Mit 74 Jahren gestorben: Oldřich Janota schuf minimalistischen Folk für ein anspruchsvolles Publikum

Oldřich Janota

Der Liedermacher Oldřich Janota ist am 27. Juli gestorben. Er war ein wichtiger Vertreter der alternativen Folkszene Tschechiens.

Tschechien habe seinen originellsten Künstler, Liedermacher und Dichter der Gegenwart verloren – so reagierte Milán Páleš, Chef des Labels Indies Scope, auf die Nachricht über den Tod von Oldřich Janota. Der Sänger sei zu perfektionistisch und auf Live-Musik orientiert gewesen, als dass es den Plattenproduzenten gelungen wäre, viel von Janotas Werk im Studio aufzunehmen. Aber was es an offiziellen Veröffentlichungen gebe, betont Páleš, gehöre zum Interessantesten, das die minimalistische Folkszene hierzulande zu bieten habe.

Oldřich Janota wurde am 27. August 1949 in Plzeň / Pilsen geboren. Seine ersten Auftritte als Liedermacher hatte er Anfang der 1970er Jahre, und im Folgenden näherten sich seine Kompositionen der New-Age-Bewegung an. Der Künstler schrieb aber auch Bücher sowie das Theaterstück „Okovaná blecha“ (Der beschlagene Floh). Aus Janotas Feder stammte zudem der Song „I cesta může být cíl“ (Auch der Weg kann das Ziel sein), der ein Hit für die Band Mňága a Žďorp wurde.

Der Frontmann von Mňága a Žďorp, Petr Fiala, erinnert sich, wie er – noch ein Teenager – Anfang der 1980er Jahre Oldřich Janota kennengelernt hatte. Dieser sei damals immer noch dabei gewesen, die Musik für sich zu entdecken. Mit seinen Songs habe Janota die Latte aber gleich hoch gelegt, so Fiala.

Die hiesigen Musikpublizisten sind sich einig, dass Janotas Werk für den Hörer nicht leicht zugänglich sei. Der Komponist und Sänger selbst sagte einst, er wolle in seinen Liedern nicht irgendwelche Gewissheiten verkünden, sondern die Dinge für sich sprechen lassen. Neun Stunden Musik von Oldřich Janota vereinen die acht CDs der Retrospektive „Ultimate Nothing“ (Das ultimative Nichts), die 2016 erschien.

Autor: Daniela Honigmann | Quelle: ČTK
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