• 18.08.2005

    Die Mehrheit der Tschechen wünscht sich derzeit keine Fortsetzung des Ratifizierungsprozesses des Europäischen Verfassungsvertrages. Nach dem negativen Ausgang der Volksbefragungen in Frankreich und Holland vertritt nur ein Viertel der Tschechen die Meinung, der Prozess sollte nicht eingestellt werden. Dies geht aus einer im Juli durchgeführten Meinungsumfrage der Prager Agentur STEM hervor, bei der 40 Prozent der Befragten zunächst eine gründliche Erläuterung der Vorteile der gemeinsamen europäischen Verfassung fordern. Für deren endgültige Ratifizierung sprachen sich 35 Prozent aus.

  • 18.08.2005

    Das tschechische Verfassungsgericht mit Sitz in Brno/Brünn hat am Donnerstag entschieden, dass der bereits verstorbene Adelige Hugo Salm tschechoslowakischer Bürger war. Durch diesen Befund öffnet sich seinen Erben der Weg zur Erhebung ihrer Ansprüche auf die Rückgabe des einstigen Eigentums der Adelsfamilie im südmährischen Rajec nad Svitavou. Die Verfassungsrichter haben das Verdikt des Innenministeriums, das später auch vom Obersten Gericht bestätigt wurde und dem zufolge Hugo Salm nicht die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft innehatte, aufgehoben. Sie konstatierten, dass mit beiden Verdikten die Charta der Grundrechte und Grundfreiheiten verletzt worden sei. Die Familie Salm kann jetzt die Rückgabe von 7000 Hektar Grundboden inklusive das Schloss in Rajec nad Svitavou anfordern.

  • 18.08.2005

    Auf den in diesem Jahr fertig gebauten Autobahn- und Schnellstraßenabschnitten in Tschechien werden Autofahrer ab September entgegen einer vorherigen Entscheidung keine Vignetten brauchen. Das Inkrafttreten der vorgesehenen Regelung hat Verkehrsminister Milan Simonovsky auf das nächste Jahr verschoben. Auch dann bedeute es nicht, so der Minister auf einer Pressekonferenz in Prag, dass alle neu gebauten Straßenabschnitte gebührenpflichtig sind. Simonovsky will nach eigenen Worten darüber mit Vertretern der zuständigen Landkreise und Gemeinden verhandeln.

  • 18.08.2005

    Trotz negativer Reaktionen der oppositionellen Parteien ist es am Donnerstag der Regierung gelungen, in erster Lesung im Abgeordnetenhaus Änderungsvorschläge bei den Sozialleistungen durchzusetzen. Nach Auffassung des Kabinetts sollen Arbeitslose durch die Gesetzesänderung mehr zur Suche nach einem Job motiviert werden. Den oppositionellen Bürgerdemokraten (ODS) zufolge hätte die neue Regelung nur eine Erhöhung der Staatsausgaben und eine Zunahme der Bürokratie zur Folge. Aufgrund der Regierungsvorschläge sollten künftig die Wohnkosten nicht mehr automatisch in das Existenzminimum mit einberechnet, sondern separat auf der Basis eines Beitrags seitens des Staates bzw. der Gemeinde erstattet werden. Die Arbeitslosen, die sich nicht auf die Staatsleistungen verlassen und selbst aktiv eine Arbeitsstelle suchen, sollen aufgrund der vom Arbeitsministerium initiierten Vorschläge bestimmte Vergünstigungen genießen. Über die geplante Neuregelung der Sozialleistungen herrscht jedoch auch innerhalb der Regierungskoalition keine Einigung. So wird damit etwa nach Meinung einiger Christdemokraten die Begünstigung allein erziehender Elternteile auf Kosten von kinderreichen Familien fortgesetzt. Die oppositionellen Kommunisten kritisierten die Regierungsvorlage als zu hart für sozial schwache Menschen.

  • 18.08.2005

    Ein deutscher Investor will im mittelböhmischen Melnik einen neuen Binnenhafen an der Elbe bauen. Wie die tschechische Tageszeitung Mlada fronta Dnes in ihrer Donnerstagsausgabe berichtet, sollten ab dem Frühjahr 2006 jede Woche Schiffe mit Touristen aus Berlin im Melniker Stadtteil Rybare in der Nähe des historischen Stadtkerns anlegen. Melniks Bürgermeister Miroslav Neumann zufolge sehe das Projekt 8-tägige Schifffahrten von Berlin aus über Nürnberg und Dresden bis nach Melnik vor.

