Fast fünf Wochen Fußball satt aus dem fernen Südafrika, farbenfrohe TV-Bilder aus dem Land am Kap der Guten Hoffnung und das notorische Dröhnen der Vuvuzelas – da verlangt auch der verrückteste Fußballfan nach einer Pause. Der Fan aus Tschechien bekommt sie aber nicht, denn seine Kicker waren bei der WM auch nicht dabei. Deshalb startet dieses Wochenende bereits die höchste Spielklasse des Landes, die Gambrinus-Liga, in eine neue Saison.
Neue Saison der Gambrinus-Liga fängt an (Foto: ČTK)
Die tschechische Gambrinus-Liga, in der 16 Mannschaften spielen, wird noch stärker ins Bild gerückt. Gleich vier TV-Gesellschafen werden pro Spieltag vier Begegnungen live übertragen – und damit genau die Hälfte aller 240 Ligaspiele. Damit fließt auch mehr Geld in die Kasse des nationalen Fußballverbandes (ČMFS), der einiges davon an die besten Vereine weitergibt. So erhalten die besten fünf Teams am Saisonende verdoppelte Prämien, davon der Meister allein umgerechnet knapp 600.000 Euro.
Den Titel verteidigt Rekordmeister AC Sparta Prag, der am Samstag beim Aufsteiger aus Hradec Králové / Königgrätz antritt. Eine Auftaktpartie, auf die sich Meistertrainer Jozef Chovanec sehr freut:
Jozef Chovanec (Foto: ČTK)
„Das wird ein gutes Spiel zum Start der Liga. In Hradec Králové kamen immer sehr viele Zuschauer, besonders wenn Sparta hier zu Gast war.“
In der Tat, das Stadion in der ostböhmischen Elbestadt ist seit Tagen ausverkauft, doch leider bietet die veraltete Fußballstätte nur noch 6000 Zuschauern Platz.
Slavia Prag (Foto: ČTK)
Ein mit 20.000 Zuschauern volles Haus sollte dagegen das erste Prager Derby der Saison erleben – das Duell der Rivalen Bohemians 1905 und Slavia, die beide im Stadtteil Vršovice zu Hause sind. Ab dieser Saison sind sie es aber in ein- und demselben Stadion, der modernen Synot Tip Arena, in der sonst nur Slavia spielt. Das Stadion Ďolíček wurde nicht mehr für den Spielbetrieb zugelassen, deshalb musste Bohemians zum Nachbarn ausweichen. Diese Situation missfällt den Fans beider Teams, die Saison-Auftaktpartie am Freitag wollen sie deswegen zum großen Teil boykottieren. Eine Reaktion, die Bohemians-Trainer Pavel Hoftych nicht verstehen kann:
Synottip-Arena (Foto: www.synottiparena.cz)
„Wenn wir als Aufsteiger der vorigen Saison gleich zum Auftakt bei Slavia angetreten wären, dann wäre das Spiel ausverkauft gewesen. Umso mehr enttäuscht es mich, dass jetzt davon gesprochen wird, die Partie könnte nur von sieben- bis zehntausend Zuschauern besucht werden. Es ist das Derby in Vršovice, und ein solches Spiel sollte ausverkauft sein.“
Egal, wie viele Zuschauer letztlich kommen werden, für genügend Zündstoff ist also schon vor dem ersten Anpfiff der Saison gesorgt. Zumal die Spieler in den rot-weißen Trikots von Slavia das erste Mal in ihrer Geschichte im eigenen Stadion als Gast auflaufen…
Trotz der spannenden Spiele, die gleich der erste Spieltag bietet, scheint eine Frage schon im Voraus beantwortet: Wer wird Meister? Jedenfalls wenn man dem Orakel Glauben schenken möchte, das hierzulande gesprochen hat. Es stammt aber nicht von der weltberühmten Krake Paul, sondern seiner Namensvetterin, der Hündin Paula. Sie sei im Fußball geschult, da sie die WM am Fernsehen intensiv mitverfolgt habe, so ihr Besitzer. Daher ließ er seine Paula jetzt aus 16 Würsten, die vor die Embleme der 16 Mannschaften gelegt wurden, die Meisterwurst heraussuchen – und welche Überraschung: am besten schmeckte dem Hund die Wurst des FK Mladá Boleslav!
