• 14.04.2002

    Die Tschechische Republik wird in der nächsten Runde der Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union am 22. April voraussichtlich dem Vorschlag der EU-Mitgliedsstaaten zur Verteilung der Gelder aus den Struktur- und Kohäsionsfonds der Europäischen Union zustimmen. Der Vorschlag sieht vor, dass Tschechien als neues EU-Mitglied in den Jahren 2004-2006 ca. ein Zehntel der Mittel aus den Fonds bekommt, die für die Regionalpolitik der Beitrittsländer vorgesehen sind. Die genaue Summe der Gelder wird aller Wahrscheinlichkeit nach erst in dem Beitrittsvertrag selbst festgelegt werden. Anspruch auf Hilfe aus den Strukturfonds haben alle tschechischen Regionen mit Ausnahme Prags.

  • 14.04.2002

    Die Sozialdemokratische Partei (CSSD) hat nach Meinung der sozialdemokratischen Vizevorsitzenden des Abgeordnetenhauses, Petra Buzkova, nicht vor, nach den Wahlen einen neuen Oppositionsvertrag mit der Bürgerdemokratischen Partei (ODS) abzuschließen. Stattdessen wolle sie sich an der Bildung einer Regierungskoalition beteiligen, die auf einem inhaltlichen Konsens basiert. Buzkova sagte dies am Sonntag in einer Fernsehdiskussion des privaten Senders Prima. Die Vorsitzende der oppositionellen Freiheitsunion-Demokratischen Union, Hana Marvanova, hingegen äußerte in derselben Sendung die Befürchtung, dass das Bündnis zwischen Sozial- und Bürgerdemokraten auch nach den Wahlen fortgesetzt werde.

  • 13.04.2002

    Der Vorsitzende des tschechischen Senats, Petr Pithart, trifft sich in der kommenden Woche in Budapest mit dem ungarischen Staatspräsidenten Ferenc Madl. Darüber informierte Pitharts Berater Jaroslav Veis am Samstag die Nachrichtenagentur CTK. Pithart wird damit der erste gesetzmäßige Vertreter sein, der Ungarn besucht, nachdem es in den bilateralen Beziehungen durch die Äußerungen des ungarischen Premiers Viktor Orban über die Benes-Dekrete zu einem Zerwürfnis gekommen war. Orban hatte sich auf die Seite einiger deutscher und österreichischer Politiker gestellt, die die Aufhebung der Dekrete fordern. Aufgrund von Orbans Äußerungen hatten die Regierungschefs Tschechiens, der Slowakei und Polens ihre Teilnahme an dem für März angesetzten Gipfeltreffen der Premiers der vier Visegrad-Staaten abgesagt. Pitharts Reise nach Budapest ist nicht dienstlich. Er wird auf der dortigen Buchmesse sein Essay mit dem Titel "Nach 1989: wer sind wir" vorstellen, das jetzt auf Ungarisch erscheint.

  • 13.04.2002

    Bei dem Austausch der vier Panzerfahrzeuge der Tschechischen Armee, die im Oktober letzten Jahres zum Schutz vor terroristischen Angriffen vor dem Sitz des Rundfunksenders Radio Free Europe/ Radio Liberty im Prager Stadtzentrum postiert worden waren, handelte es sich nach Aussagen von Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdik in erster Linie um ein Signal an die tschechische Öffentlichkeit. Den Bürgern sollte dadurch demonstriert werden, dass der Tschechischen Republik gegenwärtig keine Sicherheitsrisiken drohen. Dies hätten sowohl tschechische als auch nordatlantische Nachrichtendienste bestätigt, sagte Tvrdik der Presseagentur CTK. Er schloss jedoch nicht aus, dass sich nach Aufhebung aller Präventivmaßnahmen die Situation ändern könnte. Solange sich der Radiosender im Stadtzentrum befände, würde er immer eine gewisse Versuchung für Terroristen darstellen. Die vier Panzerwagen der Tschechischen Armee waren in der Nacht zum Freitag durch zwei kleinere Panzerwagen der tschechischen Polizei ausgetauscht worden.

  • 11.04.2002

    EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen hat am Donnerstag den tschechischen Politikern in Prag versichert, dass die EU-Kommission die umstrittenen Benes-Dekrete auch weiterhin nicht zum Gegenstand der Beitrittsverhandlungen mit Tschechien machen will. Demgegenüber will das tschechische Abgeordnetenhaus vermutlich noch im April eine Debatte zu den Dekreten führen. Die Nachkriegsverordnungen über die Enteignung der Sudetendeutschen und den Entzug ihrer tschechoslowakischen Staatsangehörigkeit könnten keine juristische Wirkung mehr entfalten, erklärten Verheugen und der tschechische Ministerpräsident Milos Zeman nach ihrem Prager Treffen am Donnerstag. "Die Dekrete gehören der Vergangenheit an", unterstrich Verheugen. Nach Ansicht der tschechischen Regierung sind die Dekrete "erloschen". Ihre Aufhebung sei aber unmöglich, da sie Teil der Rechtsordnung seien, sagte Zeman. Eine ähnliche Meinung vertrat auch ODS- und Abgeordnetenchef Václav Klaus in seinen Gesprächen mit Verheugen. Bei der geplanten Parlamentsdebatte über die Nachkriegsverordnungen habe man die Absicht, eine Resolution über die "Unveränderbarkeit der Weltkriegsfolgen" zu verabschieden, sagte Klaus. Demgegenüber rückte Klaus von seinem heftig kritisierten Vorschlag ab, im EU-Beitrittsvertrag eine Garantie für die Benes- Dekrete zu verankern.

