• 10.07.2003

    Vor einem Prager Gericht beginnt heute die Verhandlung des Fraktionschefs der Demokratischen Bürgerpartei ODS, Vlastimil Tlusty, gegen den Mobilfunkbetreiber Eurotel. Tlusty hatte im Februar den Verdacht geäußert, abgehört worden zu sein, nachdem er auf seiner Mobilbox den Mitschnitt eines Gesprächs vorgefunden hatte, das er etwa zehn Tage zuvor in seinem Büro geführt hatte. Eurotel hatte jedoch darauf hingewiesen, dass es sich dabei vermutlich um einen normalen Vorgang handle: Nachrichten, die - eventuell auch unabsichtlich - auf anderen Mobilboxen hinterlassen und von deren Besitzern nicht entgegengenommen werden, schickt der Betreiber nämlich nach 10 Tagen an den Absender zurück. Dieser weiß somit, dass seine Meldung den Adressaten nicht erreicht hat. Tlusty jedoch meint, er habe durch jene unangeforderte Nachricht Schaden erlitten, außerdem fühlt er sich durch die technische Erklärung von Eurotel beleidigt.

  • 10.07.2003

    Nachdem der EU-Konvent gestern in Brüssel definitiv seine Arbeit am Vorschlag zu einer europäischen Verfassung beendet hat, haben zwei der drei tschechischen Konventsmitglieder den historischen Augenblick gewürdigt, den jene letzten Sitzung bedeutet habe. Vizeaußenminister Jan Kohout, der in dem Gremium die tschechische Regierung vertrat, meinte, es handle sich bei der Verabschiedung des Konventsvorschlags um einen Durchbruch in der europäischen Entwicklung. Josef Zieleniec, der Vertreter des Senats, betonte, bei den Sitzungen sei es nicht um zwischenstaatliche Debatten gegangen, sondern um die Schaffung des Umfeldes für ein gemeinsames Leben in Europa. Der dritte tschechische Gesandte, der Oppositionspolitiker Jan Zahradil, der im Namen des Abgeordnetenhauses am EU-Konvent vertreten war, hatte diesen aus Protest gegen die Entwicklung der Verfassung im Juni verlassen und den Vorschlag somit nicht unterschrieben.

  • 10.07.2003

    Der Vorsitzende der tschechischen Demokratischen Bürgerpartei ODS, Mirek Topolanek, der Chef der oppositionellen britischen Konservativen, Iain Duncan Smith, sowie der Vorsitzende der polnischen Partei "Recht und Gerechtigkeit", Ludwik Dorn, haben gestern in Prag eine sogenannte "Prager Erklärung" unterschrieben, in der sie zur weiteren Entwicklung der Europäischen Union Stellung nehmen. Alle drei konservativen Parteichefs vertreten die Ansicht, dass eine Föderalisierung der EU eine Entwicklung hin zu einem bürokratischen Superstaat bedeuten würde, und lehnen diese ab. Unter anderem heißt es in dem Kommuniqué: "Die europäischen Völker benötigen keinen Vertrag - ob er nun Verfassung heißt oder nicht - der alle europäischen Länder in einen ökonomischen, politischen und rechtlichen Rahmen zwängt." Zuvor war Iain Duncan Smith gestern im westböhmischen Karlovy Vary / Karlsbad mit dem tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus zu einem Gespräch zusammengetroffen. Klaus hatte sich dabei ebenfalls gegen eine Föderalisierung Europas ausgesprochen.

  • 10.07.2003

    Die Tschechische Republik wurde bereits zum zweiten Mal vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg wegen der langsamen Arbeit der Justiz verurteilt. In einem gestern veröffentlichten Urteil gab das Strassburger Gericht der Beschwerde der Emigrantenfamilie Hartman statt, deren Restitutionsklage sich bereits fast zehn Jahre hinzieht. Der Staat muss der Familie nun 10.000 Euro bezahlen und zusätzlich für die Gerichtskosten von etwa 1.500 Euro aufkommen. Die Tschechische Republik kann binnen drei Monaten gegen das Urteil berufen.

  • 09.07.2003

    Tschechische Spitzenpolitiker halten den gesellschaftlichen und politischen Konsens hinsichtlich des Umgangs mit der jüngsten Vergangenheit der Jahre 1938-45 und 1948-1989, wie er sich in den 1990er Jahren geformt hatte, für unverändert gültig. Dies beziehe sich auch auf den Umgang mit Restitutionsfragen. Darauf einigten sich Präsident Vaclav Klaus, Premierminister Vladimír Spidla und die Vorsitzenden beider Parlamentskammern, Petr Pithart und Lubomír Zaoralek, am Mittwoch Abend auf einem gemeinsamen Treffen. Dieser Konsens sei außerordentlich sensibel und es sei nicht wünschenswert, ihn zu verändern, heißt es in einem gemeinsam veröffentlichten Kommunique, das die vier Spitzenpolitiker zunächst nicht weiter kommentieren wollten. In dem Text wird an die tschechische politische Szene appelliert, in Fragen der Vergangenheit geschlossen aufzutreten und überflüssige, unangemessene Reaktionen auf einzelne Rechtsurteile zu vermeiden. Die vier Politiker einigten sich ebenfalls darauf, weiter über das Thema zu diskutieren. Grund für die Aktivitäten ist eine Klagewelle des in Argentinien lebenden Frantisek Oldrich Kinsky. Kinsky will Immobilien und Grundstücke im Wert von etwa 1,3 Milliarden Euro zurückbekommen, die nach dem Zweiten Weltkrieg auf Grund der Dekrete konfisziert worden waren. Der Adlige hat 157 Klagen eingereicht, von denen er bereits einige gewonnen hat. Diese Urteile hatten Parteienvertreter als "Bruch der Dekrete" bezeichnet und einen gesetzlichen Schutz der Enteignungen gefordert. Rechtsexperten arbeiten gegenwärtig an einem Gesetz, das Gemeinden in Rechtsstreiten über Vermögen, das nach dem Zweiten Weltkrieg konfisziert wurde, unterstützen soll.

