Natürliches Gleichgewicht nicht in Sicht

Gerald Schubert mit Vladimir Spidla (links)

Gleich zu Beginn geht es für einen Sprung ins Herz der Europäischen Union, nach Brüssel. Der ehemalige tschechische Premierminister Vladimir Spidla ist heute EU-Kommissar für Arbeit und Soziales. Immer länger leben mit immer weniger Kindern ist längst ein EU-weites Phänomen, sagt Spidla:

Gerald Schubert mit Vladimir Spidla  (links)
"Vielleicht gibt es kein europäisches Land, das diesbezüglich im Gleichgewicht ist. Für ein natürliches Gleichgewicht braucht man 2,1 lebend geborene Kinder pro Frau. Ich kenne kein Land, wo es das gibt. In Frankreich beträgt diese Zahl ungefähr 1,9. Das ist ziemlich gut. Aber alle anderen Länder sind in einer schwierigeren Lage."

Sozialpolitische Konzepte wie höhere Familienbeihilfe oder ein besseres Netz von Kinderbetreuungseinrichtungen können hier zwar bedingt gegensteuern. Die Richtung, die unsere Gesellschaft nimmt, die ist für Vladimir Spidla aber klar:

"Europa wird allmählich älter. Wir rechnen zum Beispiel damit, dass im Jahr 2030 die Zahl der Menschen, die älter als achtzig Jahre sind, dreimal so groß sein wird wie jetzt. Und es werden ungefähr 20 Millionen Arbeitskräfte fehlen."

Wird also in Zukunft auch vermehrte Migration nach Europa nötig sein, um diese schwindenden Humanressourcen auszugleichen? Eine politisch überaus heikle Frage. Zunächst aber stehen wir vor der Herausforderung, das Alter selbst neu zu definieren. Denn die Zahl der Rentner wächst. Und mit ihnen auch die Zahl derer, die zwar in bestimmten Bereichen Betreuung brauchen, sich insgesamt aber noch lange nicht zum alten Eisen zählen.