• 14.09.2001

    Der Bankenrat der Tschechischen Nationalbank hat sich am Donnerstag mit der aktuellen Situation nach den Terroranschlägen in den USA befasst. "Der Bankenrat konstatierte, dass das Finanzsystem in der Tschechischen Republik ohne Probleme funktioniert und dass die Kontakte zu den ausländischen Partnern der Tschechischen Nationalbank von den Ereignissen in den USA nicht betroffen sind," teilte die Sprecherin der Zentralbank, Alice Frischaufová, der Presseagentur CTK mit. Auf den Devisenmärkten tut sich so gut wie nichts. Die tschechische Währung steht bei dem gegenwärtig minimalen Handelsumfang zur Zeit bei einem Kurs von 34,15 Kronen für einen Euro bzw. 17,47 Kronen für eine D-Mark.

    Autor: Lothar Martin
  • 14.09.2001

    Das Bruttoinlandsprodukt der Tschechischen Republik ist im zweiten Quartal dieses Jahres vorläufigen Einschätzungen zufolge um 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr angestiegen. Im Vergleich zum ersten Quartal dieses Jahres beträgt die Steigerungsrate 0,9 Prozent. Das gab am Donnerstag das Tschechische Statistische Amt bekannt. Tschechien ist damit auf einem guten Weg, so Wirtschaftsminister Miroslav Gregr, dass der Vorsprung der EU-Länder "langsam aber sicher aufgeholt werde."

    Autor: Lothar Martin
  • 13.09.2001

    Wie das Außenministerium bekannt gab, hat man bis 0:00 Uhr in der Nacht zu Donnerstag 30 in den USA vermisste tschechische Bürger registriert. Vladimir Krnavek von der eingerichteten Hotline unter der sich Tschechen über den Verbleib ihrer Angehörigen und Freunde in den USA informieren können, merkte aber an, dass er im Falle einiger Vermisstenanzeigen skeptisch sei, da es sich um Personen handele, zu denen die Anrufer teilweise seit 20 Jahren keinen Kontakt mehr hätten.

    Der Generalkonsul in New York, Petr Gandalovic, teilte mit, er wisse über zehn Tschechen, die sich zur Zeit des Anschlages in New York aufgehalten und sich bisher nicht bei ihren Angehörigen gemeldet hätten. Er forderte alle Bürger, deren Angehörige sich noch nicht aus den USA gemeldet haben, auf, sich an die Hotline des Außenministeriums zu wenden.

    Wie der tschechische Konsul bereits am Mittwoch geäußert hatte, hätten sich bisher nur vereinzelt Tschechische Bürger mit der Bitte um Hilfe an das Konsulat ihres Landes in New York gewendet Alle Tschechen, die Probleme mit dem Rückflug hätten, würden dies wohl in Eigenregie lösen, vermutete Gandalovic und erklärte weiter, das Konsulat telefoniere weiterhin die Krankenhäuser ab, um etwaige Tschechen unter den Verletzten ausfindig zu machen.

    Allerdings verwies er darauf, dass man frühestens in ein paar Wochen sicher wisse, ob sich auch Tschechen unter den Trümmern des World Trade Centers befinden.

    Aus dem tschechischen Außenministerium hieß es am Mittwochnachmittag, die Situation in den beiden Städten sei insgesamt noch zu unübersichtlich.

    Nach Angaben der Agentur Czechtrade hätten sich zur Zeit der Angriffe auf das World Trade Center keine tschechischen Beschäftigten dort aufgehalten. Höchstwahrscheinlich seien auch die Angestellten anderer tschechischer Firmen in den USA nicht zu Schaden gekommen, hieß es weiter. Die Agentur habe dies aus Gesprächen mit den in den USA ansässigen tschechischen Unternehmen erfahren, teilte ein Sprecher mit.

    Auch über die Menschen, die in den entführten Flugzeugen umkamen, liegen dem Außenministerium noch keine Informationen vor.

