Minister Prymula: Um Lockdown zu verhindern, müssen alle mitziehen

Roman Prymula in der Fernsehansprache am 13. Oktober (Foto: Archiv von Roman Prymula)

Am Dienstagabend wandte sich Gesundheitsminister Roman Prymula in einer Fernsehansprache zur Lage in der Corona-Pandemie an die tschechische Bevölkerung. Im Kampf gegen das Coronavirus müsse Jeder seinen Beitrag leisten, appellierte der Epidemiologe. Gleichzeitig versprach Prymula, die Öffentlichkeit besser über den Zweck der Maßnahmen zu informieren und diese schrittweise zu lockern, sobald es die epidemiologische Lage erlaubt.

Illustrationsfoto: Michaela Danelová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Die Lage sei ernst, sagte Roman Prymula (parteilos) zu Beginn seiner Rede. Er entschuldigte sich dafür, dies nicht früh genug deutlich gemacht zu haben:

„Möglicherweise war ich im Sommer nicht konsequent genug und habe nicht auf die Maßnahmen bestanden, die uns vor der zweiten Welle geschützt hätten. Ich hätte wohl stärker an die Bevölkerung appellieren sollen, so wie es andere können. Ich habe es nicht getan, und ich entschuldige mich dafür.“

Danach räumte der Minister aber sogleich mit einer Fehleinschätzung auf, die in der Öffentlichkeit kursiert:

„Es stimmt nicht, dass wir die Wahl haben zwischen der Wirtschaft und der Gesundheit. Die Wirtschaft funktioniert nur, wenn wir die Epidemie unter Kontrolle haben, die Krankenhäuser nicht voller Patienten sind und sich die Menschen aus Furcht vor dem Virus nicht zu Hause einschließen.“

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Einen erneuten Lockdown aber wolle die Regierung verhindern, betonte Prymula, und erklärte:

„Unsere Strategie steht auf drei Grundpfeilern. Erstens ist das die Aufstockung der Krankenhausbetten für Covid-19-Patienten auf eine robuste Anzahl und ein Krisenmanagement für alle staatlichen Kliniken einschließlich ihrer ausreichenden Finanzierung. Zweitens wird es ein flächendeckendes Testprogramm für die Bevölkerung mit der Zurückverfolgung von infizierten Patienten geben. Die Änderung der Kommunikation und eine bessere Informierung der Öffentlichkeit sind der dritte Pfeiler.“

Zu Pfeiler eins erklärte der Minister unter anderem, dass die Zahl der Betten in den Krankenhäusern, die für Covid-19-Patienten, dringende Medizin und unaufschiebbare Pflege bereitgestellt werden, bis auf 10.000 angehoben werden soll. Zur allumfassenden Testung der Bevölkerung soll Prymula zufolge die Einführung eines neuen Verfahrens auf der Basis von antigenetischen Tests beitragen. Es soll schneller und effizienter sein als die bisherigen PCR-Tests.

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„Dieses Testverfahren würde uns merklich dabei helfen, infizierte Menschen zu identifizieren und sie von Senioren und anderen anfälligen Gruppen der Bevölkerung zu isolieren. Infolgedessen wären auch die Wirtschaft und das gesellschaftliche Leben nicht gefährdet.“

Um das neue Testverfahren schnell in der Praxis einzuführen, wolle man die Erkenntnisse von Ländern wie Südkorea, Liechtenstein und Dänemark einholen, die mit diesen Tests gute Erfahrungen gemacht haben, so Prymula.

Der dritte Pfeiler war dem Minister besonders wichtig. Dazu räumte er zunächst ein, dass die bisherige Form der Kommunikation bei vielen Bürgern als unverständlich, unlogisch oder im schlechtesten Fall als eine Art Schikane empfunden wurde. Weil die Epimediologie eine exakte Wissenschaft ist, basierend auf harten Zahlen, Fakten und Graphiken, könne dieser Eindruck entstehen, erklärte Prymula. Aber er betonte, man wisse genau, was zu tun sei.

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Im abschließenden Teil seiner Rede benannte und erklärte der Minister noch einmal die Maßnahmen, die seit Mittwoch gelten. Er verwies unter anderem darauf, dass sich im Bildungswesen bereits 4500 Pädagogen und Schüler angesteckt hätten, was 16 Prozent aller Infizierten ausmache. Das sei einer der Gründe, warum die Schulen jetzt wieder geschlossen blieben. Weshalb diese Maßnahme nun auch für alle Restaurants, Kneipen und Bars getroffen wurde, dazu sagte Prymula:

„Wir haben uns auch die Meinung von Soziologen eingeholt. Sie haben uns richtigerweise gesagt, dass es ein sehr negatives Signal aussenden würde, wenn wir die Schulen, nicht aber die Restaurants schließen. Es könne der Eindruck entstehen, dass uns an der Bildung nicht gelegen ist. Ich stimme dem zu.“

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Bis auf die Schulen, die am 2. November wieder geöffnet werden, gelten sämtliche Anordnungen bis zum 3. November. An diesem Tag endet zugleich der vor neun Tagen ausgerufene Notstand. All diese Restriktionen würden aber ihren Zweck nicht erfüllen, wenn sie nicht auch von jedem Einzelnen eingehalten würden, appellierte der Minister:

„In der Tat können Sie alle sehr helfen. Denn auch Ihre Disziplin entscheidet darüber, ob wir die Maßnahmen weiter verschärfen müssen oder schon bald wieder lockern können.“