Mikroregion Novy Dvur
Herzlich willkommen, verehrte Damen und Herren, zu einer weiteren Ausgabe von Eurodomino. Heute beschäftigen wir uns mit der Frage, welchen Einfluss die Europäische Union auf die Bildung von Mikroregionen hat. Als Mikroregion bezeichnet man einen Zusammenschluss von mehreren benachbarten Gemeinden. Ein Beispiel für deren positive Wirkung ist die neu entstandene südmährische Mikroregion Novy Dvur. Durch die Sendung führt Sie Dagmar Keberlova.
Die Europäische Union legt seit Jahren großen Wert auf eine Politik für die europäischen Regionen. Diese soll den weniger entwickelten Gebieten Europas effektiv Hilfe leisten. Mit dieser gezielten Politik will die EU die negativen Auswirkungen ausgleichen, die als Folge der Integration entstehen können. Obwohl Tschechien noch kein EU-Mitglied ist, haben ihre Regionen durch die Programme PHARE, ISPA und SAPARD bereits Geld aus den europäischen Fonds schöpfen können. Das Programm PHARE entstand schon 1989 und diente als Stützprogramm für die mittel- und osteuropäischen Staaten auf ihrem Weg zu Demokratie und Marktwirtschaft. Vor allem wurden dabei soziale und wirtschaftliche Projekte unterstützt, die den Lebensstandard in den ärmsten Regionen steigern sollten. Nach der Beitrittsrunde im Mai 2004 wird PHARE durch den Europäischen Regionalen Entwicklungsfonds und den Europäischen Sozialen Fonds ersetzt. Nach Tschechien flossen in den Jahren 1995 bis 1999 jeweils 69 Millionen Euro und in den Folgejahren bis 2002 jeweils 79 Millionen Euro.
Neben dem Programm PHARE, dessen Priorität auf dem Aufbau von Institutionen lag, gibt es das Programm SAPARD, das sich hauptsächlich der Unterstützung der Landwirtschaft widmet. ISPA wiederum finanzierte Projekte in den Bereichen Umwelt und Verkehr.
Ein typisches Beispiel für eine EU-geförderte Region wird die neuentstandene Mikroregion Novy Dvur in Südmähren sein. Ihre überwiegend sehr armen Gemeinden haben nur gemeinsam die Chance, die dringend benötigten Gelder von der EU zu bekommen. Das hat sie dazu bewogen, sich zu einem größeren Bund zusammenzuschließen, um die Union gemeinsam um finanzielle Hilfe zu ersuchen. Lassen wir die Bürgermeisterin der Stadt Milotice, Alena Presova, selbst zu Wort kommen:
"Die Gemeinde Milotice ist Sitz der neu entstandenen Mikroregion. Sie zählt an die 2000 Einwohner und für Besucher ist sie vor allem durch ihr wunderschönes Schloss interessant. Weiterhin ist es der Weinbau, der bei uns sehr verbreitet ist. Im Gebiet Sidleny gibt es allein an die 190 Weinkeller."
Etwas Erfahrung mit Zusammenschlüssen hatten die Gemeinden schon in der Vergangenheit gesammelt. Damals war der Grund aber nicht das EU-Geld, sondern der Tourismus. Bürgermeisterin Presova:
"Wir haben uns gedacht, dass es gut wäre, sich zu vereinigen. Wir haben schon die Erfahrung von einem Zusammenschluss, den wir wegen neuer Radwege begründet hatten. Das hat gut funktioniert; nun haben wir in unserer Gegend verschiedene Attraktionen für Radfahrer erschlossen. Das Geld bekamen wir aus dem Programm für den Wiederaufbau des Landes. Damals hat sich die Vereinigung unserer Gemeinden bewährt. Da der EU-Beitritt vor der Tür steht, dachten wir uns, wir wollen für uns den Weg an das Geld aus Brüssel besser erschließen. Das war der Grund, warum wir uns nun noch einmal zusammengetan haben: die Europäische Union."
Die EU legt immer viel Wert auf die Bürger, sie will bürgernahe Politik betreiben. Haben Sie schon Reaktionen der Bürger der neu entstandenen Region vernommen?
"Wir haben die Politiker informiert sowie auch die Einwohner unserer Region, vor allem durch die regionale Presse. Wir haben sofort mit verschiedenen Aktivitäten begonnen. Zum Beispiel veranstalten wir internationale Seminare und haben einen französischen Experten für die Implementierung des Programms "Lider" eingeladen, das unmittelbar vor dem Beitritt angewendet wird. Die Bürger haben schon den Begriff Mikroregion in ihrem Kopf. Einige konkrete Ergebnisse würden sie schon gerne sehen, aber uns geht es vor allem um die Zukunft."
Und da soll die neue Mikroregion - auch mit Hilfe der EU Gelder - dazu beitragen, dass die hohe Arbeitslosigkeit in der Region sinkt:
"Ein Problem auf den schon erwähnten Radwegen ist, dass es dort nicht genügend Dienstleistungsangebote gibt. Wir wollen den Einwohnern zeigen, dass das Potential unseres Landes für die Zukunft im Weinanbau und im Tourismus liegt. Jetzt sehen sie, dass sich mit den neuen Radwegen etwas tut und springen auf den Zug auf. Auch organisieren wir für sie Seminare, in denen wir zeigen, wie man in Österreich mit der vergleichbaren Situation umgeht. Als Mikroregion haben wir auch schon um Geld angesucht. Damit wollen wir hauptsächlich die Arbeitslosigkeit senken, die bei uns relativ hoch ist - an die 15%."
Und hiermit sind wir, verehrte Damen und Herren, wieder einmal am Ende unserer Sendung angelangt. Auf ein Wiederhören in zwei Wochen freut sich Dagmar Keberlova.
Folgende Hinweise bringen Ihnen noch mehr Informationen über den Integrationsprozess Tschechiens in die Europäische Union:
www.integrace.cz - Integrace - Zeitschrift für europäische Studien und den Osterweiterungsprozess der Europäischen Union
www.euroskop.cz
www.evropska-unie.cz/eng/
www.euractiv.com - EU News, Policy Positions and EU Actors online
www.auswaertiges-amt.de - Auswärtiges Amt