Mit Fotos gegen die Flut: Ausstellung auf der Prager Kampa

Foto: Melanie Pfändler

Auf der Halbinsel Kampa südlich der Karlsbrücke befindet sich seit zwei Wochen eine Open-Air-Ausstellung. Sie wurde vom Prager Magistrat initiiert und dokumentiert die Überschwemmungen, die sich vor zwei Monaten in Tschechien ereignet haben.

Foto: Melanie Pfändler
10.000 schützende Sandsäcke, fast 1300 evakuierte Menschen und Schäden in der Höhe von gut vier Milliarden Kronen (155 Millionen Euro): Diese traurige Bilanz zieht die Stadt Prag aus der diesjährigen Flutkatastrophe. Auch die Halbinsel Kampa war vom Hochwasser stark betroffen. Heute ist davon kaum mehr etwas zu sehen: Im Kampa-Museum erstrahlt Gustav Klimts Judith in gewohnter Pracht, die Wege im Stadtpark laden zum Flanieren ein und auf den Rasenflächen liegen Einheimische und Touristen gemütlich in der Sonne. Etwas erinnert jedoch weiterhin an die verheerenden Fluten: Seit Anfang August säumen 25 großformatige Fotografien den Spazierweg durch den Park. Die rund drei Meter hohen Bildtafeln sind nicht zu übersehen. Sie zeigen Statuen, die bis zum Hals im Wasser stehen, umgekippte Autos und eine Frau, die drei junge Katzen vor dem Ertrinken rettet. Bei den Spaziergängern hinterlassen die Bilder einen bleibenden Eindruck. Eine jüngere Tschechin:

Foto: Melanie Pfändler
„Ich war zum Zeitpunkt des Hochwassers gerade im Ausland und habe die Geschehnisse über die Nachrichten mitverfolgt. Aber wenn ich dies nun so konkret sehe, wird mir erst bewusst, wie furchtbar das gewesen sein muss - insbesondere für die Menschen, deren Häuser überflutet wurden.“

Aber auch ausländische Besucher sind von den Fotos beeindruckt, wie dieser Deutsche:

„Einige sind schon sehr, sehr imposant, vor allem die Fotos vom Zoo; dieser Kontrast zwischen etwas Alltäglichem und der Verwüstung.“

Und eine Britin sagt:

Foto: Melanie Pfändler
„Eines der Fotos zeigt die Schutzwände, die das Wasser zurückhalten. Genau dieses Bild wurde in England in den Nachrichten gezeigt. Aber es ist nicht richtig zu mir durchgedrungen, bis ich diese Ausstellung gesehen habe. Die Bilder sind unglaublich.“

Die Aufnahmen stammen von Foto-Reportern der Tschechischen Presseagentur (ČTK) und der Zeitung „Pražský deník“. Auf jeder Tafel verweist ein kurzer Text auf den Ort und den Tag, an dem das Bild aufgenommen wurde, sowie auf eine Kontonummer. Ziel der Ausstellung ist, zwei Monate nach der Katastrophe nochmals an die Betroffenen zu erinnern – damit die Solidarität mit den Flutopfern weniger schnell versiegt, als das Wasser abgeflossen ist. Verwaltet werden die Spenden von der gemeinnützigen Stiftung „Člověk v tísni“ („Mensch in Not“). Šimon Pánek leitet die Hilfsorganisation:

Šimon Pánek  (Foto: Matěj Pálka,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Wir rechnen damit, dass auf unserem Spendenkonto insgesamt 65 bis 70 Millionen Kronen eingehen. Wie viel davon auf diese Ausstellung zurückzuführen ist, ist natürlich schwer zu sagen. Wir arbeiten eng mit anderen wohltätigen Organisationen zusammen, um herauszufinden, wie wir den Betroffenen am besten helfen können. So teilen wir die Spenden auch nicht gleichmäßig auf, sondern greifen besonders jenen Familien unter die Arme, die das Geld am dringendsten brauchen.“

Ebenso zur Eröffnung der Ausstellung gekommen war der stellvertretende Prager Oberbürgermeister Jiří Vávra. Er erinnerte nicht nur an die Opfer des Hochwassers, sondern auch an die zahlreichen Helfer:

„Vor zwei Monaten haben wir genau an dieser Stelle, an der ich gerade stehe, dafür gekämpft, dass das Wasser nicht noch weiter vordringt. Mein größter Dank geht deshalb an die Feuerwehrleute, den Rettungsdienst, die Polizei und all die anderen Helfer. Diese rund 2500 Menschen haben einen unglaublichen Einsatz geleistet. Ohne sie wären die Folgen der Flut fatal gewesen.“


Die Ausstellung ist noch bis Ende September im nördlichen Teil des Kampa-Parks zu sehen.