  • 18.08.2005

    Die Kommunistische Partei Böhmens und Mährens (KSCM) kritisiert das Vorhaben des Tschechischen Zentrums Wien, sich dem von einer Gruppe tschechischer Grafiker gestalteten Projekt mit dem Titel "Trickreich gegen den Kommunismus" anzuschließen. Es sei skandalös, so Parteisprecherin Monika Horeni, wenn das Zentrum diese Aktion mit Geldern der tschechischen Steuerzahler unterstützt. Horeni zufolge sei es das primäre Ziel der Veranstaltung, eine im Parlament vertretene Partei mit relevanter Unterstützung der Wähler zu verunglimpfen.

  • 17.08.2005

    Der tschechische Präsident Vaclav Klaus hat am Mittwoch auf der Prager Burg den Schauspieler und Kulturmanager Vitezslav Jandak zum Kulturminister des Landes ernannt. Jandak trat damit die Nachfolge des kürzlich verstorbenen Pavel Dostal an. Unmittelbar im Anschluss an die Ernennung hat Premierminister Paroubek Jandak im Kulturministerium in sein neues Amt eingeführt. Der Premier erwartet vom neuen Minister u. a., dass er den Dialog mit der Kirche weiterführe. Zuvor hatte Jandak seine Funktion als Vorsitzender des Zliner Filmfestivals, dem er acht Jahre lang vorstand, wegen möglicher Kompetenzüberschneidung zur Verfügung gestellt. Dieses Amt soll voraussichtlich der bisherige Künstlerische Leiter, Petr Koliha, übernehmen.

    Autor: Lothar Martin
  • 17.08.2005

    Der Kandidat für die vakante Funktion des tschechischen Polizeipräsidenten ist Vladislav Husak, der stellvertretende Polizeichef für die uniformierte Polizei. Das gab Innenminister Frantisek Bublan am Mittwoch in Prag vor Journalisten bekannt. Husak soll den am Montag endgültig zurückgetretenen Jiri Kolar ablösen, der als Folge des Skandals um den bei einem Polizeieinsatz geflüchteten Unternehmer Radovan Krejcir seine Demission eingereicht hatte.

    Autor: Lothar Martin
  • 17.08.2005

    Gegen den designierten Chef des Prager Regierungsamtes Ivan Prikryl, über dessen Ernennung die Regierung am Mittwochabend entscheiden wollte, sind Vorwürfe wegen angeblicher Zusammenarbeit mit dem kommunistischen Staatssicherheitsdienst (StB) laut geworden. Prikryl wies die Anschuldigungen am Dienstag zurück; ein entsprechendes Dokument der kommunistischen Polizei bezeichnete er als unglaubwürdig. Einen Verzicht auf die Leitung des Regierungsamtes lehnte Prikryl ab, machte aber deutlich, dass er das Amt nur bei einer klaren Unterstützung des Kabinetts antreten wolle. Prikryl soll als Chef des Regierungsamtes Ales Sulc ablösen, der noch unter Premierminister Stanislav Gross berufen worden war.

    Autor: Lothar Martin
  • 17.08.2005

    Arbeitnehmer in Tschechien mit einem Einkommen von bis zu 30.000 Kronen (ca. 1000 Euro) dürfen ab dem kommenden Jahr auf eine deutliche Steuersenkung hoffen. Diese sieht die Novelle des Einkommenssteuergesetzes vor, die am Dienstagabend in erster Lesung vom Prager Abgeordnetenhaus angenommen wurde. Gering- und Durchschnittsverdiener können demnach mit Steuererleichterungen von bis zu 4000 Kronen im Jahr rechnen; der Eingangssteuersatz soll von 15 auf 12 Prozent gesenkt werden. Finanzminister Sobotka bezifferte die voraussichtlichen Steuermindereinnahmen auf 14 Milliarden Kronen, das sind knapp 470 Millionen Euro. Endgültig verabschiedet werden könnte die Novelle im Herbst. Die oppositionelle ODS bezeichnete den Entwurf als "ersten Schritt". Im Falle eines Wahlsieges im kommenden Jahr plant die ODS die Einführung eines Einheitssteuersatzes von 15 Prozent.

    Autor: Lothar Martin

Pages