Minimalziel Medaille: Tschechien startet in die Eishockey-WM

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Ab Freitag beginnt in Tschechien wieder das Eishockeyfieber. Die WM startet, hierzulande in ihrer Massenwirksamkeit nur vergleichbar mit einer Europa- oder Weltmeisterschaft im Fußball. Jeder Fan fühlt sich also als Nationaltrainer, die wichtigsten Tageszeitungen haben bereits mehrseitige Sonderbeilagen herausgebracht und das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen überträgt auf seinem Sportkanal fast alle Begegnungen live. Das ist auch kein Wunder, denn obwohl Tschechien klein ist, ist es im Eishockey eine Großmacht. Im Folgenden mehr über das tschechische Team und seine Chancen bei der WM in Finnland und Schweden.

Tomáš Plekanec  (Foto: ČTK)
Dieses Jahr ist Jaromír Jágr nicht dabei. Der tschechische Eishockeysuperstar ist derzeit in der nordamerikanischen Profiliga NHL unabkömmlich. Jágr war beim Gewinn der Bronzemedaille vor einem Jahr zum besten Stürmer der WM gewählt worden. Auch ohne ihn sei der Angriff aber erneut das Paradestück des tschechischen Teams, glaubt Mannschaftskapitän Tomáš Plekanec von den Montreal Canadiens. Das allein reiche jedoch nicht, betonte er vergangene Woche nach einem Testspiel in Brno / Brünn:

„Nur mit dem Angriff gewinnen wir nichts. Das heißt nicht, dass wir mit allen fünf Spielern verteidigen werden. Aber ich denke, wir brauchen keine Angst zu haben, keine Tore zu schießen, sondern eher, welche zu bekommen.“

Alois Hadamczik  (Foto: ČTK)
Um Tore zu verhindern, sind in letzter Instanz die Torhüter da. Hier hat sich Nationaltrainer Alois Hadamczik aber noch nicht auf eine Nummer eins festgelegt. Ein Grund ist sicher, dass dieses Mal im Vergleich zu früheren Jahren die Auswahl an verfügbaren NHL-Spielern geringer war. Insgesamt sucht man vergeblich nach den großen Namen. Die Chancen für den sechsmaligen Weltmeister Tschechien sollte das aber nicht schmälern, glauben die Fachleute.

„Es gibt eine starke Fünfergruppe, die um die Medaillen kämpfen wird. Tschechien gehört auf jeden Fall dazu, ebenso wie Finnland, Schweden, Russland und Kanada. Und das tschechische Team hat sicher Chancen auf eine Medaille, so wie es zusammengestellt ist“, so Martin Hosták, ehemaliger Nationalspieler und heutiger Fernsehkommentator

Training der tschechischen Nationalmannschaft  (Foto: ČTK)
In der Vorrunde trifft Tschechien nacheinander auf Dänemark, Schweden, Norwegen, Lettland, Italien, Russland und abschließend Deutschland. Danach folgt das Viertelfinale, und das entscheidet über Erfolg oder Misserfolg des Teams. Bei einem Sieg wartet der Kampf um die Medaillen, bei einer Niederlage der Hohn der ganzen Nation. Bereits am Freitagnachmittag trifft Tschechien auf Außenseiter Dänemark. Oder auf den vermeintlichen Außenseiter, wie Stürmer Petr Nedvěd sagt:

„Wir beginnen mit einem dem Papier nach schwächeren Gegner. Aber wir wissen alle, wie gefährlich solche Begegnungen sind. Eishockey ist mittlerweile so ausgeglichen, da gibt es keine Außenseiter mehr wie noch vor zehn, fünfzehn Jahren. Außerdem ist es immer einfacher, das Spiel zu zerstören, als es zu gestalten. Ich hoffe also, dass wir gut ins Turnier starten und damit unser Selbstbewusstsein stärken.“

Petr Nedvěd  (Foto: ČTK)
Petr Nedvěd, der beim tschechischen Extraligaverein aus Liberec / Reichenberg spielt, ist vielleicht die interessanteste Persönlichkeit im gesamten Team: Er bestreitet seine erste WM, und das mit 40 Jahren.

Autor: Till Janzer
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