Mit Traktoren auf der Autobahn: Landwirte protestieren gegen niedrige Milchpreise

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Tschechische Landwirte haben die Nase voll. Sie protestierten gegen zu niedrige Einkaufspreise von Milch. Ihre Umsatzeinbußen sollen in die Millionen gehen. Euro versteht sich. Jetzt soll es auch den Kühen an den schwarz-weißen Kragen gehen. Schlachten ist billiger als Durchfüttern. Mit Traktoren und LKWs haben die Landwirte nun 20 Straßen und Autobahnen in sieben Landkreisen blockiert.

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Insgesamt 1900 Milchproduzenten demonstrierten im ganzen Land mit Verkehrsblockaden. Die meisten von ihnen auf der Autobahn D1 im Landkreis Vysočina, wo der Protest begann. Unter ihnen war auch Miroslav Málek aus Zvole:

„Die heutigen Milchpreise sind dieselben wie im Jahre 1991. Damals hat aber ein Liter Diesel zwei Kronen gekostet, heute kostet er 26 Kronen.“

Aus der Region Vysočina stammt auch Jaroslav Michal. Sein Betrieb in Radešínská Svratka mit 850 Milchkühen, sah sich schon gezwungen Mitarbeiter zu entlassen:

„Die Zahl der Beschäftigten wurde von 120 auf 90 reduziert. Seit April mussten die Löhne um 20 Prozent gesenkt werden, denn die Einnahmen reichen nicht, um die Kosten zu decken.“

Den Protestierenden von der D1 schlossen sich allmählich Landwirte in weiteren sechs Landkreisen an. Die Blockade der Autobahn bei Brünn verlief ohne große Verkehrsbehinderungen. Jaroslav Hunkes von der Brünner Agrarkammer aber meint, es sei trotzdem gelungen, die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass die Landwirte an jedem Liter Milch mehr als zwei Kronen Verlust machen.

„Ob es eine vollständige Straßenblockade war oder nicht, darauf kommt es nicht an. Die Medien berichten darüber, und dass ist unserer Meinung nach notwendig. Hoffentlich werden das auch die Verantwortlichen hören, die die Möglichkeit haben, die Situation irgendwie zu beeinflussen.“

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Landwirtschaftsminister Jakub Šebesta meint, die Situation auf dem Markt sei europaweit schwierig. Er äußerte am Montagmorgen zwar Verständnis für die Unzufriedenheit der Landwirte:

„Das Ministerium besitzt aber keinen Zauberstab, mit dem man die Lage von einem Tag auf den anderen lösen könnte. Außerdem wird der Protest zu einem sehr unglücklichen Zeitpunkt organisiert. Wir versuchen gerade die sehr ernste Situation in den Hochwassergebieten zu lösen. Und wir unternehmen Schritte, um Menschenleben zu retten.“

Die Landwirte hoffen, dass ihnen der Staat mit Sonderförderungen hilft. Andernfalls drohen sie, die Straßenblockaden in größerem Ausmaß zu wiederholen. Den Angaben der Landwirtschaftskammer zufolge könnten die Bauern in diesem Jahr Umsatzeinbußen von umgerechnet rund 170 Millionen Euro erleiden. Sie seien dann zudem gezwungen, Milchvieh zu schlachten.