    Autor: Lothar Martin
  • 11.04.2002

    Auf ihrer turnusmäßigen Tagung befasste sich die tschechisch-slowakische Historikerkommission am Donnerstag in Kosice/Kaschau u.a. auch mit Fragen zu den so genannten Benes-Dekreten. Laut Aussage von Stefan Sutaj von der Gesellschaftswissenschaftlichen Institut der Slowakischen Akademie nehmen die Historiker diese Frage wahr als ein Problem, dass man ihrer Meinung nach aus dem internationalen Kontext heraus untersuchen sollte. Weder in der Slowakei noch in Tschechien, aber auch nicht in Österreich und weiteren europäischen Ländern wisse man nämlich oft nicht genau, was die Dekrete des ehemaligen Präsidenten der Tschechoslowakei eigentlich seien, betonte Sutaj.

    Autor: Lothar Martin
  • 11.04.2002

    Zur Diskussion über die umstrittenen Benes-Dekrete schreibt die linksliberale tschechische Tageszeitung "Pravo" in ihrer Donnerstag-Ausgabe u.a.: "Die geplante Debatte über die Benes-Dekrete im tschechischen Parlament ist problematisch " am meisten, weil sich zwei Monate vor der Wahl in Prag die Parteien oft gegenseitig überbieten beim Nennen einfacher Lösungen. Falls man aber nach dem Urnengang über das 50 Jahre lang vernachlässigte Problem diskutieren will, könnte das Abgeordnetenhaus natürlich eine solche Debatte auf die Tagesordnung setzen " auch wenn sich mit den Dekreten im Ausland weder Parlament noch Regierung befasst.

    Autor: Lothar Martin
  • 11.04.2002

    Die oppositionelle Demokratische Bürgerpartei (ODS) ist derzeit wieder die stärkste politische Partei in Tschechien. Wenn bereits heute die Wahlen zum Abgeordnetenhaus stattfinden würden, erhielte die von Abgeordnetenchef Václav Klaus geführte Partei 29,6 Prozent der Wählerstimmen. Das ergab eine Anfang April gemachte Umfrage der Agentur TNS Factum, die am Donnerstag im Internet veröffentlicht wurde. Gegenüber dem Vormonat März haben die Bürgerdemokraten damit einen Zuwachs von vier Prozent zu verzeichnen, während die regierenden Sozialdemokraten rund drei Prozent eingebüßt haben und mit insgesamt 23,8 Prozent nur noch den zweiten Platz in der Wählergunst einnehmen. Mit 17,9 Prozent auf dem dritten Rang liegt das liberal-konservative Wahlbündnis Koalice, gefolgt von den Kommunisten mit 14,9 Prozent. An den Mitte Juni stattfindenden Parlamentswahlen nehmen insgesamt 29 Parteien und Bewegungen teil, doch außer den genannten vier Subjekten wird keinem weiteren Wahlsubjekt der Einzug in das Prager Unterhaus zugetraut.

    Autor: Lothar Martin
  • 11.04.2002

    Die Prager Parlamentsparteien wollen sich in der nächsten Legislaturperiode nach den Wahlen erfolgreich mit der Arbeitslosigkeit in der Tschechischen Republik auseinander setzen. Ihr Ziel ist es dabei, die Arbeitslosenrate von gegenwärtig 9,1 Prozent auf rund fünf Prozent zu senken. Dies wollen sie insbesondere durch einen Zuwachs an Arbeitsplätzen, unterstützt durch den Zufluss von Investitionen und Senkungen bei der Besteuerung der Arbeit, erreichen. Premier Milos Zeman bezeichnete die Tatsache, dass die Arbeitslosigkeit in der auslaufenden Legislaturperiode nicht gesunken sei, als den größten Misserfolge seiner Regierung. Bei der im März ermittelten Arbeitslosenrate von 9,1 Prozent waren über 471.000 Erwerbslose auf den Arbeitsämtern registriert worden.

    Autor: Lothar Martin
  • 11.04.2002

    Deutsche Atom-Kritiker hatten am Donnerstag erstmals Gelegenheit, bei einer offiziellen Anhörung in Passau ihre Bedenken gegen das südböhmische Atomkraftwerk Temelín vorzutragen. Mehr als ein Dutzend Vertreter der Regierung in Prag sowie der Temelín-Betreiberfirma CEZ waren zu dem Termin gekommen. Rund 200 Temelín-Gegner aus Deutschland und Österreich forderten mit Transparenten, Plakaten und Aufklebern die Abschaltung des Reaktors. Die Anhörung verlief in einer aufgeheizten emotionalen Atmosphäre, in der beide Seiten kaum Verständnis für die Argumente der Gegenseite aufbrachten. Der Passauer Termin für die Bürger in den Grenzregionen außerhalb Tschechiens hatte bei der Regierung in Prag zu einem heftigen Streit geführt. Außenminister Jan Kavan hatte seinem Kabinettskollegen, Umweltminister Milos Kuzvart, vorgeworfen, zu viele Zugeständnisse an die Temelín-Gegner zu machen.

    Autor: Lothar Martin

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