Mobbing gegen Lehrer nimmt in Tschechien zu

Illustrationsfoto: Ulrich Wechselberger, Pixabay / CC0

In deutschen Schulen beklagen Lehrer immer öfter, dass durch den starken Anteil von ausländischen Kindern viele Schülerinnen und Schüler die Unterrichtsprache Deutsch nicht mehr beherrschen. An Schulen in Tschechen macht sich derweil ein anderes Problem breit: Lehrer werden von ihren Zöglingen nicht selten schikaniert.

Illustrationsfoto: Gerd Altmann,  Pixabay / CC0

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Mehr als ein Drittel der Grundschulen in Tschechien muss sich mit verbalen wie auch physischen Angriffen von Schülern der Oberstufe (5. bis 9. Klasse) auf ihre Lehrer auseinandersetzen. Nach Information der Schulinspektion ist die Tendenz steigend. Eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Beschwerden ist im zurückliegenden Quartal auch beim Schulombudsmann eingegangen.

Gleich zwei ernsthafte Fälle gab es unlängst im Prager Stadtteil Klánovice. Ein Lehrer verließ die dortige Grundschule noch in der Probezeit, ein anderer bereits nach einem Jahr. Direktor Michal Černý schildert einen der Fälle:

„Die Schüler haben dem Lehrer ‚ein Geschenk‘ gekauft, doch in Wirklichkeit haben sie dazu aus der Mülltonne grässlich schmutzige Dinge entnommen. Im Unterricht rezitierten sie dann ein gemeines Gedicht, gegen das sich der Lehrer nicht zu wehren wusste. Schließlich haben sie ihn mit aufgeblasenen Präservativen beworfen.“

Michal Černý  (Foto: Archiv der Masaryk-Schule in Prag-Klánovice)
Auf die Mobbing-Attacken machte letztlich einer der Schüler aufmerksam, der betroffene Lehrer verschwieg diese hingegen vor seinen Kollegen.

„Ich sehe das Problem darin, dass die Pädagogen nur einen geringen Rückhalt haben bei den Eltern. An der Schule habe ich eine Lehrerin, die zur Zielscheibe geworden ist von wirklich schikanierenden Angriffen der Eltern eines Schülers“, so Direktor Černý.

Doch nicht nur aus Prag kommen solche Nachrichten. Aus der südmährischen Großstadt Brno / Brünn wurde vor kurzem berichtet, dass ein Schüler seinen Lehrer mit einer Waffe bedroht habe. Letztlich kam heraus, dass es „nur“ eine Attrappe war. Den Statistiken zufolge aber nehmen die Vorfälle weiter zu. Mehr als 30 Prozent der Grundschulen in Böhmen und Mähren meldeten zuletzt diese oder ähnliche Probleme aus ihrer Oberstufe. Die Schulinspektion geht aber von einer hohen Dunkelziffer aus. Ondřej Andrys ist der Stellvertreter des zentralen Schulinspekteurs. Sein Rat an die Lehrer:

„Vor allem sollten sie diese Dinge nicht für sich behalten. Man sollte vielmehr mit den Kollegen darüber sprechen, sich an den Direktor wenden oder aber einen Erziehungsberater einschalten, um methodische Vorkehrungen zu treffen.“

Ladislav Hrzal  (Foto: Jan Bartoněk,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Die Schulen in Tschechien haben sogar ihren eigenen Ombudsmann. Er heißt Ladislav Hrzal und macht sich derzeit mit dem Ausmaß des Problems vertraut:

„Ich habe von einem Schüler gehört, der täglich seine Lehrerin aufs Übelste beleidigt. Er bleibt nicht auf seinem Platz sitzen, deswegen hat er bereits eine persönliche Aufpasserin erhalten. Doch wie geht es weiter? Denn die zentral angeordnete erzieherische Betreuung hilft offenbar nicht.“

Jetzt will sich der Ombudsmann direkt an das Bildungsministerium wenden, Gemeinsam soll eine Lösung gefunden werden, um die beunruhigende Entwicklung aufzuhalten. Das Hauptaugenmerk will Hrzal dabei auf eine bessere Zusammenarbeit mit den Eltern richten.