Nasa startet Projekt zur Klimaforschung in einem Urwald in Südböhmen

Foto: Petr Kološ, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Die Erde erwärmt sich nachweislich durch menschliches Tun, deswegen hat die Klimaforschung immer mehr an Bedeutung gewonnen. In ein solches Forschungsprojekt ist auch ein besonderes Waldstück in Südböhmen eingebunden.

Foto: Petr Kološ,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Über dem Sophien-Urwald im Gratzener Bergland (Novohradské hory) kreist seit Dienstagmorgen ein kleiner unbemannter Hubschrauber. Er gehört zur Ausstattung der Schweizer Firma Aeroscout und dient für luftgestütztes Laserscanning (LIDAR). Was am Dienstag und den zwei Folgetagen zu scannen ist, erklärt der tschechische Forstwissenschaftler Tomáš Vrška:

„Der Hubschrauber scannt alle Bäume mit einer Auflösung von 5000 Punkten je Quadratmeter, was eine einzigartige Dichte von Punkten ist. Die daraus gewonnenen Daten haben großen Wert für uns, denn sie geben uns ein sehr exaktes und klassifiziertes Bild über den Wald als Ganzes.“

Foto: Petr Kološ,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Das Erfassen von Daten über den Sophien-Urwald gehört zu einem Forschungsprojekt der Nasa. Die amerikanische Raumfahrtbehörde möchte nämlich unter anderem per Satellit erkunden, welche Bäume wie viel Kohlenstoff speichern können. Der Sophien-Urwald ist schon vor 180 Jahren unter Naturschutz gestellt worden. Die amerikanischen Experten hätten ihn ausgewählt, weil er am besten die Wälder mittlerer Lagen in Kontinentaleuropa wiederspiegle, sagt Tomáš Vrška. Die Amerikaner seien aber noch aus einem anderen Grund hier hergekommen, so der Forstwissenschaftler:

„Der Sophien-Urwald ist global gesehen kein besonders spezifischer Wald. Doch er ist anhand des weltweiten Netzwerkes Forest GEO ausgewählt worden. Die Nasa hat unter anderem festgestellt, dass wir bereits über sehr genaue Daten über diesen Urwald verfügen. Denn wir setzen schon seit sieben Jahren Erdscanner zur Datenerfassung ein. Wir waren also methodisch am weitesten fortgeschritten, und deswegen haben wir auch das Angebot von den Amerikanern erhalten.“

Tomáš Vrška  (Foto: Archiv der Mendel-Universität in Brno)
Sehr lobend über die gute Vorarbeit der tschechischen Wissenschaftler äußerte sich dann auch Casey Koshwin von der amerikanischen Brown University:

„Die tschechischen Wissenschaftler haben wirklich ein enormes Stück Arbeit geleistet. Die von ihren Erdscannern gewonnenen Daten werden wir mit den von den Schweizer Forschern aus der Luft erfassten Daten vergleichen. Alles zusammen wird dann durch eine Software ausgewertet, die gleichfalls in Tschechien entwickelt wurde. Wir sind also nicht nur des einzigartigen Urwalds wegen hier hergekommen, sondern auch um mit den hiesigen Experten zusammenzuarbeiten.“

Doch welchem Zweck soll diese Zusammenarbeit dienen? Dazu noch einmal Tomáš Vrška:

„Angesichts des Klimawandels wird bewusst damit gerechnet, Kohlenstoff speichern zu können, um so die Erderwärmung zu verlangsamen. Bisher haben wir aber noch nicht genügend Erkenntnisse darüber, wie viel Kohlenstoff unsere Wälder aufnehmen können. Ebenso fehlen uns Informationen darüber, wie viel Kohlenstoff die Wälder wieder an die Atmosphäre abgeben. Das alles soll in unserem Projekt genauer untersucht werden. Und dies könnte dann vielleicht ein Schlüsselergebnis sein für die Erkenntnis, ob wir so die Erderwärmung auf bestimmte Weise verzögern, wenn wir sie schon nicht mehr aufhalten können.“