  • 09.07.2003

    Auf ein weiteres gemeinsames Vorgehen zwecks einer teilweisen Änderung des Entwurfs für eine europäische Verfassung haben sich am Mittwoch in Brüssel die Regierungen von 19 kleinen und mittleren Staaten, einschließlich der Tschechischen Republik, geeinigt. Sie trafen am Rande des verfassungsgebenden EU-Konvents zusammen. Auf dem Boden der tschechischen EU-Botschaft einigten sie sich darauf, sowohl vor dem Beginn der Regierungskonferenz als auch während ihres Verlaufes zusammenzuarbeiten. Zu den Hauptforderungen der 19 Staaten zählt die Beibehaltung der Regel, dass jeder Staat einen Kommissar in die Europäische Kommission entsendet.

  • 09.07.2003

    Führende Konservative aus Großbritannien, Polen und Tschechien wollen ihre Kritik an der Entwicklung der Europäischen Union an diesem Donnerstag in Form einer "Prager Erklärung" veröffentlichen. Das kündigte ein Sprecher der oppositionellen Demokratischen Bürgerpartei (ODS) am Mittwoch in Prag an. Mit dem ODS- Vorsitzenden Mirek Topolanek würden der britische Oppositionsführer Iain Duncan Smith sowie der Pole Ludwik Dorn von der Oppositionspartei "Recht und Gerechtigkeit" den Text formulieren, hieß es. In der Erklärung wollen die Konservativen unter anderem Stellung zu einer gemeinsamen europäischen Außenpolitik nehmen.

  • 09.07.2003

    Die Tschechische Republik wird aus den Unterstützungsfonds der EU in den Jahren 2004-2006 mehr Mittel bekommen als ursprünglich erwartet. Anstelle der an den Preisen von 1999 orientierten 2,3 Milliarden Euro kann das Land nach Umrechnung auf heutige Preise bis zu 2,6 Milliarden Euro erhalten. Die aktuellen, von der EU bestätigten Ziffern teilte am Mittwoch ein Sprecher des Ministeriums für Regionalentwicklung mit.

  • 09.07.2003

    Präsident Vaclav Klaus wird am Abend mit Premierminister Vladimír Spidla und den Chefs beider Parlamentskammern, Petr Pithart und Lubomír Zaoralek, über die Frage nach dem Umgang mit Restitutionsverfahren beraten, die in Zusammenhang mit den sog. Benes-Dekreten stehen. Bereits in der vergangenen Woche hatten Vertreter aller Parteien über dieses Thema diskutiert und Justizminister Pavel Rychetsky beauftragt, beim tschechischen Höchsten Gericht eine Richtlinie für Rückgabefälle zu beantragen. Grund für die Aktivitäten ist eine Klagewelle des in Argentinien lebenden Frantisek Oldrich Kinsky. Kinsky will Immobilien und Grundstücke im Wert von etwa 1,3 Milliarden Euro zurückbekommen, die nach dem Zweiten Weltkrieg auf Grund der Dekrete konfisziert worden waren. Der Adlige hat 157 Klagen eingereicht, von denen er bereits einige gewonnen hat. Diese Urteile hatten Parteienvertreter als "Bruch der Dekrete" bezeichnet und einen gesetzlichen Schutz der Enteignungen gefordert.

  • 09.07.2003

    Nach den Vorstellungen von Verteidigungsminister Miroslav Kostelka sollte die Tschechische Armee künftig nur noch aus 23.000 professionellen Soldaten und 7.000 zivilen Beschäftigten bestehen. Der ursprüngliche Entwurf für die Armeereform, den Kostelkas Vorgänger Jaroslav Tvrdik ausgearbeitet hatte, sah 35.000 Soldaten und bis zu 10.000 zivile Angestellte vor. Grund für den nun vorgesehenen drastischeren Stellenabbau sind die durch die Finanzreform bedingten Einsparungen im Verteidigungsressort, das im kommenden Jahr entgegen den ursprünglichen Planungen nicht mit 2,2% des Bruttoinlandprodukts rechnen kann, sondern nur noch mit knapp 2%. Welche Garnisonen im einzelnen abgebaut werden müssten, sei noch schwer vorauszusagen, teilte Kostelka heute der Nachrichtenagentur CTK mit.

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