Musikalisch vernetzt: Prager Internationales Jugendorchester spielt in Prag und Regensburg
Am kommenden Wochenende gibt das Prager Internationale Jugendorchester zwei Konzerte in Prag und in Regensburg. Hans Kistler ist Geschäftsführer des Ensembles. Martina Schneibergová hat mit ihm über das Orchester und das Konzertprogramm gesprochen.
Herr Kistler, das Prager Internationale Jugendorchester hat in den nächsten Tagen zwei Konzerte, das erste in Prag und das zweite in Regensburg. Wie ist das Orchester entstanden, und wer sind die Mitglieder?
„Das Orchester ist aus einer Idee hin entstanden, als ,Jugend musiziert‘ an der Deutschen Schule Prag zu Gast war. Das war damals der europäische Wettbewerb. Wir haben dann überlegt, dass es schön wäre, wenn man ein internationales Jugendorchester in Prag gründen würde. Der erste Auftritt ist dann anlässlich des Wettbewerbs gewesen. Wir haben ,Klid‘ von Antonín Dvořák gespielt. Und dann habe ich die Idee weiterentwickelt: Man könnte das auch längerfristig machen. Zusammen mit dem Operndirigenten Graham Buckland habe ich einen Verein gegründet. 2019 war ich Lehrer an der Deutschen Schule Prag, und es entstand ein tschechischer Verein mit dem Ziel, ein Orchester aus Prager tschechischen, deutschen und vielleicht auch slowakischen und polnischen Musikern ins Leben zu rufen, das Begegnung durch Musik für junge Leute ermöglicht.“
Hat das Orchester ständige Mitglieder?
„Wir haben einen festen Stamm von ungefähr 25 Musikern, die seit anderthalb Jahren – zuvor gab es die Corona-Pause - immer wieder zusammenkommen. Darüber hinaus versuchen wir, neue Mitglieder zu finden. Bei jeder Produktion, die wir machen, gibt es Mitglieder, die nur genau bei dieser mitspielen. Unser Stammpersonal setzt sich bei den Streichern überwiegend aus Prager Musikern zusammen, bei den Bläsern sind mehr Deutsche dabei. Wir proben immer wochenendweise für unsere Projekte.“
Aus welchem Anlass werden die beiden Konzerte veranstaltet?
„Wir haben bewusst ein Konzertprogramm mit den beiden ersten Klavierkonzerten von Sergei Rachmaninow gewählt, weil er am Samstag seinen 150. Geburtstag hätte. Da bietet sich ganz gut an, erstens einen der großartigsten Musiker und Komponisten der Welt zu feiern und zweitens ein Zeichen zu setzen, dass Kultur grenzüberschreitend ist und Kunst nicht allein aus dem Grund, dass ein Komponist ursprünglich Russe war, von den politischen Ereignissen beeinflusst werden soll.“
Rachmaninow war damals auch gezwungen, ins Exil zu gehen…
„Sie sagen es. Er machte eine schwierige Lebensphase durch, wanderte aus und kam nie wieder zurück.“
Wer sind der Solist und der Dirigent bei den bevorstehenden Konzerten?
„Solist ist in beiden Klavierkonzerten Ashley Fripp, ein englischer Pianist, der Anfang 30 ist und einige Wettbewerbe gewonnen hat. Fripp hat das auf den ersten Blick unfassbare Projekt akzeptiert, gleich zwei Klavierkonzerte zu spielen. Als Dirigenten haben wir den Engländer Graham Buckland, der in Cambridge studiert hat, aber auch in Brno bei František Jílek, dem Janáček-Spezialisten. Buckland war international tätig. Über 20 Jahre lang war er Universitätsmusikdirektor an der Universität in Regensburg. Er ist ein Mann mit großen Erfahrungen, der auch deutsch und tschechisch spricht.“
Mit wem arbeiten Sie bei der Organisation der Konzerte zusammen?
„Wir haben einen Vorstand aus sechs Mitgliedern, die bei der Organisation der Konzerte eng zusammenarbeiten. Musikalischer Leiter ist Graham Buckland, der das letzte Wort bei der musikalischen Planung hat. Bei der Logistik bin ich tätig. In Prag stehen wir in sehr gutem Kontakt mit dem Hlahol-Chor. Die Zusammenarbeit mit seinem Dirigenten Roman Novák ist sehr angenehm. In Regensburg sind wir über Graham Buckland vernetzt. Die Unterkunft im jeweils anderen Land ist schön geregelt: Die deutschen Musiker übernachten in den Familien der tschechischen Musiker, und in Deutschland werden die tschechischen Musiker bei den deutschen Familien untergebracht sein. Dies ergibt auch eine schöne Vernetzung, eine Verständigung untereinander – es ist ein positiver Effekt, den wir sehr schätzen.“
Das Konzert des Prager Internationalen Jugendorchesters in Prag findet am Samstag, 1. April, um 19.30 Uhr im Saal des Hlahol-Gebäudes statt. Am Sonntag, 2. April, spielt das Orchester im Audimax der Universität in Regensburg. Dieses Konzert beginnt um 17 Uhr.