Neue „Erste Dame“ in Tschechien: Eva Pavlová will vor allem Alleinerziehenden helfen

Eva Pavlová und Petr Pavel

„První dáma“, zu Deutsch: Erste Dame – das ist im Tschechischen die gängige Bezeichnung für die Gattin des Staatspräsidenten. Denn einen „ersten Herren“ hat es im Land bisher noch nicht gegeben. Die „Erste Dame“ begleitet ihren Mann für gewöhnlich bei seinen repräsentativen Auftritten und Besuchen. Darüber hinaus wird von ihr gesellschaftliches Engagement erwartet. Olga Havlová, die erste Frau von Václav Havel, gründete etwa eine Stiftung für Menschen mit Behinderung. Seit dem 9. März hat Tschechien eine neue „Erste Dame“, nämlich Eva Pavlová. Wie plant sie, das Amt ihres Mannes Petr Pavel zu ergänzen? Und wie sah ihr bisheriger Lebensweg aus?

Seine Frau möge die Bezeichnung „první dáma“ nicht, sagte Petr Pavel bei seiner Ansprache auf dem Balkon zum Burghof unmittelbar nach seiner Amtseinführung am 9. März. Aber so wie er selbst verstehe auch seine Ehefrau die Funktion des Präsidentenpaares als Dienst am Volk und nicht für die eigenen Interessen, betonte das neue Staatsoberhaupt.

Dem Land zu dienen hat sich Eva Pavlová schon lange vor der Wahl ihres Mannes zum Präsidenten entschlossen. Sie trägt den Grad eines Oberstleutnants und hat, wie ihr Mann Petr Pavel auch, eine Militärkarriere absolviert. Bei einem Wahlkampfauftritt im vergangenen Sommer blickte sie zurück:

„Wir sind keine Soldaten geworden, um irgendwo im Büro zu sitzen. Sondern vor allem darum, weil wir damals bereit waren, unser Land zu verteidigen.“

Petr Pavel und seine Frau Eva Pavlová | Foto: Barbora Navrátilová,  Radio Prague International

Militärische Laufbahn

Geboren wurde sie als Eva Zelená 1964 in Šumperk / Mährisch Schönberg. Zunächst studierte sie an der Militärfachschule für Frauen im slowakischen Košice / Kaschau, anschließend an der Militärisch-politischen Akademie in Bratislava. Um dort aufgenommen zu werden, trat sie in die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei ein und im November 1989 wieder aus. Zu seiner Parteimitgliedschaft wurde auch Petr Pavel während seines Wahlkampfes intensiv befragt. Eva Pavlová bezeichnete ihren Schritt in einem Interview für die Zeitschrift „Přítomnost“ (Gegenwart) im vergangenen Jahr als einzigen Weg, die gewünschte Karriere einzuschlagen – und rückblickend als Fehler.

Petr Pavel lernte Eva 1985 im Armeestützpunkt Prostějov / Proßnitz kennen. Beide wurden erst später ein Paar und heirateten 2004 in Olomouc / Olmütz. Es wird tradiert, dass Eva eine bessere Schützin sei als ihr Mann. Sie hatte aber auch Gelegenheit, ihre kommunikativen Fähigkeiten auszubilden. Während Petr Pavel Generalstabschef der tschechischen Armee war, übernahm Eva die Kommunikation mit den in Tschechien tätigen ausländischen Militärattachés.

Petr Pavel | Foto: Tschechische Armee

2015 bis 2018 war Petr Pavel Vorsitzender des Militärausschusses der Nato. Schon in dieser Funktion wurde er auf seinen Reisen von seiner Ehefrau begleitet. All diese Erfahrungen hätten nichts an ihrem eher zurückhaltenden Charakter geändert, gibt Eva Pavlová in einem Interview für das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen (ČT) zu:

„Ich habe ihn auf den Dienstreisen in vielen Ländern begleitet. Dabei wurden wir streng geprüft und hatten Personenschutz. Es gab aber keine so große mediale Aufmerksamkeit. Diese ist etwas, mit dem ich mich nicht so richtig wohl fühle.“

Alice Masaryková | Foto: Museum der Hauptstadt Prag

Eva Pavlová ist die zwölfte „Erste Dame“ seit Gründung der Tschechoslowakei 1918. Die erste in dieser Reihe, Charlotta Garrigue Masaryková, war zuvor schon lange Jahre gesellschaftlich aktiv und trug dazu bei, dass in der ersten tschechoslowakischen Verfassung von 1920 das Wahlrecht sowohl für Männer als auch für Frauen verankert wurde. Aus gesundheitlichen Gründen überließ sie aber bald die repräsentativen Aufgaben an der Seite des Präsidenten Tomáš Garrigue Masaryk ihrer ältesten Tochter Alice – und auf diese geht die Tradition karitativer Aktivitäten auf der Burg zurück.

Hana Benešová, die Ehefrau von Edvard Beneš, setzte das wohltätige Engagement fort und bot sich der Bevölkerung als Stütze in schwierigen Zeiten an. In ihrer Neujahrsansprache 1946 wandte sie sich über den Rundfunk an die Frauen Tschechiens.

In den schweren Momenten des Krieges seien die Frauen geradezu entdeckt worden. Damals hätten sie ihre sittliche Kraft und ihre Widerstandsfähigkeit bewiesen, proklamierte Benešová.

