Menschenrechte im Film: Prager Festival Jeden svět beginnt

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Das internationale Filmfestival Jeden svět (One World) ist eines der größten Festivals weltweit für Filme mit dem Schwerpunkt Menschenrechte. Der 27. Jahrgang beginnt am Mittwoch in Prag.

Seit seiner Gründung im Jahr 1999 bringt das Festival Jeden svět Menschenrechtsfilme aus der ganzen Welt nach Prag und in weitere Städte Tschechiens. Festivalleiter Ondřej Kamenický hält es derzeit für wichtiger denn je, mittels bewegter Bilder über die Probleme in der Welt zu berichten:

Ondřej Kamenický | Foto: Tomáš Vodňanský,  Tschechischer Rundfunk

„Das Programm in diesem Jahr konzentriert sich auf die aktuellsten und dringlichsten Themen, die die Welt derzeit bewegen: den Ukraine-Krieg, den Gaza-Krieg sowie die politische und gesellschaftliche Lage in den USA. Etwa der Streifen ‚Facing War‘ zeigt das letzte Jahr von Jens Stoltenberg als Nato-Generalsekretär. Wir schauen hinter die Kulissen der Verhandlungen über die Unterstützung für die Ukraine, die sich seit drei Jahren gegen die russische Aggression wehrt.“

Neben der Politik werden in vielen Filmen aber auch soziale Fragen behandelt. Ondřej Kamenický:

„Das Thema der Familienbeziehungen verbindet dieses Jahr viele Filme und Sektionen in unserem Programmangebot. Man kann sagen, dass dies ein Trend ist, der sich im Kino und insbesondere im Dokumentarfilm widerspiegelt. Die Filmschaffenden konzentrieren sich auf ihre Familien und die ihnen nahestehenden Menschen.“

Das gilt etwa für die britische Regisseurin Victoria Mapplebeck. In ihrem Film ‚Motherboard’ zeigt sie ohne Vorbehalte ihr Leben als Alleinerziehende mit ihrem Sohn. Der Festivalleiter erläutert, worauf der Trend zurückzuführen ist:

„Angesichts einer unübersichtlicher, komplizierter und schwieriger werdenden Welt, die bei vielen Menschen Beklemmungen hervorruft, entsteht der Bedarf, die sichere Umgebung zu reflektieren und zu zeigen, was die Familie für die meisten Menschen bedeutet.“

Traditionell gibt es vier Wettbewerbssektionen, zudem präsentiert Jeden svět dieses Jahr sieben Nicht-Wettbewerbskategorien sowie im Begleitprogramm auch zahlreiche Debatten. Das Programm umfasst insgesamt 84 Dokumentarfilme, elf Spielfilme, neun immersive Filme und 14 Filme für Grund- und Sekundarschulen. Karel Strachota ist für die Letztgenannten zuständig:

„Vorführungen für die jüngsten Zuschauer sind ein fester Bestandteil des Festivals. In diesem Jahr laden wir zum ersten Mal die jüngsten Grundschüler, die Erst- und Zweitklässler, ins Kino ein. Wir haben für sie eine speziell ausgewählte Sammlung von Kurzfilmen zusammengestellt.“

'Vika’s Last Assignment' | Foto: Festival Jeden svět

Der Homo-Homini-Preis des Festivals für den Kampf für Menschenrechte wird an den nigerianischen Journalisten Philip Obaji und in memoriam an die ukrainische Journalistin Wiktorija Roschtschyna verliehen. Obaji wird für seine ausführliche Berichterstattung über Menschenrechtsverletzungen durch die russische Wagner-Gruppe und andere paramilitärische Gruppen in seinem Land ausgezeichnet. Die ukrainische Journalistin Roschtschyna wird laut der Jury geehrt für ihre lebensgefährlichen Einsätze und für ihren Mut, die Geschichten der Ukrainer in den russisch besetzten Gebieten zu erzählen. Roschtschyna starb 2023 unter bislang ungeklärten Umständen in russischer Gefangenschaft.

Das Festival wird von der Hilfsorganisation Člověk v tísni (Mensch in Not) veranstaltet. Dieses Jahr wird es zunächst in Prag stattfinden und danach von 12. bis 27. April in fast 60 Städten Tschechiens. Informationen über das Programm finden Sie auch auf Englisch auf der Website des Festivals.

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