• 29.08.2005

    Die tschechische Regierung will versuchen, bis April nächsten Jahres die Zahl jener alten EU-Staaten zu senken, die ihren Arbeitsmarkt vor Bürgern aus den neuen Mitgliedsländern, also auch aus Tschechien, verschließen. Das sagte Premierminister Jiri Paroubek am Montag auf einem Treffen mit tschechischen Botschaftern. Die Beschränkung der Arbeitnehmerfreizügigkeit könnte bei vielen den Eindruck erwecken, EU-Bürger zweiter Klasse zu sein, meinte Paroubek. In den Beitrittsverhandlungen waren gegenüber Menschen aus den zehn neuen Mitgliedstaaten Übergangsfristen von maximal sieben Jahren festgesetzt worden, spätestens dann können auch sie in der gesamten Europäischen Union auf Jobsuche gehen.

    Derzeit machen nur Irland, Großbritannien und Schweden nicht von den Fristen gebrauch. Premier Paroubek hofft, etwa Frankreich, Italien oder die Niederlande von der Öffnung des Arbeitsmarktes überzeugen zu können. Österreich hingegen, das gemeinsam mit Deutschland die Übergangsfristen in den Beitrittsverhandlungen durchgesetzt hat, wird vermutlich die vollen sieben Jahre ausnutzen und den neuen EU-Bürgern erst 2011 den freien Zugang auf seinen Arbeitsmarkt ermöglichen.

  • 29.08.2005

    Auf dem derzeit stattfindenden Botschaftertreffen in Prag hat Premier Jiri Paroubek die Beziehungen Tschechiens zu seinen vier Nachbarländern als die besten in der Geschichte bezeichnet. Als Regierungschef sei er bereits mit Vertretern aus allen vier Staaten, also aus Deutschland, Österreich, der Slowakei und Polen, zu Gesprächen zusammengetroffen. Die jüngst von der Regierung in Prag gesetzte Versöhnungsgeste gegenüber deutschen Antifaschisten aus der ehemaligen Tschechoslowakei nannte Paroubek als ein Beispiel für das korrekte Verhältnis zu den Nachbarn. Die Geste finde auch in der tschechischen Gesellschaft breite Unterstützung, meinte er. Die Zusammenarbeit in der so genannten Visegrad-Gruppe, in der Tschechien, die Slowakei, Polen und auch Ungarn vertreten sind, hob der Regierungschef ebenfalls positiv hervor.

  • 29.08.2005

    Der tschechische Außenminister Cyril Svoboda sagte am Montag in Prag, Europa müsse sich der Gefahren, die von eventuellen Terroranschlägen ausgehen, vermehrt bewusst werden. Früher hätte Europa dieses Problem hauptsächlich für ein Problem der USA gehalten. Das Ausmaß der Bedrohung, die durch den Terror für Europa bestehe, sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht einzuschätzen, sagte Svoboda. Es sei jedenfalls wichtig, ein Gleichgewicht zwischen den Prinzipien von Freiheit und Sicherheit zu finden, um einen "effektiven Kampf mit dem Terrorismus" zu führen.

  • 29.08.2005

    Zdenek Dolezel, Kabinettschef von Premierminister Jiri Paroubek, wurde am Montag im Zusammenhang mit undurchsichtigen Korruptionsvorwürfen gegen hochrangige sozialdemokratische Politiker von seinem Posten abberufen. Laut Informationen mehrerer tschechischer Medien hängt der Fall mit der Privatisierung der Gesellschaft Unipetrol zusammen. Grundlage für die Vorwürfe gegen Dolezel sind Tonaufnahmen von einem Gespräch zwischen ihm und einer weiteren Person, die dem Regierungsamt vom Privatfernsehsender Nova zugespielt wurden. In den von dem Gesprächspartner möglicherweise geheim angefertigten Aufnahmen werden Korruptionsvorwürfe laut, die Dolezel nicht eindeutig genug zurückgewiesen hätte, heißt es im Regierungsamt. Premierminister Jiri Paroubek bezeichnete die Aussagen des zweiten Mannes als eindeutige Provokation, Dolezel hätte die Unterredung sofort abbrechen müssen. Das Regierungsamt teilte indes in einer Aussendung mit, dass es auch Strafanzeige gegen Dolezel erstattet hat.

  • 28.08.2005

    Die symbolische Geste der tschechischen Regierung gegenüber den deutschen Widerstandskämpfern ist am Sonntag wieder zum Grund für einen Streit zwischen Premier Jiri Paroubek und dem Vorsitzenden der oppositionellen Bürgerdemokraten (ODS) Mirek Topolanek geworden. Auch wenn die Regierungsgeste keinerlei materielle Entschädigung vorsieht, führe sie Topolanek zufolge zu eventuellen Ansprüchen und sie könne, so der ODS-Chef, eine Rolle bei den Rechtsstreitigkeiten um das Eigentum spielen, die von Sudetendeutschen geführt werden. Diese Vermutung wurde von Ministerpräsident Paroubek abgelehnt. Weder die deutsche noch die österreichische Regierung denke daran, so der Premier, irgendwelche Eigentumsansprüche zu unterstützen. Dies sagte Paroubek in einer vom privaten TV-Sender Nova am Sonntag ausgestrahlten Debatte. Topolanek warf dem Premier vor, dass er die Geste mit den Bürgerdemokraten nicht konsultiert habe.