Vorbild Olga Havlová

Václav Havel und Olga Havlová | Foto: Ondřej Němec,  Výbor dobré vůle,  CC BY 4.0 DEED

In der Aufbruchszeit nach der Wende von 1989 nahm auch die erste Ehefrau von Václav Havel, Olga, eine aktive Rolle ein. Sie widmete sich vor allem Menschen mit Behinderung und gründete ihre eigene Stiftung: den „Ausschuss des guten Willens“, der weltweit renommiert ist und bis heute einen Ehrenpreis für gesellschaftliches Engagement verleiht. Michael Žantovský – ehemaliger Diplomat, Vertrauter Václav Havels und heute Leiter der Václav-Havel-Bibliothek in Prag – erinnerte sich im Tschechischen Fernsehen:

„Olga Havlová war mit Sicherheit keine typische ‚Erste Dame‘. Sie war eine sehr eigenständige Persönlichkeit und hat von Anfang an deutlich gemacht, dass sie sich an dem zeremoniellen und formellen Betrieb des Präsidentenamtes nicht allzu sehr beteiligen wolle. Desto mehr hat sie sich auf ihre Tätigkeiten in der Stiftung konzentriert sowie auf andere humanitäre Aktivitäten.“

Ivana Zemanová | Foto: Markéta Kachlíková,  Radio Prague International

Die bisher letzte „první dáma“ war Ivana Zemanová. Die Ehefrau von Miloš Zeman trat im Gegensatz zu vielen ihrer Vorgängerinnen kaum öffentlich in Erscheinung. Vielmehr ließ sie sogar das sogenannte Sekretariat der Ersten Dame auf der Prager Burg auflösen. Dies wurde einst von Olga Havlová eingerichtet, und an diese will Eva Pavlová nun wieder anknüpfen. Tatsächlich bezeichnet sie die erste „Erste Dame“ der Nachwendezeit auch als eines ihrer Vorbilder.

Seit dem Wahlerfolg ihres Mannes Petr hat Eva Pavlová einige Andeutungen gemacht, wie sie die erlahmte Tradition der aktiven Präsidentengattin wiederbeleben wolle. Schon beim Wahlkampfauftritt im vergangenen Sommer betonte sie:

„Ich bin mir bewusst, dass es sich um eine einmalige Möglichkeit handelt, die Rolle der ‚Ersten Dame‘ und damit auch die Position der Frauen und Familien zu stärken.“

Dabei wolle sie sich auf die Unterstützung von alleinerziehenden Frauen konzentrieren, so Pavlovás Ankündigung. Als Motivation verweist sie darauf, dass auch sie ihre Tochter aus erster Ehe allein großgezogen habe. Im Tschechischen Fernsehen führte sie aus:

„Seit der Zeit, als ich in dieser Situation war, hat sich noch nicht viel geändert. Das hat mich natürlich überrascht. Es quält mich, dass es auch heute nicht leicht ist für alleinerziehende Frauen.“

Eva Pavlová und Petr Pavel | Foto: René Volfík,  Tschechischer Rundfunk

Aufmerksam machen wolle sie zudem auf die Diskriminierung von Frauen in der Gesellschaft, so Pavlová weiter. Und ein weiteres Thema seien für sie Scheidungen und ihre Prävention:

„Mittlerweise weiß ich, wie hoch die Scheidungsrate in Tschechien ist und wie schwer es die Kinder der betroffenen Paare haben. Darum würde ich mich sehr gern der Familie als solcher widmen.“

Polarisierendes Thema

Eva Pavlová | Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Die Ambitionen Eva Pavlovás stoßen in der tschechischen Öffentlichkeit nicht nur auf Anerkennung. In den sozialen Netzwerken werden ihre Pläne durchaus kritisch diskutiert. Ihre Bestrebungen würden aber jener Dynamik entsprechen, mit der ihr Mann Petr Pavel das Präsidentenamt angehe, räumt Anna Durnová ein. Die Politologin von der Universität in Wien kommentierte im Tschechischen Fernsehen, dass die angesprochenen Themen in Tschechien noch nicht wirklich etabliert seien:

„Die Probleme von Alleinerziehenden waren bis vor kurzem noch ein sehr polarisierendes Thema. Die Diskussion in Tschechien ist in Bezug auf die Betroffenen bisher normativ belastet. Dahingehend könnte Eva Pavlová es leicht haben, denn sie eröffnet sehr wichtige und brennende Themen. Diese sind aber auch schwierig. Eine medial sichtbare und geschätzte ‚Erste Dame‘ kann diese Dinge allerdings auf eigene Weise ins Gespräch bringen.“

Es sei hilfreich, fährt die Politologin fort, dass Pavlová beim Thema Alleinerziehende ihre eigene Geschichte einbringen. Und auch in punkto Geschlechtergleichheit könne die Präsidentengattin mit ihren persönlichen Erfahrungen in der Armee neue Blickwinkel anbieten.

Neue Blickwinkel scheint Eva Pavlová auch selbst gern kennenzulernen. Erst seit dem vergangenen Jahr ist sie nämlich außerdem politisch aktiv. Als parteilose Vertreterin sitzt sie in der Gemeindevertretung ihres Wohnortes Černouček, 40 Kilometer nördlich von Prag. Als ihre Hobbys gibt die neue „Erste Dame“ Tschechiens Skifahren, Fotografieren und – ganz in Übereinstimmung mit ihrem Mann – Motorradfahren an.

Eva Pavlová ist im Übrigen Oberstleutnant in Reserve. Bis zum Renteneintritt kann sie also jederzeit von der Armeeführung einberufen werden.

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Autoren: Daniela Honigmann , Josefína Folprechtová , Viktor Daněk
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