    Auch Vertreter des größten tschechischen USA-Reiseanbieters, America Tours, bestätigten, dass alle ihre Kunden, die sich derzeit in den USA aufhalten, wohl auf seien.

    Die gestrige Entscheidung des NATO-Rates, unter bestimmten Bedingungen erstmals den Artikel Fünf des Washingtoner Vertrages anzuwenden - also den gemeinsamen Verteidigungsfall auszurufen - bezeichnete Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdik als Ausdruck der Solidarität innerhalb der Allianz. Allerdings möchte er, so Tvrdik, im Moment nicht von einem Kriegskonflikt sprechen, denn bisher gäbe es noch zu wenig bestätigte Informationen. Der Verteidigungsfall würde dann eintreten, wenn klar ist, dass es sich um einen externen Angriff handelte.

    Auf dem Prager Wenzelsplatz legten am Mittwochabend einige hundert Bürger Blumen und Kerzen nieder. Tschechische Politiker und Künstler hatten zu einer Solidaritätskundgebung mit den Opfern der Terrorangriffe aufgerufen. Innenminister Stanislav Gross hatte die tschechischen Bürger zuvor aufgefordert, nicht an der Demonstration teilzunehmen. Er habe zwar große Achtung vor zwischenmenschlicher Solidarität, aber angesichts der derzeitigen Präventionsmaßnahmen und der Bemühungen alle Risiken zu reduzieren, wäre es besser, von einer solchen Kundgebung abzusehen, führte Gross aus.

    Staatspräsident Vaclav Havel erklärte am Mittwoch gegenüber Journalisten, die Lehren aus den Terroranschlägen in den USA müssten auch in der Sicherheitsstrategie der Tschechischen Republik Berücksichtigung finden. Das habe er auch dem Staatlichen Sicherheitsrat auf dessen Sitzung am Mittwoch mitgeteilt. Havel bezeichnete den Angriff als Warnung für die Zivilisation. Noch nie hätten Fanatiker und Fundamentalisten solche verheerenden Möglichkeiten besessen wie heute. Des weiteren zeigte er sich beeindruckt von der Solidaritätswelle, die die Anschläge in den USA innerhalb der tschechischen Bevölkerung ausgelöst hätten.

    In einem Brief an den amerikanischen Botschafter in Tschechien, Craig Stapleton, sprach Parlamentspräsident Vaclav Klaus am Mittwoch von einer Bedrohung der gesamten freien Welt und der demokratischen Gesellschaft. Klaus vertritt wie Havel die Ansicht, die tschechische Sicherheitspolitik müsse aufgrund der Ereignisse von New York und Washington neu überdacht werden.

    Der US-Botschafter Craig Stapleton kam am Mittwoch mit dem tschechischen Außenminister Jan Kavan zusammen. Kavan bot den Amerikanern Hilfe bei den Rettungs- und Aufräumarbeiten an. Stapleton lehnte bisher aber jede Hilfe dankend ab, da die USA momentan keine ausländische Hilfe brauche, wie Kavan erklärte. Dennoch sei man auf tschechischer Seite bereit, sofortige Hilfe zu leisten, sobald die USA darum ersuche, fügte der Außenminister an.

    Der Ressortübergreifende Krisenstab hat am Mittwoch entschieden, die erste Stufe der Kampfbereitschaft weiterhin aufrecht zu erhalten. Darüber informierten Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdik und Innenminister Stanislav Gross.