  • 28.08.2005

    Die oberste Staatsanwältin Tschechiens Marie Benesova abzuberufen, wäre nach Ansicht von Premier Jiri Paroubek eine sehr kurzsichtige Reaktion. Die Öffentlichkeit würde darin einen Zusammenhang mit der Affäre von Hamid Sani sehen, einem Angehörigen der Königsfamilie des Emirats Katar, der in Tschechien verfolgt und nach Katar ausgeliefert wurde. Mit dem Gerichtsfall erreichte der Streit zwischen Benesova und Justizminister Pavel Nemec seinen Höhepunkt. Nemec versuchte deshalb, die Staatsanwältin abzuberufen. Premier Paroubek sagte am Sonntag gegenüber dem TV-Sender Nova, dass man über eine Abberufung von Staatsanwältin Benesova nur dann verhandeln könne, wenn es einen anderen offensichtlichen Grund gäbe. ODS- Chef Mirek Topolanek stimmte der Meinung zu, dass es präzedenzlos wäre, wenn die oberste Staatsanwältin wegen der Affäre um Hamid Sani abberufen werden sollte. Benesovas Abberufung wird auch von den Christdemokraten abgelehnt.

  • 28.08.2005

    Nach 48 Stunden, die Hamid Sani in einem Gefängnis in Katar verbracht hatte, wurde das Mitglied der Königsfamilie auf Kaution freigelassen. Sanis Anwalt sagte am Sonntag gegenüber der Nachrichtenagentur CTK, dass Sani der Reisepass abgenommen wurde und dass ihm verboten wurde, ins Ausland zu reisen. Dem Anwalt zufolge soll das tschechische Justizministerium binnen zwei Tagen Informationen über die weitere Entwicklung des Gerichtsfalls von der Obersten Staatsanwaltschaft in Katar erhalten. Sani war in Tschechien wegen des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger verfolgt worden. Der Oberste Gerichtshof Tschechiens leitete den Fall jedoch am vergangenen Montag nach Katar weiter. Die Übergabe Sanis in seine Heimat war von Justizminister Pavel Nemec kurz nach Erhebung der Anklage gegen Sani veranlasst worden. Die Gerichte akzeptierten die Entscheidung des Ministers nicht und verurteilten Sani zu 2,5 Jahren Freiheitsentzug. Es herrschten verschiedene Meinungen darüber, was für eine Strafe Sani in Katar drohe. Aus einer im Auftrag der Obersten Staatsanwaltschaft Tschechiens von Eurojust ausgearbeiteten Analyse geht hervor, dass es schwierig sein wird, Sani zu verurteilen.

  • 28.08.2005

    Der Premier und wahrscheinliche sozialdemokratische Spitzenkandidat für die Parlamentswahlen im Sommer 2006, Jiri Paroubek, hat am Sonntag auf die Aufforderung des Chefs der stärksten Oppositionspartei Mirek Topolanek nicht reagiert, den Wahlkampf mit ihm im gleichen Jahr in derselben Region zu führen. Der Parteichef der Bürgerdemokraten erklärte im Fernsehen, er werde höchstwahrscheinlich in Prag kandidieren. Paroubek möchte jedoch den jetzigen für die Koordinierung der Wirtschaft zuständigen parteilosen Vizepremier Martin Jahn als den Spitzenkandidaten der Sozialdemokraten in Prag vorschlagen.

  • 28.08.2005

    Der koreanische Karosserie-Hersteller Sungwoo sucht in Mitteleuropa nach einem geeigneten Standort, um einen großen Betrieb zu erbauen. Er entscheidet sich zwischen Tschechien, Polen und der Slowakei. Dies sagte eine Sprecherin der Gesellschaft Czechinvest. Der mit der Wirtschaftskoordinierung beauftragte Vizepremier Martin Jahn erklärte nach seiner Rückkehr von einem Arbeitsbesuch in Südkorea, dass neue südkoreanische Investitionen in Mittel- und Osteuropa binnen zwei Jahren die Höhe von mehr als zwei Milliarden US-Dollar erreichen werden. Jahn ist der Meinung, dass sich der koreanische Hersteller Sungwoo schließlich für eine Investition in Tschechien entscheiden wird.

  • 28.08.2005

    In der größten Prager Plattenbausiedlung "Jizni Mesto" (Südstadt) soll binnen zwei Jahren ein Gemeindezentrum der Mutter Theresa entstehen. Kardinal Miloslav Vlk und Kulturminister Vitezslav Jandak haben am Samstagabend den Grundstein für den Bau gelegt. Kardinal Vlk würdigte die Tatsache, dass das Zentrum nicht nur wegen der geistlichen, sondern auch der sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Bewohner der Siedlung errichtet wird. Kulturminister Jandak brachte in seiner Rede u. a. die Hoffnung zum Ausdruck, dass mit dem Gemeindezentrum sowohl wieder Kultur als auch geistliche Atmosphäre in die Plattenbausiedlung gebracht werden. Gegen den Bau des Zentrums protestierten einige Bewohner, die daran erinnerten, dass das Gebäude auf einer der hier nur wenig vorhandenen Grünflächen errichtet werden soll.

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