Heut in einer Woche sind genau drei Jahre, seitdem weite Teile Südböhmens von dem verheerenden Jahrhundert-Hochwasser heimgesucht wurden, das unmittelbar darauf auch die flussnahen Stadtteile von Prag und die Ortschaften am Zusammenfluss von Elbe und Moldau verwüstete. Drei Jahre, in denen die Millionenschäden inzwischen nicht nur zum größten Teil beseitigt, sondern in denen auch Vorkehrungen für eine mögliche weitere Flutkatastrophe getroffen wurden. Über eine solche Maßnahme berichtet Lothar Martin.
Jahrhundert-Hochwasser in Prag
Noch sind die Spuren hier und da zu sehen, die das vor fast genau drei Jahren an der Moldau, der Oberelbe und deren Nebenflüssen wütende Jahrhundert-Hochwasser in die böhmische Landschaft gezeichnet hat. Auch in der tschechischen Hauptstadt Prag, wo die reißende Moldau einige Stadtteile zum Teil völlig überflutet hatte. Dass sich solch ein Katastrophenszenarium, nach dem Altbauten brüchig, Kultur- und Kunstschätze mitunter stark beschädigt wurden und die Tiere des Prager Zoos zu Dutzenden ihr Leben ließen, nicht wiederholt, hat der Magistrat der Stadt inzwischen Vorkehrungen treffen lassen. Eine davon ist der Ausbau eines aufstockbaren Hochwasserschutzzaunes, dank dem die von den Fluten am meisten gefährdeten Stadtteile die hohe Chance erhalten, bei einer erneuten Hochwassersituation trocken zu bleiben. Dass dieser gut isolierte Metallzaun durchaus imstande ist, die Wassermassen im Bereich ihres natürlichen Flussbetts zu halten, hat er vor bereits drei Jahren bewiesen. Doch seinerzeit schützte er nur die Gegend um die historische Altstadt, während Stadtteile wie Karlin, Holesovice, Zbraslav und Chuchle "Land unter" meldeten. Damit auch diese Stadtteile oder historische Viertel wie die Kampa-Insel in Zukunft kein Wasser fürchten müssen, hat die Stadt tief in die Tasche gegriffen und den Ausbau des Metallzauns zu einem regelrechten Hochwasser-Schutzwall veranlasst. Am letzten Juliwochenende dieses Jahres wurde daher die erste Hochwasserschutz-Übung durchgeführt, um den Katastrophenfall zu simulieren und die Standhaftigkeit des neuen Schutzsystems zu testen. Dazu waren 500 Feuerwehrleute und freiwillige Helfer nötig, um den zweieinhalb Kilometer langen Schutzzaun innerhalb der Vorgabe von 15 Stunden zu errichten. Sie schafften es in elf Stunden - und das, obwohl zahlreiche Gaffer die Übung eher verkomplizierten als beschleunigten. Prags Oberbürgermeister Pavel Bem zeigte sich jedoch zufrieden mit der Schnelligkeit der Retter und der Stabilität des Schutzwalls. Zu dessen Kosten sagte er:
"Das System zum Hochwasserschutz der Stadt lässt sich auf einen Kostenfaktor von rund zwei Milliarden Kronen hochrechnen. Zum heutigen Tag können wir eine 70- bis 80-prozentige Fertigstellung des kompletten Schutzwalls vorweisen. Nichtsdestotrotz sind die 70 Prozent des gesamten Systems bereits ausreichend genug, um anhand des Testes einzuschätzen, inwieweit dieses System funktioniert und worauf wir bei den noch fehlenden Teilen des Schutzwalls noch achten müssen."
Der bis heute verfügbare Schutzzaun schützt die Altstadt und die zentrumsnahen Stadtteile vor einem so genannten fünfhundertjährigen Hochwasser. Der komplette Schutzwall soll Mitte des nächsten Jahres fertig gestellt sein. An besonders sensiblen Uferzonen sollen außerdem bereits getestete, aufblasbare Gummibarrieren dafür sorgen, das Wasser in seinen Grenzen zu halten.