    Einige Dutzend tschechische Bürger legten Blumen und Kerzen vor der amerikanischen Botschaft in Prag nieder, unter ihnen auch Präsident Vaclav Havel. In einer Erklärung des US-Botschafters vom Mittwoch heißt es wörtlich: Präsident Havel und viele tschechische Vertreter haben uns der Sympathie und der Anteilnahme des tschechischen Volkes und seiner Regierung versichert. Wir danken für diese Sympathie- und Unterstützungsbekundungen. Stapleton gab am Abend bekannt, dass die US-Botschaft in Prag am Donnerstag wieder den gewohnten Betrieb aufnehmen werde. Man fühle sich sicher, fügte der Botschafter hinzu. Nach der US-Botschaft, wurde am Mittwoch auch die israelische Botschaft in Prag geschlossen. Botschaftssprecher Oren Anolk erklärte, es handele sich dabei um eine reine Präventivmaßnahme.

    Die tschechischen Fluggesellschaften strichen am Mittwoch ihre Flüge in die USA und nach Israel. Ein CSA-Sprecher teilte allerdings am Mittwochabend mit, man rechne für Donnerstag mit der Wiederaufnahme des Flugverkehrs mit den USA. Bei allen CSA-Flügen gelten derzeit erhöhte Sicherheitsmaßnahmen.

    Wegen der Terroranschläge in den USA hat auch der irische Premier Bertie Ahern seinen für Donnerstag geplanten Tschechienbesuch abgesagt. Grund ist ein Staatstrauertag, den man in Irland für Freitag ausgerufen hat. Ahern sollte u.a. mit Vaclav Havel und Vizepremier Vladimir Spidla zusammenkommen.

    Auch die tschechischen Kirchen haben ihr Mitgefühl und ihre Anteilnahme an den Geschehnissen in New York und Washington zum Ausdruck gebracht. Die Bischöfe Böhmens und Mährens forderten alle Gläubigen auf, für die Opfer der Terroranschläge zu beten. Nicht nur in Prag, sondern auch in Ostrau und weiteren tschechischen Städten wurden die Glocken minutenlang geläutet. Am kommenden Samstag soll im St. Veitsdom in Prag ein ökumenischer Gottesdienst zum Gedenken an die Opfer stattfinden.

    Mehr zu den tschechischen Reaktionen auf die Terroranschläge in den USA erfahren Sie in unserer Sonderausgabe des Tagesechos, im Anschluss an die Nachrichten.

    Nun zu weiteren Neuigkeiten:

  • 13.09.2001

    Die tschechische Regierung hat am Mittwoch den von Innenminister Stanislav Gross vorgelegten Extremismusbericht verabschiedet. Darüber informierte Regierungssprecher Libor Roucek. Der Bericht sieht u.a. die Einrichtung einer ständigen Regierungskommission zum Kampf gegen den Extremismus vor. Außerdem soll dem Premier jeden Monat ein Bericht über Straftaten mit extremistischem Hintergrund übergeben werden. Aus dem Bericht des Innenministers geht hervor, dass im Jahr 2000 die Zahl der extremistischen Straftaten gegenüber dem Vorjahr um 15,2% zugenommen hat.

  • 13.09.2001

    Das Kernkraftwerk Temelin sei aus technischer Sicht sicher und bereit für den kommerziellen Betrieb. Das geht aus der neuesten Studie hervor, die das Institut für Atomenergie der österreichischen Universitäten in Zusammenarbeit mit der österreichischen Gesellschaft für Kerntechnologie erstellt hat. Ein Sprecher des Institutes sagte gegenüber der tschechischen Nachrichtenagentur CTK, Temelin sei aus sicherheitstechnischer Sicht vergleichbar mit ähnlichen westeuropäischen Einrichtungen.

  • 11.09.2001

    EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen hat sich gegen eine internationale Konferenz über das südböhmische Atomkraftwerk Temelin ausgesprochen. Er könne eine entsprechende Anregung aus Reihen des Europäischen Parlaments nicht unterstützen, da Tschechien selbst eine solche Veranstaltung nicht wolle, zitierte die Prager Nachrichtenagentur CTK am Montag Verheugen nach einem Treffen mit dem tschechischen EU- Chefunterhändler Pavel Telicka in Brüssel.

