Münchner Zentrum erinnert an Filmemacher Jiří Trnka und präsentiert junge Schmuckkünstlerinnen
Alle zwei Wochen schauen wir ins deutschsprachige Ausland – nach Berlin, München oder Wien, dorthin, wo die so genannten Tschechischen Zentren die Kultur ihres Heimatlandes präsentieren. Markéta Kachlíková sprach mit Zuzana Jürgens, was das Tschechische Zentrum in München für die kommenden Wochen vorbereitet.
„Genau. Die Ausstellung ist dem Regisseur und bildenden Künstler Jiří Trnka gewidmet, entstanden ist sie anlässlich seines hundertsten Geburtstages am 24. Februar. Wir zeigen die Ausstellung schon ab dem 21. Februar, insgesamt läuft sie bis zum 09. März. Die Ausstellung wird von mehreren Tschechischen Zentren vorbereitet, sie wird auch weiter wandern und nutzt eben die Gelegenheit, durch dieses Jubiläum die Person Jiří Trnka näher vorzustellen. Ich persönlich denke, dass er in Deutschland eher weniger bekannt ist als Karel Zeman, nichtsdestotrotz ist er gerade gemeinsam mit ihm einer der Gründer des tschechischen Trickfilms, der auch in Deutschland einen sehr guten Ruf hat.“
Er war ein vielseitiger Künstler, der nicht nur im Filmgeschäft, sondern auch als Maler und Buchillustrator tätig war. Wie würden Sie sein Werk charakterisieren?„Zum einen wie Sie bereits sagten: Es ist ein vielseitiges Werk, beeinflusst durch die Richtungen der Modernen Kunst in den Dreißiger Jahren, aber auch durch Arbeiten, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Es ist allerdings auch Werk, dass sehr eigen ist. Wer zum Beispiel schon einmal Trnkas Illustrationen gesehen hat, und wir sind damit glaube ich alle als Kinder aufgewachsen, da gerade seine Kinderbücher sehr bekannt sind, der wird seine künstlerische Handschrift immer erkennen: Diese zeigt sich durch sehr bunte, fantasievolle Bilder.“
Die Vernissage findet fast an Trnkas Geburtstag statt, der wird am 24. Februar gefeiert und Ihre Ausstellung beginnt bereits am 21. Februar. An diesem Tag werden im tschechischen Zentrum auch einige Trickfilme Jiři Trnkas gezeigt.„Genau, wir zeigen im Rahmen der Vernissage ein paar Kurzfilme, die auch im Rahmen der Ausstellung weiter gezeigt werden. Das sind jetzt diejenigen ohne Untertitel, seine Filme gibt es natürlich nur in der tschechischen Version, was es dann manchmal ein wenig schwierig macht, diese Filme im Ausland zu zeigen. Wir werden aber auch ein Programm mit weiteren abendfüllenden Filmen haben, das vom 09. bis zum 11. März im Münchner Filmmuseum gezeigt werden wird. Dabei wird unter anderem der Film „Sommernachtstraum“ vorgestellt, oder auch „Die kybernetische Großmutter“ und auch die Filme, die direkt nach dem zweiten Weltkrieg entstanden sind.“
Soweit zur Ausstellung „Im Dienste der Fantasie“ über Jiří Trnka, sie ist bis zum 09. März in der Prinzregentenstraße in München zu sehen. Das Tschechische Zentrum widmet sich in diesem Winter aber auch einem anderen Jubiläum, und zwar ist vor genau 150 Jahren im Januar 1862 die wohl bekannteste tschechische Schriftstellerin Božena Němcová gestorben. Mit welcher Veranstaltung erinnern sie an Němcová?„Es wird einen Vortrag von dem Germanisten Dolf Schwarz geben, der sich vorwiegend mit der deutschen Prager Literatur beschäftigt. Er hat dabei interessante Verbindungen zwischen der Großmutter Němcovás und den Romanen von Adalbert Stifter entdeckt, was auch im Mittelpunkt seines Vortrages stehen wird. Das ist ja auch eine neue Perspektive auf Němcová, deshalb bin ich auch sehr gespannt auf Herrn Schwarz’ Vortrag, gerade auch wegen dieser neuen Sichtweise auf Němcovás Biographie.“
Wann findet dieser Vortrag statt?„Er wird am 20. März in unseren Räumlichkeiten in der Prinzregentenstraße stattfinden.“
Bleiben wir noch ein wenig bei den Vorträgen: Sie haben auch einen Vorlesungszyklus für den gesamten Frühling vorbereitet, worum geht es dabei?
„Die Reihe, die gerade jetzt anfängt, ist dem Protektorat gewidmet. Dieser Zeitpunkt ist auch kein Zufall, denn dieses Jahr ist sozusagen auch ein rundes ´Jubiläum´ des Attentats auf Heydrich und auch der Niederbrennung von Lidice. Der Fokus ist aber sehr breit angelegt, wird werden uns der Vorgeschichte und den Konsequenzen des Attentat in einem separaten Vortrag widmen, der andere Vortrag wird erst im Mai sein. Am zwölften März fangen wir erst einmal mit einem Vortrag des Historikers Detlef Brandes an, der sich mit der Vorgeschichte des Münchner Abkommens, des Protektorats und den damit verbunden damaligen außen- und innenpolitischen Entwicklungen in Tschechien beschäftigen wird.“
Das heißt also, dass sowohl deutsche als auch tschechische Historiker im Rahmen der Reihe auftreten und über tschechische Geschichte sprechen werden?„Ja, denn das lag uns besonders am Herzen, dass dieses Thema von Historikern von beiden Seiten präsentiert wird. Es gibt insgesamt sechs Termine, fünf davon sind Vorträge, an deren Ende es natürlich auch jeweils eine Diskussion geben wird. Der letzte Termin wird erst im Juni sein, bei dem wir dann einen Film von Alfréd Radok ´Der weite Weg´ zeigen werden.“
Verlassen wir nun die Geschichte und Ihre Veranstaltungen zu Geschichtsthemen, denn Sie zeigen in Ihrem Zentrum in München auch aktuelle tschechische Gegenwartskunst. Momentan wird tschechischer Schmuck gezeigt.
„So ist es, dieses Jahr ist das dritte Jahr in Folge, in dem sich das Tschechische Zentrum mit einer Ausstellung an der Schmuckwoche in München beteiligt. Die Schmuckwoche ist eine sehr bekannte und beliebte Veranstaltung, überall in München finden Ausstellungen statt, es wird auch eine Messe geben, es sind viele Experten, Studenten und Sammler hier in der Stadt anwesend. Es freut mich sehr, dass wir wieder daran teilnehmen werden mit einer Ausstellung, die von Petra Matějovičová und Jiří Šibor kuratiert wird, die findet am 14. März statt. Bei dieser Ausstellung sind vier Frauen vertreten, vier junge Schmuckkünstlerinnen, die allesamt ihr Handwerk im Atelier von Eva Eisler auf der Prager Hochschule für Kunstgewerbe UMPRUM gelernt haben. Die Ausstellung läuft dann bis zum 13. April und ich persönlich freue mich sehr darauf.“Soweit also zum aktuellen Programm des Tschechischen Zentrums in München. Gesprochen hat Susanna Jürgens, Leiterin des Zentrums, herzlichen Dank und herzlichen Gruß!
„Ich danke auch, herzliche Grüße zurück nach Prag, in München schneit es gerade sehr heftig, ich hoffe jedoch, dass wir uns bald dem Frühjahr nähern um dann genügend Kraft zu haben, die ganzen Veranstaltungen zu besuchen!“