meinen – mitten in der Corona-Krise, in der sich asoziales Verhalten hin und wieder Bahn schlägt.
Ihr Album mit diesem Titel erschien am 1. Juni vergangenen Jahres. Schon am darauffolgenden Tag schob die Band das nächste Album und die nächste Aufforderung nach: „Heal The World, konečně!“ (Macht die Welt gesund, endlich!) Diese Doppelveröffentlichung kam unangekündigt. Überraschend ist sie aber nicht, sind Midi Lidi doch eines der produktivsten Künstlerkollektive Tschechiens. Zu ihrem Portfolio gehören nicht nur sechs Alben, sondern auch TV-, Film- und Theatermusik, Remixe, DJ-Sets und weitere Nebenprojekte sowie zahlreiche Kooperationen, dank derer sie fest verankert sind in der alternativen Musik-, Club- und Filmszene des Landes.
Midi Lidi werden oft als humoristische Band wahrgenommen. Ihr Elektropop stimmt oft heiter, macht aber auch nachdenklich. So zeugen etwa Titel und Text von „Láska není švédský stůl“ – zu Deutsch: Liebe ist kein Selbstbedienungsbüfett – von reichlich Lebenserfahrung, die mit einem Augenzwinkern weitergegeben wird. Das hat nicht zuletzt zu einer Nominierung als Single des Jahres bei den Apollo-Musikpreisen verholfen.
Auf das breite intellektuelle Fundament, das dem Schaffen von Midi Lidi zugrunde liegt, verweisen die Danksagungen zu „Nikdo se ti nebude smát když budeš mít lidi rád“. Neben Familienmitgliedern und zahlreichen Künstlerkollegen tauchen dort Hermann Hesse und Immanuel Kant auf. Aber auch Modern Talking, über die die Band einst den Song „Jednou ráno 2“ geschrieben hat.