    Verheugen sprach sich stattdessen für eine schnelle Beendigung der Gespräche aus, die Tschechien und Österreich seit Jahresbeginn über die umstrittene Anlage führen.

  • 11.09.2001

    Das südböhmische Atomkraftwerk Temelin musste für die Messung an einem Turbinenteil für etwa fünf Tage vom Netz genommen werden. Die Leistung sei am Mittag von 35 auf drei Prozent heruntergefahren worden, sagte Werkssprecher Milan Nebesar. Im Rahmen mehrerer Tests habe man am Wochenende auch zwei der vier Hauptzirkulationspumpen abgeschaltet, sagte Nebesar. Die Anlage habe darauf zufriedenstellend reagiert. Auch in dem im Bau befindlichen zweiten Block seien Tests erfolgreich beendet worden, sagte Nebesar. Die grenznahe Anlage wird wegen angeblicher Sicherheitsmängel von Deutschland und Österreich kritisiert.

  • 11.09.2001

    Großbritannien hält die Einreisekontrollen der britischen Beamten auf dem Prager Flughafen für erfolgreich. Ihre Aufhebung betrachtet die britische Seite trotzdem für verfrüht. Seit Ende August, da die britischen Beamten auf den Flughafen zurückgekehrt sind, ist die Zahl der aus Tschechien stammenden Asylsuchenden in Großbritannien rasant gesunken, sagte am Montag der Nachrichtenagentur CTK der Sprecher der britischen Botschaft in Prag Zbynek Havranek. In der zweiten Welle der Kontrollen, die am 27. August wieder eingeführt wurden, haben die britischen Beamten 16 Passagiere an ihrer Ausreise gehindert, in der ersten waren es innerhalb von drei Wochen ca. 120 Menschen.

  • 10.09.2001

    Der tschechische Vize-Außenminister Pavel Telicka äußerte am Sonntag vor den Außenministern der EU-Mitgliedsstaaten sowie der Beitrittskandidaten, dass die Tschechische Republik ein gleichberechtigter Teilnehmer und kein bloßer Beobachter in dem Konvent sein wolle, auf dessen Einberufung sich die EU-Außenminister auf ihrem zweitägigen Treffen am vergangenen Wochenende in der Nähe von Brüssel geeinigt hatten. Der Konvent soll sich aus Vertretern der nationalen Regierungen und Parlamente, des Europäischen Parlamentes sowie der Europäischen Kommission zusammensetzen und ab Frühling 2002 über die künftige Gestalt der europäischen Integration debattieren. Für die Nachrichtenagentur CTK führte Telicka weiter aus, es sei sinnvoll und nützlich, wenn Tschechien auf diesem Forum eine vollwertige Position inne hätte. Die würde eine positive Auswirkung auf die öffentliche Meinung im eigenen Land haben und für die Union keine negativen Konsequenzen mit sich bringen, da der Konvent keine politischen Entscheidungen treffen soll.

  • 09.09.2001

    Die Forderung der Abgeordneten des Europäischen Parlaments, eine internationale Konferenz über die Zukunft des umstrittenen südböhmischen Kernkraftwerks Temelin einzuberufen, lehnt der Vertreter Tschechiens bei der Europäischen Union, Libor Secka, ab. Dies berichtet die Wochenzeitschrift "European voice" und fügt hinzu, dass Secka keine Notwendigkeit für eine solche Konferenz sehe, da Temelin bereits Gegenstand von Gesprächen mit den Nachbarstaaten Tschechiens auf hoher Ebene sei. Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments hatten auf ihrer jüngsten Sitzung in Straßburg in einer Resolution über die Tschechische Republik die Europäische Kommission dazu aufgerufen, eine internationale Konferenz zu veranstalten und die Möglichkeiten und Kosten für die Stillegung Temelins sowie Angebote für die Finanzierung eines solchen Schrittes zu erwägen. Die Europäische Kommission nahm zu diesem Vorschlag jedoch eine eher ablehnende Haltung ein.

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